Lockdown-Moralisierer - nervt euch das belehrende Verhalten?
Der Lockdown und die ganzen Einschränkungen belasten das Leben irgendwie und man muss sich mehr oder weniger damit abfinden, dass nicht alles wie früher geht. Es gibt auch Menschen, die dann zu moralischen Monologen neigen und den großen Zusammenhalt heraufbeschwören, im Sinne von „da müssen wir nun alle an die anderen denken“ oder „wenn wir wieder normal leben wollen, dann müssen wir dies und jenes tun“ oder auch „ich bin ja einer der wenigen, die gar nicht mehr aus dem Haus gehen“. Solche oder so ähnliche Bemerkungen habe ich schon aus dem Bekanntenkreis gehört und ich muss sagen, das nervt mich sehr.
Meine Nachbarin meinte neulich zu mir, dass doch jeder für sich selbst verantwortlich ist. Und dem stimme ich zu. Ob ich mich komplett zu Hause verschanze oder im Rahmen der Möglichkeiten Kontakte pflege hat auf den verlauf der Pandemie keinerlei Einfluss. Wenn Leute sich dann zu solchen Moralpredigten aufschwingen und immer auf die anderen zeigen, wegen derer ja irgendwas nicht klappen würde und wenn nur alle so toll und beflissen wäre wie man selbst usw. - finde ich schon recht neurotisch. Das ist immer so ein „Ich bin besser als du“, was ich gar nicht leiden kann. Ich finde, so lange man nichts Verbotenes macht, ist es ok und da muss man sich keinem Rechtfertigungsdruck aussetzen, nur weil man nicht noch darüber hinaus geht.
Wie geht ihr mit solchen belehrenden Verhaltensweisen um? Warum verhalten sich manche so? Oder seid ihr sogar selbst solche Belehrer und findet das genau richtig, andere da immer wieder appellartig zu etwas aufzurufen?
Es kommt auf den Standpunkt an. Wenn es immer noch sehr viele Menschen gibt, die sich bewusst dazu entscheiden, gegen die Regeln zu verstoßen dann muss man sich auch nicht wundern, wenn die Moralkeulen geschwungen werden. Irgendwo denken diese Leute ja selbst, über den Dingen zu stehen.
Als Jemand der sich immer an die Regeln hält, fühle ich mich durch Menschen, die sich nicht an die Vorschriften halten, warum auch immer, irgendwo angestachelt die Meinung zu sagen denn Menschen die offen ihre Meinung kundtun, dass sie mit den Regeln nichts am Hut tun, zwingen einen ihre Meinung auch immer irgendwo auf, sei es durch Demos, Beiträge usw. Das Verhalten anderer Menschen beeinflusst immer irgendwo die eigene Handlungsweise, ein Stück auch die eigene Freiheit.
Andererseits ist es auch, sodass wenn es keine Belehrer gibt, die Menschen denken könnten, dass es ok ist, wenn die Regeln gebrochen werden, das Ganze wird dann verharmlost. Wenn mich was nervt, dann setze ich mich dem erst gar nicht aus, sondern suche Abstand zu dem oder der Person, welche mich nervt. Wenn z.B. Jemand meine Beiträge nerven würden, dann sage ich mir, einfach nicht lesen, drauf antworten, was auch immer.
Es kommt auf den eigenen Pelz, an den man hat sowie auf das eigene Selbstbewusstsein und die Fähigkeiten über Meinungen anderer zu stehen oder sich das nicht zu sehr an sich ran kommen zu lassen. Meinungen lassen sich nicht verbieten, egal in welche Richtung sie gehen. Irgendwo denke ich, dass wir alle Belehrer sind und sich Keiner davon ausnehmen kann, die Intensität machts dann halt.
Ich habe mich noch nie berufen gefühlt, andere zu erziehen, besonders keinr anderen Erwachsenen. Solange keine unmittelbare Gefahr besteht, können die anderen Leute von mir aus tun, was sie wollen. Und wer nach 10 Monaten Pandemie immer noch der Meinung ist, "an die anderen zu denken" sei moralinsaurer Schwachsinn, nun denn.
