Warum sind viele Kleiderschränke so übervoll?
Mit Anfang 20 hatte ich drei gut gefüllte Kleiderschränke. Besonders bei der Kleidung zum schick ausgehen kam immer mal was neues dazu. Fast alles war miteinander kombinierbar und somit wurde der Inhalt der Schränke halt immer mehr. Da alle Kleidungsstücke über einige Jahre genutzt worden, kann ich mir da auch keinen Vorwurf machen was übermäßige Verschwendung oder Unbekümmertheit angeht.
Besonders bei den sogenannten zeitlosen Kleidungsstücken hatte ich eine sehr große Auswahl und wenn man eben nicht nur billig kauft, dann halten die Sachen auch ewig und sehen dabei immer so gut wie neu aus.
Heute habe ich einen Kleiderschrank, kaufe mir nur Kleidung, wenn es notwendig ist und trotz jährlichem ausmisten scheint es nicht weniger zu werden. Da gibt es aber auch Sachen, die schon um die 20 Jahre sind, regelmäßig getragen und dadurch auch gewaschen werden und trotzdem sind sie noch völlig in Ordnung.
Aber sicherlich ist es auch eine Preisfrage. Würde man nur Kleidung kaufen, welche zumindest in Europa hergestellt wird, wären auch die Shirts nicht so günstig zu haben. Und da ist eben der Verbraucher gefragt. Nur wenn da langfristig ein Umdenken stattfindet, kann sich etwas verändern.
Allerdings muss man dabei auch die Kehrseite sehen. Was wäre die Folge wenn man nicht die billig hergestellten Textilien aus Asien nach Europa importiert und verkauft? Welche Folgen hat das für die Menschen dort? Auch das sollte man dabei nicht vergessen, dass man mit einem veränderten Konsumverhalten in Europa die Menschen dort in den Ruin treibt.
Punktedieb hat geschrieben:Allerdings muss man dabei auch die Kehrseite sehen. Was wäre die Folge wenn man nicht die billig hergestellten Textilien aus Asien nach Europa importiert und verkauft? Welche Folgen hat das für die Menschen dort? Auch das sollte man dabei nicht vergessen, dass man mit einem veränderten Konsumverhalten in Europa die Menschen dort in den Ruin treibt.
Ist das wirklich so, oder reden wir uns das nur gerne ein, weil es sich sehr viel besser anfühlt als Kinderarbeit zu unterstützen?
Kleidung wäre tatsächlich nur unwesentlich teurer wenn die Näherinnen ordentlich bezahlt werden würden, bei einem T-Shirt waren das 50 Cent (die Zahl ist aber schon ein paar Jahre alt). Aber was würde dann passieren? Die Kinder würden länger in die Schule geschickt werden und in der nächsten Generation würden billige Arbeitskräfte wegfallen weil besser ausgebildete Kinder andere Möglichkeiten als die Textilfabrik haben.
Der Fabrikjob müsste also attraktiver gemacht werden um weiterhin Arbeitskräfte zu bekommen. Und da geht es dann auch an die Milliardengewinne der Fast Fashion Industrie, deshalb lässt man die Finger von solchen Überlegungen.
Wenn wir aufhören würden die Billigklamotten zu kaufen und statt dessen mehr Fair Fashion würde das die Lebensbedingungen der Menschen tatsächlich eher verbessern. In Asien werden schließlich nicht nur billige Klamotten hergestellt und die Lebensbedingungen der chinesischen Arbeiterinnen in Italien sind auch nicht gerade toll, aber auf den Sachen steht "made in Italy" drauf.
Cloudy24 hat geschrieben:Kleidung wäre tatsächlich nur unwesentlich teurer wenn die Näherinnen ordentlich bezahlt werden würden, bei einem T-Shirt waren das 50 Cent (die Zahl ist aber schon ein paar Jahre alt). Aber was würde dann passieren? Die Kinder würden länger in die Schule geschickt werden und in der nächsten Generation würden billige Arbeitskräfte wegfallen weil besser ausgebildete Kinder andere Möglichkeiten als die Textilfabrik haben.
Glaubst du da wirklich dran, dass die Kinder dann die Schule besuchen würden? Da müssten zuerst die Löhne vor Ort steigen und das geht eben nur, wenn auch der Verbraucher bereit ist, entsprechend mehr zu bezahlen.
