Mitarbeiter mit Kundenkontakt Benimmkurs spendieren?
Einer meiner Neffen hat letztes Jahr in einem Versicherungsunternehmen als Außendienstmitarbeiter angefangen. Am Anfang bekam er eine Menge Kurse, unter anderem auch einen Benimmkurs von einer Person mit Adelstitel.
Er war ganz begeistert davon und fühlt sich jetzt tatsächlich im Auftreten bei den Kunden viel sicherer. Er hat dann erfahren, dass die Innendienstmitarbeiter, die keinen Kundenkontakt haben, wie etwa die Leute aus der IT, einen solchen Kurs nicht bekommen.
Ich hätte auch gerne an einem solchen Kurs teilgenommen. In unserer Firma gab es aber nur fachbezogene Kurs und ziemlich sinnlose Kurse von Psychologen zu Teambildung und Ähnlichem.
Findet ihr es auch gut, dass Mitarbeiter mit Kundenkontakt Benimmkurse bekommen? Steigert das wohl den Umsatz? Oder sollte man von vorneherein nur Mitarbeiter einstellen, die ein überdurchschnittliches Benehmen beherrschen? Habt ihr schon einmal einen Benimmkurs mitgemacht? Habt ihr euch danach im beruflichen Umfeld sicherer gefühlt?
blümchen hat geschrieben:Einer meiner Neffen hat letztes Jahr in einem Versicherungsunternehmen als Außendienstmitarbeiter angefangen. Am Anfang bekam er eine Menge Kurse, unter anderem auch einen Benimmkurs von einer Person mit Adelstitel.
Ich finde die naive Ehrfurcht, mit der du den "Adelstitel" erwähnst, ja geradezu rührend. Klar sind Leute mit "Adelstitel" automatisch etwas "Besseres" und haben das gute Benehmen allesamt mit der Muttermilch aufgesogen. Man beachte nur Ernst-August von Hannover, auch bekannt als der "Prügelprinz", oder auch Gloria "Die Schwarzen haben alle Aids, weil sie so viel schnackseln" Fürstin von Thurn und Taxis. Bei denen würde ich auch sofort einen Benimmkurs machen, die haben's echt drauf!
Aber Adelstitel hin oder her - "gutes Benehmen" ist seit jeher auch ein Mittel, quasi die "Besseren" vom Gesindel zu unterscheiden. Im bescheidenen Arbeiter- und Handwerkermilieu lernt kaum jemand die korrekte Ansprache eines Markgrafen, oder wie man bei Tisch den Hummer demontiert oder welcher Anzugstil zu welchem Anlass passt. Und wenn man in diese Kreise aufsteigen will, sei es auch "nur" im beruflichen Rahmen, muss man die Spielregeln lernen. Das ist ja ganz logisch.
Es kommt natürlich vor allem auf die Klientel des Unternehmens an. Leute, bei denen man den Handkuss beherrschen muss, damit sie dich überhaupt wahrnehmen, werden kaum bei der Schreinerei ums Eck auflaufen. Und was mich selber angeht, so habe ich als Angehörige des Gesockses die ganz simplen Anstandsregeln des Kleinbürgertums mitbekommen und gar nicht den Ehrgeiz, mit Graf Koks von Gaswerk zu fraternisieren. Für meinen Job ist es glücklicherweise auch gar nicht nötig, über die üblichen Benimmregeln im Alltag hinaus vornehm zu tun und sich upper-class-mäßig zu gebärden, damit die Reichen und Schönen angemessen beeindruckt sind.
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