Wird der Begriff Stalking inflationär benutzt?
Ein Stalker ist ja jemand, der einer anderen Person gegen ihren erklärten Willen obsessiv nachfolgt, sie dadurch belästigt und verängstigt und stark in ihrem Leben beeinträchtigt. Stalking muss über eine längere Zeit gehen. Ein mehrmaliger Telefonanruf eines Ex-Freundes, auch gegen den Willen, ist noch kein Stalking. Stalking ist seit einigen Jahren strafbar.
Ich finde, dass der Begriff Stalking mittlerweile inflationär benutzt wird. Ein Mann oder eine Frau, die sich mit einer Trennung nicht abfinden kann und eine Zeitlang immer wieder auf sich aufmerksam macht, in der Hoffnung, dass alles wieder gut wird, wird gleich als Stalker bezeichnet. Wann fängt für euch das Stalking an. Sollte man vielleicht einen neuen deutschen Begriff einführen, der klarer macht, dass es ein Verbrechen ist?
Das sehe ich auch so. Manchmal sprechen Menschen schon von Stalking, weil jemand sich nach einer Trennung noch häufiger das Facebook-Profil des Ex-Partners anschaut oder eben anruft oder Nachrichten schickt. Das ist für mich kein Stalking. Wenn man mit jemandem zusammen war und die Trennung nicht wollte, ist es doch verständlich, dass man da nicht einfach so zack abschließen kann.
Früher hatte ich mal ein Date mit jemandem und danach hatte der sich nicht mehr gemeldet. Ich wollte aber nun unbedingt wissen, was ist, um auch damit abschließen zu können und als ich Freunden erzählte, dass ich die Person ja mal von Arbeit abfangen könnte, hieß es gleich, das wäre ja Stalking.
Das erscheint mir total übertrieben. Stalking ist für mich, wenn man jemandem lange Zeit nachstellt und eben nicht nur ein paar Male anruft. Zudem würde ich erst dann von Stalking sprechen, wenn man jemandem auch irgendwie droht oder jemandem massiv Angst macht. Einfach nur ein wenig zu oft zu schreiben oder auf ein persönliches Gespräch zu drängen finde ich nicht schlimm.
Stalking fängt für mich da an, wenn eine Person gesagt hat, dass sie keinen Kontakt möchte und diese Kontaktaufnahme dann weiterhin stattfindet und somit ein unangenehmes Gefühl entsteht und ja das kann dann auch sein, wenn der Ex zig mal anruft um einen doch wieder zurück zu bekommen. Ich finde es gut, dass man den Begriff auch bei vermeintlich kleineren Sachen nimmt, da es etwas ist, was oft unterschätzt wird und wenn jemand ständig anruft und man auch eine gewisse Angst entwickelt, dann ist das nicht normal und dann kann man das sicherlich irgendwie schönreden, aber angebracht ist das Verhalten dennoch nicht und das dann beim Namen zu nennen finde ich richtig.
Nach meiner Trennung war es beispielsweise so, dass mein Ex nahezu darauf gewartet hat, wann ich zur Tür rausgehe, er mir ständig geschrieben hat und auch den Kontakt über meinen Hund zu mir gesucht hatte. Das war alles schon wirklich unangenehm und es lag auch nicht daran, dass ich das nicht irgendwie klargemacht habe. Ich habe ihm das schon erklärt und auch begründet. Vielleicht nicht ganz so heftig ehrlich, aber ich wollte auch nicht zu verletzend sein. Das hatte dann alles auch ein Ende gefunden, als er mich dann mit meinem Neuen, meinem jetzigen Mann gesehen hat. Das gab ein großes Theater und selbst danach folgten noch Nachrichten, aber deutlich weniger, bis es sich dann ausschlich. Er wohnte im selben Haus, weswegen ich da immer die Angst hatte ihn wieder zu sehen, man weiß ja auch nicht was dann der nächste Schritt ist und von außen betrachtet war das sicherlich auch nicht so schlimm, aber ich habe es so empfunden.
