Selbstbestimmung bei der Wahl ob Arbeit von zu Hauses aus?
Bei meinem Beruf könnte ich von zu Hause, also im Homeoffice, arbeiten. Bisher habe ich das nicht gemacht, weil ich auch mal raus will und ich in der Arbeit Kontakt zu Kollegen habe, den ich schätze. Die neue Regelung, dass es eine Homeofficepflicht geben soll, würde doch bedeuten, dass ich in Zukunft, wenn es geht, von zu Hause aus arbeiten muss oder?
Darf man sich das nach der neuen Regelung aussuchen, ob man als Angestellte von zu Hause aus arbeiten will oder in den betrieb fährt oder ist es wirklich Pflicht für alle? Kann mich der Chef zwingen, im Homeoffice zu arbeiten?
Es kommt drauf an, ob der Staat eine generelle Pflicht für Arbeitgeber vorgibt oder vorgeben kann. Meiner Meinung nach ist so ein Eingriff seitens des Staats nicht möglich, das würde einer Entmündigung oder Verstaatlichung von Betrieben wie zu DDR Zeiten führen. Der Betrieb muss immer eine Wahl haben bzw. bieten können, auch kann nicht jeder Betrieb Homeoffice anordnen, wenn es ihm nicht möglich ist oder nicht sichergestellt ist, dass der Arbeitnehmer die Arbeit von zu Hause aus im gleichen Umfang gewissenhaft und ordentlich erledigen kann, wie vor Ort auf Arbeit.
Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob man in der Sache unbedingt auf Konfrontationskurs mit dem Arbeitgeber gehen muss, schließlich sichert dieser einem ja aktuell das Einkommen und gibt eine Arbeitsstelle, wo viele die wegen der Pandemie gekündigt wurden, froh drüber wären, eine zu haben.
Ganz allgemein gefragt und nicht auf irgendwen direkt bezogen: Wenn die Möglichkeit geboten würde, von zu Hause aus zu arbeiten und der Arbeitgeber die Voraussetzungen schafft, warum nicht annehmen? Man spart sich jeden Tag die Fahrtkosten, kann in einem entspannteren Umfeld arbeiten und hat auch so keine Gründe mehr sein Kind in die Notbetreuung zu schicken, wo es sich dann vielleicht selbst noch irgendwo ansteckt, beziehungsweise auf dem Weg dahin.
Ins Homeoffice zu gehen bedeutet selbst Verantwortung für sich und indirekt auch Andere zu übernehmen. Ich verstehe einerseits, wenn nach Alternativen gesucht wird. Aber immer wieder und immer wieder eine Ausnahme haben zu wollen ist doch genau der Grund wo Lücken entstehen und die Krankheit eine Möglichkeit hat Jemanden zu infizieren. Wir wollen alle unser altes Leben zurück, also muss auch jeder etwas für tun oder unterlassen, wir sind doch ein Sozialstaat der nicht nur einseitig vom Staat her aus funktionieren muss sondern lebt auch vom Verhalten der Bürger mit.
Nebula hat geschrieben:Man spart sich jeden Tag die Fahrtkosten, kann in einem entspannteren Umfeld arbeiten
Was natürlich sicher nicht für alle Menschen gilt. Nicht für jeden bedeutet Arbeiten von Zuhause aus auch entspannteres Arbeiten. Es hängt halt sehr stark von den eigenen Wohnverhältnissen ab. Es kann entspannter sein als am Arbeitsplatz, aber es kann auch viel belastender sein. Wer zum Beispiel zuhause eine lebhafte Familie hat, oder aber auch in einer kleinen dunklen Wohnung wohnt, für den ist es eben im Büro am Arbeitsplatz oft deutlich angenehmer und entspannter als zuhause.
Ich selbst neige sowieso zu depressiven Verstimmungen, und wenn ich wochenlang ganz allein und isoliert zuhause arbeiten müsste, könnte ich mir wohl schon mal einen Platz in einer psychiatrischen Einrichtung reservieren, da ich vermutlich ziemlich schnell in eine mittelschwere depressive Phase rutschen würde. Ohne den Austausch mit einigen anderen Menschen und den täglichen Ortswechsel würde es ziemlich rasch abwärts gehen mit meinem psychischen Wohlbefinden.
Zum Glück arbeite ich in einem Krankenhaus und habe zum Teil auch vor Ort mit Geräten zu tun, sodass ich hoffe, dass mir Homeoffice bis auf weiteres erspart bleibt.
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