Meinungen zur Sinnhaftigkeit von Kurzzeit-Lockdowns

vom 27.10.2020, 14:33 Uhr

Aktuell sind ja wieder mal Kurzzeit-Lockdowns im Gespräch und ob und in welcher Form diese ausgerufen und angeordnet werden, darüber wird morgen zwischen dem Bund und den Länderchefs beraten. Durchgesickert ist bisher, dass es wieder strikte Restaurantschließungen und weitergehende Kontaktbeschränkungen geben soll. Wie empfindet ihr denn solche anstehenden Kurzzeit-Lockdowns und wie würdet ihr denn deren Sinnhaftigkeit beurteilen? Wird und kann Deutschland diese Lockdowns gut verkraften oder werden diese den wirtschaftlichen Abschwung forcieren?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mir ist das einfach alles zu konzeptlos. Es wird ständig irgendwo auf blauen Dunst etwas angezogen, aber wirklich bringen tut es nichts. Wir haben jetzt die Sperrstunde von 23.00 Uhr bis morgens um 06.00 Uhr. 3 meiner Kumpels sind selbstständig und bangen nach ihren Klagen vor dem Münster Gericht nun um ihre Existenz. Deren Mitarbeiter sind verzweifelt und können nicht mehr. Einige fallen bald dadurch in Hartz IV.

Es wird immer angezogen, aber wo? Jetzt heißen die Gerüchte, dass auch Gastronomie wieder betroffen sein soll. Komisch, dass das RKI hier kein erhöhtes Risiko sieht. Auch beim Fußball von Liga 1 bis 4 geht es um Jobs! Nun soll das Kontaktverbot kommen und das würde wohl laut Laschet auch dies beeinflussen. Dort sind keine Fans erlaubt und die 22 Leute treffen sich häufiger, ja Okay, aber die Anzahlen der Infektionen sind da nicht exorbitant. Darüber hinaus waren von Liga 1-3 sogar viele Testergebnisse nachweislich falsch. Und auch mein Verein kämpft damit dann bald um die Existenz, aber auch etliche 3. Liga-Vereine und das geht gar nicht. Die drum herum arbeiten mit einbezogen. Es geht nicht um Fußball in dem Sinne, sondern um die Art und Weise, wie alles über einen Kamm geschert wird, obwohl dort keine nachweislich gefährlichen Zahlen zu erkennen sind.

Nehmen wir mal die Abendgymnasien, wo nur Erwachsene ab 18 Jahren aufwärts sind. Teilweise auch Leute ab 50 Jahre, die einfach ein Abitur nachholen möchten. Auch auf Berufsschulen sind in der Regel ab 16 Jahre viele Altersklassen vertreten, aber weil man Kitas und Schulen über einen Kamm scheren muss, müssen diese Leute, die nachweislich häufig erkranken (20-40 Jährige bei uns in Essen z.B.) weiter aufrechtzuerhalten. Das müsste man zum Beispiel von Grundschulen und Kitas sowie Sekundarstufe 1 differenzieren, aber nein, passiert nicht.

Man schert jedes Thema über einen Kamm und wundert sich, das Leute sauer sind, sich an nichts halten und mehr. Wo stecken sich vermehrt Leute an? Welch ein Wunder, dass es im eigenen Haushalt passiert, auf privaten Feiern im Haushalt, bei heimlichen Partys, Massenhochzeiten und mehr. Womöglich sollte man da auch mal aktiv werden.

Statt alles zu verbieten, wäre ein Shutdown auf 1-2 Wochen sinnvoll, um zu gucken, was dann passiert. Gehen die Zahlen signifikant runter? Wenn nicht, kann man hier und da Schrauben stellen, anderes aufweichen und mehr. Doch letzten Endes sollte man auch endlich mal die Kirche im Dorf lassen, wie lange soll das gehen?