Statt dessen habe ich mir angewöhnt, meine Mitmenschen, wenn ihr Verhalten meine Lebensqualität erkennbar beeinträchtigt, herzhaft anzupflaumen. Wer jetzt den Schuss noch nicht gehört hat, braucht von mir keine freundlichen Appelle an solidarisches Verhalten erwarten, sondern ich steige gleich voll ein mit: Entweder Sie halten sich an die Spielregeln, oder ich muss Sie des Hauses verweisen!, wenn es etwa im Job nicht zu vermeiden ist. Privat gehe ich Menschen generell aus dem Weg, weil sie mich nerven. Deswegen kann mich umgekehrt auch niemand "belehren", weil ich seit Monaten sowieso nur noch mit Gesichtsfiffi aus dem Haus gehe, wenn ich Menschen treffen könnte. Falls dies schon "Moralisieren" ist, nun denn.
Nun die Anderen können aber auch wieder die sein, welche durch das Fehlverhalten Anderer wiederum an der Krankheit erkranken können, sei es die eigenen Großeltern, Kinder... von daher ist ein gesundes Denken an Andere wiederum schon notwendig. Viele kann man aber nicht mehr erreichen mit irgendwelchen Appellen, die sind eh schon gefangen in ihrer eigenen Welt.
Bei vielen nimmt das ganz komische Verhaltensmuster an, beispielsweise ein belehrendes Verhalten in Verbindung mit "drauf Warten, dass Andere gegen etwas verstoßen um diese dann anzuschei**en". Einige Nachbarn, welche man aushalten muss, sind da ganz groß drin, den halben Tag mit dem Handy an angekippten Fenstern hinter den Gardinen zu warten, bis Jemand ohne Maske vorbeiläuft.
In dem Moment wo ich selbst Jemanden zwecks einem Verstoß anpflaume, moralisiert man die Person ja auch irgendwo, von daher, keiner ist frei davon. Irgendwo ist es auch normal, sich Luft zu machen. Nicht jeder der gegen das Maskentragen ist, verstößt auch gegen die Regeln, das will ich auch klar herausstellen. Oft wird das ja gerne zusammen in einen Topf geworfen, nicht von mir. Man will niemanden kriminalisieren etc. !
Lockdown-Moralisierer? Das sind doch die, die gebetsmühlenartig das "Bleibt zuhause" predigen oder einen gleich anzeigen wollen, wenn die Maske mal verrutscht, oder? Ich rede jetzt von den Hardlinern, dazwischen gibt es unzählige Nuancen, die sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung gehen. Ja, mich nerven diese belehrenden Menschen.
Aber ich unterscheide durchaus auch zwischen gut gemeint und nervigem Belehren, das eine negative Richtung einschlagen kann. Wenn es mir zu blöd wird, stehe ich auf und verlasse den Raum und lasse die Person einfach stehen, denn oft kommt man mit Argumenten nicht weiter.
Tritt mir jemand zu nahe, dann kann es sein, dass ich denjenigen anpflaume. Belästigt jemand andere, kann ich auch unangenehmer werden. Meistens versuche ich das Ganze mit einem lockeren Spruch zu entschärfen. Aber ich kann auch anders. Jedoch ist nicht jeder, der sich gegen bestimmte Maßnahmen ist, gleich ein Querdenker, Maskengegner oder ein antisoziales Geschöpf. Da muss man die Zwischennuancen mit betrachten.
Ich kenne das auch. Manche Menschen gehen mit dem, was sie fordern, über das Gesetzliche hinaus und verlangen dann auch von anderen, dass die es genauso tun sollen, obwohl es dafür gar keine Grundlage gibt. Beispielsweise habe ich als Gewerbetreibender zu Silvester legal Feuerwerk gekauft und in meiner Region durfte man auch welches zünden, was ich auch gemacht habe. Und da gibt es echt Leute, die, wenn man denen das erzählt, wie einen hysterischen Anfall bekommen und einem unterstellen wollen, man würde da sonstwas Böses tun. Sowas nervt sehr. Ich glaube, solche Menschen sind tief im Inneren sehr frustriert und mich sich sowie der Welt unzufrieden, sondern würden sie einfach anderen ihren Spaß lassen und da bleiben wo der Pfeffer wächst.
