Selbstbewusstsein teilweise genetisch bedingt?

Ich habe immer angenommen, dass das Selbstbewusstsein eines Menschen eher von seinen (negativen) Erfahrungen kommt. Nur weiß man eben als Erwachsener nicht immer alles, was im Kleinkindalter gewesen ist, sodass das durchaus der Fall sein könnte. Nun habe ich gelesen, dass die Psychologie die das Selbstbewusstsein als Selbstwertschätzung definiert, die zum Teilen genetisch, zu Teilen aber auch durch Erfahrungen bedingt ist.

Wie darf man sich das vorstellen? Inwiefern ist Selbstbewusstsein eurer Ansicht nach genetisch bedingt? Welche Beobachtungen und Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht? Stimmt ihr der These zu oder seid ihr anderer Ansicht? Wie sieht denn das Selbstbewusstseins-Gen aus oder existiert es eurer Ansicht nach gar nicht und das Selbstbewusstsein wird eher nachgeahmt, da man es bei Eltern beobachtet?

Dass ein beträchtlicher Anteil der psychologischen Ausrüstung eines Menschen angeboren ist, ist ja kein Geheimnis oder eine neue bahnbrechende Erkenntnis. Der Mensch als Blanko-Papier, was es nur von den Eltern und vom Leben zu beschreiben und prägen gilt, ist eine Vorstellung aus dem letzten Jahrtausend.

Jeder der Kinder oder Tiere beobachtet, kann zu dem Schluss kommen, dass selbst bei identischen Erfahrungen und Umweltbedingungen Parameter wie Schüchternheit, Introversion versus Extroversion und Selbstbewusstsein angeboren sind. Sicher durch die Software in beide Richtungen etwas formbar, die Hardware ist aber bei der Lieferung schon dabei.

Woher soll ich wissen, wie das "Selbstbewusstseins-Gen" aussieht? Wahrscheinlich nicht wie die blau-rote Doppelhelix aus dem Biounterricht, aber ich glaube sowieso nicht, dass Gene irgendwie "aussehen". Schließlich sind es im Endeffekt chemische Substanzen. Genauso könnte man fragen, wie Natriumchlorid in einem Glas Salzwasser "aussieht".

Und davon abgesehen ist es ja schon lange eine absolute Binsenweisheit, die alle Eltern bestätigen können: Der Charakter eines Menschen wird von unterschiedlichen Faktoren bestimmt, und natürlich spielen die "Gene" dabei eine Rolle. Du kannst deine Kinder an sich "gleich" und unter vergleichbaren Bedingungen erziehen, aber das ändert nichts daran, dass manche beispielsweise schon im Babyalter forsch und aufgeweckt, andere eher zurückhaltend sind.

Bei schwammigen Begriffen wie "Selbstbewusstsein" könnte ich mir schon vorstellen, dass die Erziehung, die Kultur und das soziale Umfeld durchaus eine sehr große Rolle spielt. Wer in frühen Jahren oft genug "Das kannst du nicht!" oder "Ein Mädchen macht so was nicht!" gehört hat, wird sich später eher schwertun, ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

Es gibt schon eine genetische Veranlagung, die entscheidet, ob man eher ängstlich ist oder nicht. Wenn man vom Typ her eher ängstlich ist, dann wird man wohl auch eher dazu neigen nicht ganz so selbstbewusst zu sein, da man ja immer vorsichtig ist und vielleicht auch eher etwas hinterfragt. Ich kann mir das also schon vorstellen. Wenn man nun eher der Typ ist, der keine Angst oder nur wenig hat, dann traut man sich auch mehr zu und ist deswegen selbstbewusster.

Es liegt also schon auch etwas an der Genetik, aber natürlich entscheidet auch die Kindheit, Erfahrungen und letztendlich man selber, wie man wird und was man auch aus sich macht. Man kann ja auch immer an sich arbeiten und auch wenn das ein schwerer Schritt ist, kann man auch etwas gegen das geringe Selbstbewusstsein machen.