Selbst wenn es einen Impfstoff geben wird, es wird nicht machbar sein, auf einmal 82 Millionen Einwohner zu impfen. Das ist die Realität. Also müssen wir damit leben lernen und das bedeutet eben auch hier und dort einen gewissen Alltag gestatten, hier und dort aber eben auch Einschränkungen zu akzeptieren. Doch es wird nur gemauschelt, nicht richtig mit Konzepten gearbeitet, der eine hört, was der andere sagt, der andere nicht und Experten über Experten sagen, was anderes.

Ich bin für strenge Maßnahmen, aber an den Stellen, wo es nachweislich noch immer nicht funktioniert. Und wenn 22 Leute den Ball mit Schiedsrichtern nachgehen, ist das kein Problem für mich, da keine Fans da sind. Wobei sorry vor 14 Tagen waren wir mit 5000 Leuten in unserem Stadion und siehe da, Abstand war da, Masken waren da und wirklich niemand scheint ( laut unserer Kenntnisse ) erkrankt zu sein. Ups, oh Wunder. Man muss also einfach mal hier und dort hingucken, richtig entscheiden und auch mal differenzieren.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich verstehe beispielsweise nicht, dass schon wieder die kulturellen Einrichtungen schließen sollen, obwohl zuletzt sowieso nur noch 50 Besucher pro Veranstaltung zugelassen waren. Da saßen in riesigen Kino- und Theatersälen 50 Leute weit voneinander verstreut. Ich denke, dass das Ansteckungsrisiko dort annähernd bei Null ist. Trotzdem soll wieder alles geschlossen werden. Viele Kulturschaffende krebsen schon die ganze Zeit am Existenzminimum, und bald geht es gar nicht mehr.

Seltsam finde ich auch, dass es heißt, die Leute sollen weiterhin zur Arbeit gehen dürfen. Zu welcher Arbeit denn, frage ich mich, wenn viele Arbeitsplätze ja nicht gebraucht werden beim Shutdown? Wer in der Gastronomie, Hotelbranche, im Kulturbereich etc. arbeitet, braucht dann auch nicht zur Arbeit gehen, weil es da nichts zu tun gibt. Und wenn der Shutdown länger dauert, brauchen die Leute auch hinterher nicht mehr zur Arbeit gehen, weil es den Arbeitsplatz dann nicht mehr gibt.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Die Idee dahinter ist, dass man praktisch eine Quarantäne light hat für alle Bewohner einer Region, in der es sehr viele Infektionen - und damit auch viele unentdeckte Infektionen - gibt. Ich weiß nicht wie gut das in der Praxis funktioniert, aber da man ja nur eine gewisse Zeit lang ansteckend ist klingt es doch logisch, dass man das öffentliche Leben erst mal nur so lange einschränkt wie auch die Quarantänezeit wäre.

Ja, blöd für die Kultureinrichtungen und so weiter. Aber was sind die Alternativen? Ist ein bundesweiter Lockdown in einigen Wochen besser? Oder einfach resigniert die Hände in den Schoß legen? Und mal ehrlich - wer hat denn noch Lust ins Theater zu gehen wenn die Infektionszahlen immer weiter steigen? Da denkt man dann doch nicht "ich kenne aber niemanden, der sich im Theater angesteckt hat" sondern versucht grundsätzlich so wenig wie Möglich mit fremden Menschen in einem Raum zu sein.

Und was den Rest der Wirtschaft angeht - die Branchen, die vor allem für den Export produzieren oder online aktiv sind, fordern selber inzwischen doch auch vermehrt einen Lockdown weil die natürlich keine Lust haben, dass ihnen immer mehr Arbeiter durch Krankheit oder Quarantäne wegfallen. Es wird immer von DER Wirtschaft gesprochen, aber verschiedene Branchen haben ganz verschiedene Bedürfnisse und Interessen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Mittlerweile wird schon von einem Wellenbrecher-Lockdown gesprochen, klingt wahrscheinlich etwas martialischer und gefährlicher. Hieb- und stichfeste Belege dafür sind aber Fehlanzeige. Es mehrt sich aber dennoch schon der Widerstand, auch in der Politik. Neben Bodo Ramelow, der das ganze Vorgehen scharf kritisiert hat, haben sich nun auch die AFD und die FDP zu Wort gemeldet. So rät Wolfgang Kubicki, dass betroffene Unternehmen, die besonders unter diesen Maßnahmen leiden, Klage dagegen einreichen sollten.