Genauso gibt es wirklich Menschen, die anderen überwachen das gab es aber auch schon vor Corona. Beispielsweise haben wir ein Paar in der Nachbarschaft, das darauf achtet, ob alle den Müll korrekt trennen und der Mann hat es echt schon einmal fertig gebracht, bei mir zu klingeln und sich zu beschweren, weil er meinte, ich hätte etwas in den Restmüll getan, was da nicht rein gehört. Da fragt man sich auch, was mit solchen Leuten im Oberstübchen nicht stimmt. Aber letztlich bekommt man die Leute ja nicht weg, man wohnt eben da und die leider auch. Wenn man also wieder mal irgendwas entsorgen will, was verdächtig aussieht, muss man dann wohl entweder alles gut verstecken und man entsorgt es gleich wo anders. Aber insgeheim stelle ich mir immer vor, wie schön es wäre, den Leuten den Müllbeutel mal um die Ohren zu hauen.
Bei Corona ist es ähnlich. Es gibt Menschen, die gucken einen böse an, wenn man keine Maske trägt – auch wenn an der jeweiligen Stelle das Tragen einer Maske keine Pflicht ist. Es gibt Leute, die gehen gar nicht mehr raus und feiern sich da als großen Held oder die reagieren zickig, wenn sie mitbekommen, dass man noch Kontakte pflegt, obwohl das ja auch in gewissem Rahmen erlaubt ist. Immer und überall gibt es Menschen, die sich in das Handeln anderer einmischen müssen und oft (nicht immer, aber mehrheitlich) sind das Frauen, frustrierte Frauen.
Generell bin ich ein Mensch, der jeden machen lässt, aber bei Corona bin ich da schon deutlicher und sage auch, was mich da nervt. Ich meine Menschen gehen pleite, sterben und so weiter, weil sich niemand so richtig zusammenreißen möchte und wenn ich dann hier schreibe, dass man doch auch zu Hause bleiben kann, dann finde ich das nicht falsch, denn es wird ja durchaus dazu geraten möglichst wenig Kontakte zu haben. Letztendlich muss jeder selber wissen, was er macht und was er auch für sich verantworten kann, aber mich nervt es einfach an, dass ich wegen solchen Leuten dann noch länger zu Hause sitze. Sicherlich müsste ich das auch nicht und könnte auch draußen Leute treffen, aber ich will niemanden gefährden.
Ich würde nun nicht umher brüllen und andere Leute verbal runtermachen, weil sie sich nicht daran halten, aber ich finde es einfach unfair und das kann man ja auch so sehen. Jeder kann doch zu dem Thema auch seine Meinung haben. Selbstständige tun mir besonders leid. Die können dann nichts mehr bezahlen und gehen pleite, weil sie nicht arbeiten können, weil die Zahlen weiter hoch bleiben, da sich einige Menschen nicht dran halten und ja es ist schön andere Menschen zu treffen und so weiter, aber sozial sollte man schon bleiben und verantwortlich handeln.
Das klingt vielleicht belehrend, aber ich bin wirklich schon sehr lange zu Hause, trage jede Maßnahme mit und bin sehr vorsichtig, nicht für meine Großeltern, denn ich habe keine mehr, aber andere Menschen haben Großeltern, Eltern. Das mag extrem klingen, rechthaberisch und was auch immer, dann bin ich das vielleicht, aber ich schütze meine Umgebung, wenn man meint mich dafür beschimpfen zu wollen, dann ist es eben so. Deswegen lasse ich aber jedem seine Meinung und wenn meine Nachbarin alle Kinder des Ortes einlädt, sage ich da auch nichts, das muss sie wissen.
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