Welche Gelegenheiten nutzen, um Neuanfang zu wagen?

Einen Neuanfang kann man im Prinzip jederzeit wagen - man hat ja im Prinzip immer die Möglichkeit, auszuwandern und sich woanders ein neues Leben aufzubauen oder zumindest in eine andere Stadt zu ziehen und den Job zu wechseln. Manchmal gibt es aber Gelegenheiten, bei denen sich ein Neuanfang quasi direkt anbietet.

Bei mir war es so, als ich mein Bachelorstudium beendet hatte - ich habe dann die Uni und den Job gewechselt und bin in eine andere Stadt gezogen, wobei sich sonst auch privat viel geändert hatte. Wenn man den Job verliert, eine Beziehung in die Brüche geht oder man einen Partner kennenlernt, der weiter weg wohnt, kann sich das ja aber unter Umständen auch anbieten. Welche Gelegenheiten habt ihr genutzt, um einen Neuanfang zu wagen und welche würdet ihr dafür nutzen?

Ich bin zu meinem Partner gezogen, als dieser wegen dem Studium in eine neue Stadt musste und da habe ich letztendlich dann auch angefangen meine eigenes Leben zu leben und mich auch weiterzuentwickeln. Als ich dorthin gezogen bin war ich noch schüchtern, unzufrieden mit meiner Person, aber der Abstand zu meinen Eltern hat es dann gebracht zusammen mit meinem Partner, der mich bestärkt hat in meiner Person.

Ein Umzug ist sicherlich immer eine ganz gute Sache um etwas Neues anzufangen. Wir sind letztes Jahr aufs Dorf gezogen und auch hier gab es einige Änderungen in meinem Leben. Ich mache nun mehr selber, schaue noch genauer, wo die Dinge herkommen, die ich als Lebensmittel verwende und mache einfach vieles, was ich vorher nicht gemacht habe.

Ich denke, dass es viele Gelegenheiten gibt um einen Neuanfang zu wagen, aber genau so ist es eigentlich immer möglich einen Neuanfang zu wagen, wenn man es denn möchte. Das ist nämlich der springende Punkt - man muss den Neuanfang auch selbst wollen und bereit sein etwas dafür zu tun. Wenn man das ist, dann kann man jederzeit und überall wieder neu anfangen.

Dabei denke ich, dass es gewisse Zeitpunkte im Leben gibt, bei denen es typisch ist neu anzufangen. Zum Beispiel nach dem Abschluss der Schule, nach dem Abschluss der Ausbildung und des Studiums und wenn man später seinen Partner hat und mit diesem sesshaft werden möchte. Aber auch, wenn man sich trennt, ist es normal, dass man ein neues Leben anfangen möchte.

Ich sehe es eigentlich nicht als "Neuanfang", wenn ich den nächsten Teil einer vorgezeichneten gutbürgerlichen 08/15-Biografie in Angriff nehme, sondern eher eine logische Entwicklung aus dem vorhergegangenen Schritt.

Wenn jemand beispielsweise mit dem Studium fertig wird, ein paar Jahre arbeitet und sich dann dem unoriginellen Dreiklang Heiraten - Hausbauen - Kinderkriegen widmet, sehe ich da an keiner Position einen Neuanfang, sondern lediglich eine bruchlose Spießerlaufbahn ohne Überraschungen und Wendungen, was der Begriff "Neuanfang" für mich impliziert. Ebenso, wenn Mensch wieder in Teilzeit in den Job einsteigt, wenn die Kinderlein in die Schule kommen und sich ein Ehrenamt sucht, wenn sie "aus dem Haus" sind.

Ich bin eher der Ansicht, dass von einem "Neuanfang" nur die Rede sein kann, wenn eine Abweichung von der Norm im Spiel ist. Wenn jemand beispielsweise seine Karriere hinschmeißt und in den Bauwagen zieht, dann fängt die Person ganz neu an. Oder (in kleinerem Rahmen) vom Sofa aufsteht und für den Marathon anfängt zu trainieren. Aber "mit meinem Freund nach dem Studium von Ludwigshafen nach Osnabrück ziehen und da meinen ersten Job in einer Versicherungsagentur antreten" ist nur ein Neuanfang für die sehr Behüteten, sagen wir mal so.

Ich weiß nicht, ob es die Gelegenheit für einen Neuanfang gibt. Ich habe jedoch angefangen einen Neuanfang zu wagen. Ich habe die Arbeitsstelle gewechselt, was ja häufiger vorkommt als einem lieb ist. Ich mache eine Weiterbildung in einer komplett anderen Fachrichtung als mein gelernter Beruf. Ich trainiere wieder regelmäßig, ich gehe 5x die Woche laufen, ich werde im Dezember meinen ersten Halbmarathon laufen.

Also wegen dem Partner in eine neue Stadt ziehen oder sowas in der Art definiere ich auch nicht als Neuanfang. Daher sage ich auch, dass mein Neustart nur ein teilweiser Neustart ist. Ich habe immer noch den gleichen Partner, die gleiche Wohnung, das Kindchen, aber ich mache einfach deutlich mehr die Sachen, die ich machen möchte und ich trage sämtliche Risiken um aus diesem gut behüteten Dasein auszubrechen. Und es fühlt sich richtig gut an.