Finde ich auf eine Art gut, aber auf einer Art wieder etwas feige. Sich selbst hinter dem Baum zu verstecken und anderen die Anweisungen zuzurufen. Zumal gerade die FDP-Spitze nur so gespickt ist mit Volljuristen, könnte sie ja auch mal in die Offensive gehen. Auch die Welt präsentiert einen sehr interessanten Artikel, dass der Lockdown nur funktionieren kann, wenn die Deutschen das logische Denken mal abschalten. Oder wie hat es schon RKI-Wieler gesagt, Corona Maßnahmen sollten nie hinterfragt werden, niemals!

» Herr Krawuttke » Beiträge: 424 » Talkpoints: 29,04 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Und warum sollte jemand klagen, wenn er weiß, dass er bis 75% des Umsatzes aus November 2019 bekommt? Sind wir doch mal ehrlich. In der jetzigen Situation würde kein Lokal diese Umsätze im November erreichen, die sie in den Jahren davor hatten. Also ist es für dich eher positiv, wenn sie vorher schon wissen, was sie an Geld bekommen.

Ob die Maßnahmen wirklich zielführend sind, wird man in etwa zwei Wochen sehen. Wobei ich da so meine Zweifel habe, weil es genug Menschen gibt, die sich nicht an diese Regeln halten.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Maßgeblich wichtig wäre es nun wirklich sich daran zu halten und die Variante basiert schon sehr darauf, dass die Leute mitmachen und das könnte sehr nach hinten losgehen. Immerhin hat man gesehen, dass die Leute sich immer mehr anstecken und ich denke nicht, dass da nun ein Umdenken stattgefunden hat, nur weil die Zahlen angestiegen sind. Eine Lösung musste her und ich denke, dass man diese schon auch noch verschärfen kann und muss. Für die Gastronomie erscheint mir das aber eine gute Lösung zu sein, denn Umsätze waren da ja kaum welche zu erwarten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Dass das nur eine kurze Zeit sein wird, glaube ich nicht. Vermutlich wird das den ganzen Winter über gehen, bis dann im Frühjahr die Zahlen wetterbedingt wieder sinken. Wobei ich das für mich persönlich nicht so tragisch finde, es dürfen sich ja Leute aus zwei Haushalten offiziell treffen und das reicht mir.

Beim ersten Lockdown durfte man ja niemanden treffen, außer Leute aus dem gleichen Haushalt oder den Partner und da musste ich mal kurzerhand jemanden als Partner ausgeben, als ich mich mit einem Kumpel traf und kontrolliert wurde. Jetzt wäre genau das Gleiche ja sogar legal - ist ja nur ein anderer Haushalt.

Wirtschaftlich finde ich das auch alles nicht besonders. Ich glaube, manche Branchen haben sich noch gar nicht erholt und ich vertraue auch nicht auf die geplanten Hilfen, die ja beim ersten Lockdown auch nicht allen Unternehmen zugute kamen. Das war ja Anfang des Jahres auch so, dass die Hilfen beispielsweise nicht für Solo-Selbstständige galten oder auch nicht für nebenberuflich Selbstständige (zumindest in manchen Bundesländern).

Jetzt gibt es diese Überbrückungshilfe II, die ist aber auch wieder nur für Betriebskosten und nicht für Nebenberufler. Außerdem kann man die nur über den Steuerberater beantragen. Würde bedeuten, dass meine weggefallenen Bildungsprojekte wieder nicht berücksichtigt werden. Und alle Selbstständigen, die kaum Betriebsausgaben haben, gehen auch leer aus, außer sie lassen sich Betriebsausgaben kreativ einfallen, aber das ist ja auch blöd.

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