Ramones hat geschrieben:Nach meiner Trennung war es beispielsweise so, dass mein Ex nahezu darauf gewartet hat, wann ich zur Tür rausgehe, er mir ständig geschrieben hat und auch den Kontakt über meinen Hund zu mir gesucht hatte.
Hättest du ihn nicht blockieren können? Ich will nicht in Abrede stellen, dass dir das unangenehm war, aber so lange jemand noch die Nachrichten liest und einen nicht blockiert, würde ich nicht davon ausgehen, dass man nun groß Angst vor den Nachrichten hat und dass es total unerwünscht wäre, zu schreiben. Wenn da Beleidigungen per Nachricht kämen, wäre es etwas anderes, aber so klingt das jetzt bei dir nicht.
Ich finde es halt auch nicht so ganz ok, wenn Menschen, die das Ende einer Beziehung nicht wollten, nicht zugestanden wird, dass sie danach noch etwas angepisst oder nervig reagieren. So lange man niemanden bedroht, finde ich das ok und auch irgendwo verständlich. Für dich war die Beziehung offenbar vorbei, aber für ihn schien das plötzlich gekommen zu sein und dass man da nicht sofort abschließen kann, ist ja auch irgendwie klar. Wenn man das partout nicht will, sollte man es klar sagen und den anderen auch blockieren.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Begrifflichkeit des Stalking inflationär genutzt wird, was aber vor allem auch mit den rechtlichen Undurchschaubarkeiten zu tun haben wird. Viele wissen erst gar nicht, ab wann das reine Stalking beginnt und wo es endet. Deswegen verwundert mich auch ganz oft nicht, wenn Männer/Frauen sagen, ich wusste nicht, dass das schon Stalking ist.
Andere nutzen die Begrifflichkeit eben dauerhaft dafür, um jemanden als „nervig penetrant“ zu bekräftigen. Das ist sicherlich manchmal richtig, aber eben nicht direkt Stalking. Allerdings muss ich auch zugeben, dass es schwer zu durchblicken ist, was wirklich unter den Strafbestand Stalking zu verstehen ist.
Wenn man sich manche Urteile anschaut, dann packt man sich ja auch geradezu am Kopf. Für mich persönlich ist Stalking in jedem Fall dann vorhanden, wenn die Person trotz jeglicher Blockierversuche nicht aufhört, Kontakt mit einem aufzunehmen. Gleichzeitig zum Beispiel Arbeitsstätte, Spazierwege usw. aufsucht, wo Mann/Frau wissen, dass man sich dort auffällt.
Auch das eröffnen von neuen Profilen in sozialen Netzwerken, um dann erst einmal wieder Kontakt aufnehmen zu können, empfinde ich als Stalking. Insbesondere dann, wenn die betroffenen Personen bereits deutlich zum Ausdruck brachten, dass sie es nicht wollen. Man blockiert ja für üblich auch nicht einfach so.
Doch wo fängt Belästigung an und wo ist es dann schon wieder Stalking? Viele glauben ja auch immer, dass Stalking gleich etwas gewalthaltiges und bedrohliches haben muss. So ist es ja nicht. Auch die bloße Dauerpräsenz ist ja durchaus als Stalking zu betrachten, aber rechtlich eben wird schwer für Stalkingopfer geurteilt.
Wobei jetzt in den letzten Jahren ja auch viele Gerichtsurteile zugunsten der Opfer gefallen sind und die Opfer wurden dennoch abgestochen, weil einstweilige Verfügungen nicht beachtet wurden, Polizeischutz Fehlanzeige war (aber Bushido als Multimillionär bekommt ihn auf unsere Kosten täglich!) usw.
Aber ja, der Begriff wird gerne genutzt, um penetrante Menschen zu diffamieren, aber nicht jeder ist gleich ein Stalker!
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