Dass dies nicht der Fall ist, kann man täglich sehen. Wie groß war der Aufschrei im Frühjahr beim Lockdown als eine große Kette angekündigte keine Miete für ihre Läden zu zahlen, weil man ja schließen musste. Massig Leute wollten genau diese Kette boykottieren und nichts mehr dort kaufen. Am Ende nur leere Worte.
Punktedieb hat geschrieben:Glaubst du da wirklich dran, dass die Kinder dann die Schule besuchen würden? Da müssten zuerst die Löhne vor Ort steigen und das geht eben nur, wenn auch der Verbraucher bereit ist, entsprechend mehr zu bezahlen.
Nochmal - wenn wir pro T-Shirt 50 Cent mehr bezahlen würden, würden die Näherinnen ordentlich bezahlt werden können für die Arbeit an diesen T-Shirts. Voraussetzung ist natürlich, dass diese 50 Cent ohne Abzüge direkt an die Näherinnen weitergeleitet werden. Und ja, es gibt Studien, die klar zeigen, dass Kinderarbeit zurückgeht wenn die Eltern mehr verdienen. Ist doch eigentlich auch logisch, es schickt doch keine Mutter ihr Kind gerne in die Fabrik statt in die Schule. Das macht man nur wenn man ansonsten nicht über die Runden kommt.
Wie groß war der Aufschrei im Frühjahr beim Lockdown als eine große Kette angekündigte keine Miete für ihre Läden zu zahlen, weil man ja schließen musste. Massig Leute wollten genau diese Kette boykottieren und nichts mehr dort kaufen. Am Ende nur leere Worte.
Das kann man so pauschal überhaupt nicht sagen. Die Fast Fashion Industrie steht nicht so gut da, ich habe gerade heute gelesen, dass man zum Ende des Jahres nicht mit größeren Rabatten rechnen kann weil die Anbieter sich das nicht leisten können. Auf der anderen Seite sieht man, dass Fair Fashion Labels wachsen und auch immer mehr klassische Fast Fashion Ketten auf den Zug aufspringen.
Natürlich gibt es immer Menschen, bei denen der Verstand und das Gewissen aussetzen wenn sie ein gutes Schnäppchen wittern, aber der Trend geht langsam aber sicher in Richtung fairer Mode und weniger Konsum.
Dann sollte man nicht erst warten bis der Kunde bereit ist mehr zu bezahlen, sondern von der anderen Seite her anpacken. Also Löhne bei den Näherinnen raus und dann einfach die Verkaufspreise daran anpassen. Aber das wird dann wie in der Landschaft. Wenn der eine Landwirt seinen Milchkuhbestand reduziert, damit der Milchpreis stabil bleibt, schafft der nächste Landwirt mehr Milchkühe an, weil er sich einen Vorteil erhofft.
Ähnlich würde das wohl in der Textilindustrie ablaufen. Firma A zahlt mehr und Firma B gibt dann eben den Auftrag woanders hin, wo sie weiterhin billige Shirts bekommen, um sie eben zum Schnäppchenpreis dann zu verkaufen. Man sucht sich halt einfach andere Produktionsorte, wo man das so günstig bekommt, wie man will. Global gesehen gibt es da ja noch reichlich Auswahl, wo man produzieren lassen kann.
Ich denke wir haben als Kunden durchaus eine gewisse Macht. Ich meine, warum gibt es denn plötzlich überall - von C&A bis H&M - grüne und faire Kollektionen? Das sind ja keine Marken, die Trends setzen, sondern die sich sehr genau anschauen was angesagt ist und das dann möglichst schnell kopieren.
Wenn die nicht sehen würden, dass faire Mode nachgefragt wird, würden die Sachen gar nicht in ihren Läden hängen. Dann würde sich H&M auch nicht mit Concept Stores beschäftigen, die komplett Fair Fashion sein sollen. Letztendlich stimmt man als Kunde an der Kasse ab und die Nachfrage regelt das Angebot.
Natürlich ist das noch ein sehr langer Weg bis es in der Textilbranche wirklich fairer und weniger dreckig zugeht, aber ich bin da optimistisch weil ich wirklich seit Jahren sehe, dass ganz langsam ein Umdenken stattfindet.
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