In der Partnerschaft Geschlechterrollen festlegen?
In Partnerschaften werden ja ziemlich oft und auch gern die im Haushalt oder auch sonstig anfallenden Arbeiten irgendjemandem nach vermeintlichen Geschlechterrollen zugeordnet. Kennt ihr ein solches Vorgehen auch und wird dieses Prinzip bei euch auch gelebt? Wer übernimmt denn da bei euch was und könnt ihr gut mit solchen Geschlechterrollen leben?
Ich würde nie einen alles machen lassen und erwarte durchaus von meinem Partner. dass er auch kocht und putzt, wenn ich mal nicht mag oder ich nicht da bin. Es gibt nichts schlimmeres als einen Mann, der sich ohne eine Frau nicht mehr versorgen kann und im Chaos lebt. Das ist dann nicht mehr schön und deswegen gibt es keine besonderen Geschlechterrollen in unserer Beziehung.
Mein Partner und ich haben keine festen Geschlechterrollen festgelegt und für mich käme das in einer gleichberechtigten Partnerschaft generell nicht in Frage. Mein Partner und ich arbeiten beide Vollzeit und kümmern uns daher beide um den Haushalt. Wir teilen uns diesen komplett auf und für uns kommt es anders nicht in Frage. Warum sollte ich denn mehr im Haushalt machen als mein Partner, wenn wir doch beide gleich viel arbeiten?
Und nicht zu arbeiten und mich komplett um den Haushalt zu kümmern, kommt für mich nicht in Frage. Zum einen will ich mich nicht in die Rolle der Hausfrau drängen lassen, zum anderen würde ich mich wahrscheinlich auch zu Tode langweilen. Was kann man denn schon den ganzen lieben langen Tag im Haushalt machen, zumindest dann, wenn man keine Kinder hat?
Dabei kenne ich es aus meinem Elternhaus ganz anders.Meine Mutter hat beispielsweise noch nie mehr als sechs Stunden pro Woche gearbeitet und kennt es nur so, dass der Mann eben arbeiten geht und sich die Frau um Kinder und den Haushalt kümmert. Mein Vater macht daher nie einen Finger im Haushalt krumm und weiß noch nicht einmal, wie man Nudeln kocht oder sich ein Spiegelei zubereitet. Für meine Eltern ist diese Rollenbild aber absolut selbstverständlich, was mir hingegen unbegreiflich ist.
Ich habe den Eindruck, dass es wirklich schwierig ist, den "Geschlechterrollen" im Alltag komplett zu entkommen, wenn man dann doch wieder eine "traditionelle" monogame Paarbeziehung, am Ende noch mit Kindern lebt. Die gesellschaftlichen Grundbedingungen sowie auch Erziehung und Vorbilder machen es einfach zu leicht, in die gesellschaftskonforme Rollenverteilung zu rutschen, während es Energie und Anstrengung erfordert, sich immer wieder dagegen zu stemmen.
Schon oft habe ich beispielsweise von Frauen gehört oder gelesen, die mit von Stolz geschwellter Brust verkünden, wie toll sie doch ihr Mann/Partner "unterstützt" und ihnen "hilft". Meistens, wenn sie selber einfach nicht mehr können, oder wenn frau aktiv in den Streik tritt, oder einmal die Woche, damit Mutti die Babypfunde beim Sport loswerden kann und für Männe wieder attraktiv wird.
Das, meine Damen, hat nichts mit Gleichberechtigung zu tun! Zumal da an den Frauen meistens die ganze Organisationsarbeit hängen bleibt, während die Herren nur auf Aufforderung eng begrenzte Aufgaben übernehmen, und auch oft nur dann, wenn Ehefrau/Mutti nicht kann oder nicht mag, und nicht, weil sie gleichberechtigte Mitbewohner sind.
In meiner Beziehung ist es auch so arrangiert, dass ich den guten Herrn bekoche, während er die Bohrmaschine betätigt und den Wertstoffhof ansteuert. Viele Aufgaben teilen wir uns auch mehr oder weniger gerecht, aber bevor ich ihn zum Badschrubben überrede, das er dann halbherzig macht, greife ich beispielsweise doch lieber gleich selber zum Feudel, und schimpfe mich dennoch Feministin. Theorie und Praxis klaffen eben doch oft auseinander, aber sich in die eigene Tasche zu lügen, ist auch nicht hilfreich.
Da ich ohnehin nicht kochen kann, fällt dieses klassische Tätigkeitsfeld der Hausfrau bei mir schon einmal heraus. Es war eher meistens so, dass die Männer wenn überhaupt für mich gekocht haben, aber nicht anders herum. Daran wöllte ich auch nichts ändern, weil ich das Bild, der armen Frau, die vorm Herd steht, um den Gatten zu bekochen, total abschreckend und erniedrigend finde. Das würde ich schon aus dem Grund nicht machen, weil ich es ablehne, mich diesem traditionellen Bild zu fügen.
Direkt festgelegt haben wir keine Geschlechterrollen, aber es gibt nunmal Dinge, die bleiben tatsächlich schnell in einer Aufteilung, die einer klassischen Geschlechterrolle entspricht, die aber aus pragmatischen Gesichtspunkten so gewählt sind. So ist es bei uns so, dass er sich um alles möglich rund um Reparaturen, Handwerken und schwereren körperlichen Arbeiten kümmert, das liegt aber nicht daran, das er ein Mann ist oder ich keine Lust dazu habe, sondern einfach weil er es besser kann als ich und ganz anders veranlagt ist.
Bremsen beim Auto wechseln kann ich nicht, er schon, Zaun im Garten aufbauen habe ich noch nie gemacht, er schon und so kann man das weiter ziehen, da liegen seine Stärken, also macht er das, ich helfe durchaus oder schwinge auch mal die Bohrmaschine, im Gegenzug mache ich dafür vielleicht mehr im Haushalt, aber das ist völlig ok für mich, denn ich fände es ziemlich blöde, während er mein Auto repariert nix zu tun und dann zu sagen, so jetzt teilen wir den Haushalt aber ganz gerecht noch auf. Die Wäsche ist eher mein Bereich, das möchte ich tatsächlich aber auch so, da ich mit meiner Kleidung relativ pingelig bin, wie diese gewaschen wird.
Für ihn ist das ok, das ich mich hauptsächlich darum kümmere, der Rest ist aber nicht klassisch aufgeteilt, sondern entweder einer sieht was, was zu tun ist und macht es automatisch selber oder wir sprechen uns da kurz ab. Bei uns funktioniert das ziemlich gut. Und auch wenn das eigentlich keine klassische Geschlechterrolle ist, dennoch könnte man das von außen wieder so betrachten. Juckt mich aber nicht.
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