Ab wann durften eure Kinder alleine zu Arztterminen?
Kürzlich habe ich mich mit einer anderen Vollzeit arbeitenden Mutter unterhalten. Meine und ihre Tochter gehen in die gleiche Klasse. Unser Gespräch kam auf medizinische Themen und auf die Problematik der Terminvereinbarung und Vereinbarkeit mit dem Vollzeitjob. Als ich ihr dann erzählt habe, dass meine Tochter mit ihren 13 Jahren schon des Öfteren jetzt alleine bei Ärzten war z.B. zur Zahnprophylaxe/-reinigung oder zum Sehtest beim Augenarzt wirkte sie sehr erstaunt bzw. fast schon erschrocken.
Sie meinte daraufhin dass sie ihre Tochter auf jeden Fall bis 15/16 Jahre zu jedem Arzt begleiten wird. Sie könne sich auch nicht vorstellen, dass Ärzte Kindern zum Beispiel eine Krankschreibung oder ein Rezept mitgeben können ohne dass zumindest ein Elternteil anwesend ist. Beim Hausarzt war meine Tochter bisher auch noch nicht alleine da es nicht notwendig war, deswegen weiß ich nicht wie das im Falle von Krankschreibungen oder Rezepten geregelt wäre. Wie ist das bei euch, ab welchem Alter habt ihr eure Kinder alleine zum Arzt geschickt? Gibt es da ein Mindestalter für die Ausstellung von Rezepten/Krankschreibungen?
In der elften Klasse war meine Tochter schon als sie vor den Sommerferien eine Angina bekam. Sonst war sie ja in einer externen Schule, da sie einem Kunstzweig angehörte. Aber zum Arzt ging sie an ihrem eigentlichen Wohnort. Ich musste arbeiten und hätte mir schon freigenommen, sie zum Arzt zu begleiten. Aber sie verzichtete darauf und nahm das eben allein in die Hand und stemmte das auch richtig gut. Sechzehn Jahre alt war sie damals. Für sie und für mich kein Problem, sie war auch schon sehr reif in allem.
Alles was ihr der Arzt sagte, teilte sie mir dann auch eins zu eins mit, so dass ich absolut im Bilde war. Ich hatte keinerlei Bedenken und freute mich, dass sie das schon allein abwickeln konnte. Im Alter von dreizehn Jahren würde ich ein Kind auch nicht allein zum Arzt lassen. Die Gesundheit meines Kindes geht mich schon auch etwas an. Und wenn der Arzt irgendwelche Anweisungen gibt, ist es dem Kind vielleicht gar nicht möglich, diese in Gänze zu verstehen. Da ist es doch besser, wenn jemand neben ihm ist und auch schon gewisse einschlägige Erfahrungen hat.
Kinder habe ich keine, aber soweit ich mich erinnere, war ich ab ca. 16 Jahren in Sachen Gesundheit ziemlich auf mich gestellt, was ich aber auch als völlig normal und angemessen erachte. Ich hatte das Glück, von chronischen Krankheiten und komplizierten Gesundheitsgeschichten verschont geblieben zu sein, und es wäre mir auch peinlich gewesen - einerseits die Pille anleiern, andererseits muss Mutti dabei die Hand halten? Und wie gesagt, ich war ein pumperlg'sunder Teenie und habe viele Jahre lang maximal ein ärztliches Attest gebraucht, weil ich wegen Erkältung der Schule fernbleiben wollte.
Und bei Routinegeschichten wie Kieferorthopäde oder Zahnreinigung war ich auch mit 12 schon alleine unterwegs. Der Zahnspangler hatte sowieso nur Kinder und Jugendliche als Klientel, die hatten genug Erfahrung mit jungen Patienten. Meine Eltern waren eben beide berufstätig und haben die Zeit genutzt, um nicht dumm im Sprechzimmer herumzusitzen, sondern andere Dinge zu erledigen.
