Einen Abschiedsbrief an seine Zigaretten schreiben?
Ich habe nie geraucht und habe daher auch keine Erfahrungen mit dem Rauchstopp. Daher weiß ich nicht, was da wirklich hilft und was nicht. Ich habe vor kurzem von dem Ansatz gelesen, dass man als (Noch-)Raucher einen Abschiedsbrief an seine Zigaretten schreibt und dort eben erwähnt, dass die Zigaretten einem nicht gut tun, dass sie Gift sind und dass man daher aufhören möchte zu rauchen. Kann so eine Methode tatsächlich funktionieren? Kann man so besser mit dem Rauchen aufhören oder haltet ihr das für Unsinn? Was sind die Vorteile und Nachteile dieser Methode?
Ich verstehe nicht, was das bringen soll. Ich habe mal geraucht und war mir immer bewusst, dass das ein teures und potentiell tödliches Hobby ist. Ich hätte das nicht aufschreiben müssen um mir dessen bewusst zu werden.
Meine Versuche aufzuhören waren auch begleitet von Maßnahmen, die mir vor Augen führen sollten wie schädlich Rauchen ist oder wie viel Geld ich dafür ausgebe. Gebracht hat es nie etwas. Ich habe schließlich endgültig aufgehört zu Rauchen weil ich nach einer Grippe mit Zwangspause einfach nicht mehr angefangen habe.
Ich habe noch nicht geraucht, aber es gibt ja durchaus auch unterschiedliche Möglichkeiten, das anzugehen, wenn man damit aufhören möchte. Ich kann mir vorstellen, dass so ein Abschiedsbrief an die Zigaretten dabei tatsächlich manchen Menschen helfen kann, die es sich im Alltag eben nicht so bewusst machen, wie schädlich die Zigaretten sind. Mit so einem Brief fällt es dann vielleicht auch leichter, mit dem Rauchen aufzuhören.
Das Schreiben von Abschiedsbriefen ist gar keine so seltene Methode in der Psychotherapie und wird auch bei anderen Suchterkrankungen gerne angewandt. Sie ist ein Mittel, das in der frühen Therapie zur Motivationsförderung und zur Schaffung von Krankheitseinsicht eingesetzt wird, und ist im Prinzip nichts anderes als eine etwas persönlicher verpackte Pro- und Kontraliste. Meistens wird der Patient dazu aufgefordert, in seinem Brief sowohl die "guten" als auch die "schlechten" Aspekte seiner Erkrankung niederzuschreiben und sich damit bewusst zu werden, was ihn in der Sucht festhält und was ihm daran aber auch Lebensqualität raubt.
Ein Raucher könnte beispielsweise in seinem Brief der Zigarette dafür danken, dass sie ihm in jeder schweren Lebenslage zur Seite gestanden, ihn entspannt und motiviert hat, dass sie ihm beim Kontaktaufbau zu anderen geholfen und ihm in der Jugendzeit Anerkennung durch die Gleichaltrigen verschafft hat. Allerdings würde er dann eventuell auch den Abschiedswunsch damit rechtfertigen, dass ihn finanzielle Nöte, gesundheitliche Nachwirkungen und Konflikte in der Partnerschaft um das Thema "Rauchen" quälen.
Ob und wie wirksam eine solche Methode ist, kommt natürlich ganz darauf an, in welchem Maße der Patient auch zur Mitarbeit motiviert ist. Außerdem ist das Schreiben eines Briefes allein sicherlich kein Heilmittel, sondern lediglich einer der ersten Schritte einer langwierigen Therapie. Diese muss durch das Erlernen alternativer Strategien, Verhaltensregulation und gegebenenfalls medikamentöse Entwöhnung ergänzt werden. Nur dann ist ein Rauchstopp meiner Meinung nach auch effektiv möglich. In welcher Art und Weise die Psychoedukation am Anfang gestaltet wird, muss der Therapeut entscheiden. Da stehen neben den Briefen auch andere Optionen wie eben klassische Listen, die Metapher einer Waage oder sogar das Verfassen der eigenen Grabrede zur Verfügung.
Jeder Mensch ist anders und bei jedem wirkt etwas anderes. Manche kommen mit Nikotinkaugummis und Pflastern am besten zurecht. Manchen hilft es, die Menge der Zigaretten nach und nach zu reduzieren, andere hören lieber von einen Tag auf den anderen mit dem Rauchen auf. Manche haben viele Rückfälle und manche gar keinen. Manche nehmen sehr viel zu und manche nicht.
Ob so etwas mit dem Brief funktionieren kann, ist also ganz individuell und hängt von der entsprechenden Person ab. Ich bin mir sicher, dass das nicht bei jedem etwas bringt, wobei es sicher auch Menschen gibt, bei denen so etwas hilfreich ist. Manchen hilft es ja auch allgemein, seine Gefühle, Ängste und Ziele in Briefen zu verarbeiten. Das muss man dann eben für sich ausprobieren.
Es ist wie bei allem, man muss seinen eigenen Weg finden und sicherlich kann das eine Methode sein sich ganz bewusst zu machen, was man bisher vielleicht auch falsch gemacht hat, was man sich antut und so weiter. Es ist doch eigentlich klar, dass das nicht gesund ist und dennoch macht man es, es ist eine Sucht. Für den ein oder anderen Menschen können auch Bilder helfen, mit dem was man sich da eigentlich antut. Dennoch ist es nicht für jeden eine gute Methode, man muss seinen Weg finden und ganz viel Willensstärke mitbringen.
Wenn man sich dann leichter von seiner Sucht verabschieden kann, wieso nicht? Vielleicht mag es für den einen oder anderen seltsam klingen, aber manche Menschen brauchen eben einen klaren Schlussstrich und Abschied um sich zu befreien.
Ich glaube, dass diese Maßnahme nur bei wenigen Menschen funktioniert, aber es ist ja schon ein Erfolg, wenn diese dann auf die Zigarette verzichten. Wenn man diesen Brief von vorn herein als albern abtut, dann bringt es natürlich nichts.
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