Treibt Corona die Bargeldabschaffung voran?
In der letzten Zeit häufen sich die Hinweise in verschiedenen Medien oder auch in einigen E-Mails, man solle sich und auch die Mitmenschen vor gesundheitlichen Risiken schützen, indem man Bargeldlos bezahlt und eben die kontaktlosen Bezahlvarianten bevorzugen sollte.
Spinnt man diesen Faden mal weiter, dann könnte ja auch der Eindruck entstehen, dass die Corona-Krise doch eigentlich ein geeignetes Instrument für die Bargeldabschaffungsbefürworter sein könnte. Frei nach dem Motto: Wir tun das ja nicht, weil wir das so wollen, sondern nur um die Gesundheit der Menschen zu schützen. Habt ihr auch schon mal diesen Eindruck gehabt, könnte da etwas dran sein oder kommt euch das zu weit hergeholt vor?
So könnte man es natürlich sehen. Ich persönlich fände es sinnvoll, wenn man die Bargeldabschaffung vorantreiben möchte. Ich zahle viel lieber kontaktlos mit meinem Handy - das ist einfach und spart Zeit an der Kasse. In den meisten Ländern Europas zahlt man nur noch kontaktlos. Deutschland hängt bei dem Thema noch hinterher, aber durch Corona wird das Ganze jetzt wohl vorangetrieben.
xiaoqi1 hat geschrieben:Deutschland hängt bei dem Thema noch hinterher, aber durch Corona wird das Ganze jetzt wohl vorangetrieben..
Die Formulierung "hängt hinterher" klingt meines Erachtens zu negativ. Klar ist Deutschland noch stärker dem Bargeld verhaftet als andere Länder, aber ich bewerte das weniger negativ. Ich finde es gut, dass wir nach wie vor auch das Bargeld als Zahlungsoption haben, und ehrlich gesagt wünsche ich mir, dass das beibehalten wird. Das eine schließt das andere ja nicht aus, und inzwischen kann man ja ohnehin fast überall bargeldlos zahlen, wenn man das wünscht. Aber die Wahlfreiheit sollte man meiner Ansicht nach beibehalten.
Ich bezahle auch ganz gerne mal mit der Karte, allerdings habe ich ein Girokonto bei dem sich jede Geldbewegung auf meine Bankgebühren niederschlägt, sprich jede Kartenzahlung kostet mich am Ende des Monats Gebühren. Aus diesem Grund hebe ich in der Regel den Großteil meines Geldes immer noch ab und zahle dann bar. Außerdem finde ich, dass gerade Kindern der Umgang mit Geld viel besser mit Bargeld nahe gelegt werden kann, als wenn sie nur digitale Werte auf einer Karte sehen. Ich persönlich kann mir einen Alltag komplett ohne Bargeld nicht vorstellen und hoffe, dass das noch sehr lange dauern wird, bis das Bargeld komplett abgeschafft wird.
Dennoch kann ich mir schon vorstellen, dass es während der Corona-Pandemie jetzt doch ein paar mehr Menschen gibt, die sich auch mit der Kartenbezahlung bzw. den zahlreichen Möglichkeiten der bargeldlosen Bezahlung beschäftigt haben, die das zuvor nicht getan haben. Es wird ja tatsächlich fast überall jetzt ermöglicht und darum gebeten. dass man bargeldlos zahlt. Grundsätzlich ist es ja auch nicht als negativ zu betrachten wenn man sich mit der Materie mal beschäftigt.
Im vergangenen Jahr sind wir im Urlaub in Norwegen gewesen, wo die Bargeldzahlung im Gegensatz zu Deutschland wirklich schon fast gar keine Rolle mehr spielt. Mein persönlicher Eindruck auf dieser Reise war, dass ich ziemlich schlecht ein Gefühl für das ausgegebene Geld entwickeln konnte. Egal, ob große oder kleine Beträge, ob Hotelübernachtung oder Kaffee - überall hat man kurz die Karte ans Lesegerät gehalten, fertig. Zwar wurde der Preis auf dem Display angezeigt, aber ich habe da leider viel zu selten hingesehen, da das Bezahlen mit Karte irgendwann zur Routine wurde. Am Abend hatte ich dann oft gar keine Ahnung mehr, wie viel ich eigentlich tagsüber ausgegeben hatte.
Wenn man jedoch gewohnheitsmäßig mit Bargeld zahlt, dann muss man sich das Geld regelmäßig vom Geldautomaten holen, und es ist unübersehbar, dass die Scheine und Münzen im Geldbeutel weniger werden. Und wenn nach kurzer Zeit das abgehobene Geld schon wieder weg ist, fange ich an, mein Konsumverhalten zu hinterfragen. Wenn man das alles jedoch kaum noch spürbar mitbekommt, weil man einfach immer die Karte hinhält, fehlt mir dieser Rückkoppelungseffekt, und ich tendiere dazu, bedenkenlos Geld auszugeben.
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