Selbst als ich mit 14 am Knie operiert wurde, wurde ich im Krankenhaus abgegeben, eingecheckt und am nächsten Tag wieder besucht. Dass man das mit Sechsjährigen nicht so machen kann, finde ich zwar auch, aber Routineangelegenheiten in Sachen Gesundheit kann man Teenagern meiner Meinung nach schon zumuten.
Ich muss mich dann ja wieder als kinderlos outen, aber ich kann ja dennoch noch aus meiner Perspektive erzählen. Was das angeht, habe ich sehr vieles eben nicht vergessen. Und ich kann mich erinnern, dass ich mit 10 endgültig alleine zum Kinderarzt musste, und zwar immer wenn ich krank war. Auch für Impfungen wurde ich alleine geschickt.
Die Gründe waren nicht, dass meine Mutter berufstätig war, sondern zu faul. Sie hatte einfach keine Lust dazu und ich musste deswegen auch allein gehen. Meine Geschwister mussten das ebenso. Ich musste sie sogar teilweise mitnehmen oder dann begleiten. Das fand ich natürlich nicht so super, aber so war es leider.
Anfänglich ist meine Mutter auch nur mit mir zum Kinderarzt mitgegangen, weil ich sonst mit Bus und Bahn hätte fahren müssen in ein Stadtteil, welches etwas verrufen war. Das wollte meine Mutter nicht. Ich bin nämlich mit 6 Jahren auch alleine mit dem Bus bis zur jeweiligen Endstelle gefahren und von dort aus zur Oma. Das ging mit mir problemlos, weil ich sehr selbstständig war und vorne beim Fahrer sitzen blieb etc.
Allerdings ist das natürlich aus heutiger Sicht sehr verantwortungslos im Bezug auf Busfahrten gewesen. Aber naja, somit war ich circa mit 10 Jahren allein beim Kinderarzt der weiter Weg war. Wenn der um die Ecke gewesen wäre oder maximal eine Haltestelle, dann auch schon früher.
Seit ich aufs Gymnasium gegangen bin, also ungefähr mit 10 Jahren, bin ich immer alleine zum Zahnarzt gegangen, weil der ganz in der Nähe meiner Schule seine Praxis hatte.
Ich hatte dann direkt nach dem Unterricht meine Termine, was viel einfacher war als zuerst nach Hause zu fahren und dann zusammen mit meiner Mutter zurück zu kommen und dann auch noch darauf achten zu müssen, dass der nächsten Termin mit meinem Stundenplan und ihrem Dienstplan harmoniert.
Zu Routinesachen, wie Impfterminen, bei anderen Ärzten bin ich auch schon früh alleine gegangen, aber ansonsten geht man ja zum Arzt wenn man krank ist und da haben mich meine Eltern schon immer begleitet. Es ist ja ein großer Unterschied ob man ein Kind mit Fieber und grippalem Infekt los schickt um sich selber eine Krankmeldung zu besorgen oder ob es nur darum geht, dass der Sitz der Zahnspange kontrolliert werden soll.
Zeitlich war das bei uns nie ein Problem, dass meine Tochter zum Arzt begleitet wurde. Aber es machten doch manche Dinge, wie Sportunfälle in der Schule notwendig, dass sie begleitet wurde. Oft war auch mein Mann mit ihr beim Arzt, da es für ihn einfacher war, einfach mal zwei Stunden von der Arbeit weg zu gehen.
Allerdings ist so auch ab 13 oder 14 allein zum Kinderarzt um ihre Rezepte zu holen, wenn die Pollenallergie im Frühjahr wieder los ging. Ich habe dann meist nur Vormittags angerufen, um sie anzumelden. Damit war auch dem Kinderarzt klar, dass sie mit meinem Wissen kommt. Wobei wohl ab 14 Jahren die Kinder grundsätzlich allein gehen dürfen und der Arzt die Erziehungsberechtigten nur bei wichtigen Entscheidungen hinzuziehen muss.
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