Würde Sonntagsöffnung das Corona-Ladensterben reduzieren?
Punktedieb hat geschrieben:@Cloudy24: Wenn man das Ladenschlussgesetz abschaffen würde, könnte manche Verkäuferin gleich im Laden schlafen. Gerade die großen Ketten würden auf jeden Fall rund um die Uhr den Einkauf ermöglichen. Und das eben zu Lasten des Personals.
Wie kommst du denn auf so was? Es gibt ganz viele Bereiche, in denen es keine irgendwie gearteten "Schlussgesetze" gibt und die Angestellten arbeiten trotzdem nicht mehr als die Stunden, die vertraglich vereinbart sind. Ich habe mal in einem McDonalds gearbeitet, das 23 Stunden geöffnet hatte, und ich hatte nicht nur die eine Stunde frei, in der die Putztruppe kam und den Laden sauber gemacht hat.
es gibt nicht "dieses absurde deutsche Ladenschlussgesetzt", die Bundesrepublik ist ein föderaler Staat und deshalb gibt es 16 Ladenschlussgesetze.
Auch wenn es 5000 Gesetze geben würde, hätte das überhaupt nichts mit meiner Aussage zu tun. Tatsache ist, dass es in Deutschland staatliche Vorschriften gibt, die die Öffnungszeiten des Einzelhandels einschränken, während der online Handel diese Einschränkungen nicht hat. Die Zahlen sind ja wohl eindeutig, der online Handel wächst, der stationäre Einzelhandel nicht. Wenn die Branche überleben will wird es langsam Zeit über zukunftsfähige Konzepte nachzudenken.
Dazu kommt das Problem, dass die längeren Öffnungszeiten prekäre Beschäftigungsverhältnisse fördern. Denn die Vollzeitstellen werden immer weniger. Vollzeitkräfte lassen sich viel schlechter und unflexibler in die dadurch benötigten Zeitfenster einplanen. Also gibt es Teilzeit und Minijob. Der Bereich ist extrem gewachsen. Aber davon kann man nicht leben.
Ja was jetzt? Führt die Abschaffung der absurden Ladenschlussgesetze (von mir aus Plural) nun dazu, dass Verkäuferinnen in den Geschäften übernachten müssen und gar nicht mehr nach Hause kommen oder führt es dazu, dass niemand mehr Vollzeit arbeitet?
@Cloudy24: Den Einzelhandel kann man kaum mit McDonalds vergleichen. Und was meinst du warum sich die Gewerkschaft stetig gegen verkaufsoffene Samstage stemmt? Weil denen bewusst ist, dass kaum Überstunden bezahlt oder durch Freizeit ausgeglichen werden. Deswegen kann man da teilweise auch eine recht hohe Fluktuation beobachten.
@lascar: Glaubst du das wirklich, dass man dann mehr Leute einstellt. Wenn das so kommen sollte, dann mit Sicherheit auf Minijobbasis oder maximal auf Teilzeit. Es wird aber eher so kommen, dass die vorhandenen Angestellten einfach mehr arbeiten müssen. Wenn man sich mal mit den Leuten dort unterhält, wird man das auch bestätigt bekommen.
Alle nur auf maximal Teilzeit, aber bringen die Stunden wie bei einem Vollzeitjob im Monat zusammen. Und wenn man dann sieht, was sie leisten müssen. Das ist ein Knochenjob, den kaum jemand machen will.
Punktedieb hat geschrieben:@lascar: Glaubst du das wirklich, dass man dann mehr Leute einstellt. Wenn das so kommen sollte, dann mit Sicherheit auf Minijobbasis oder maximal auf Teilzeit. Es wird aber eher so kommen, dass die vorhandenen Angestellten einfach mehr arbeiten müssen.
Gibt es denn keine Arbeitszeitgesetze in dieser Branche? Ich dachte, es wäre gar nicht ohne weiteres möglich, die Mitarbeiter zu lange arbeiten zu lassen? Wie gesagt, ein Freund von mir arbeitet als Fahrer bei einem Stadtbahnunternehmen, und er hat genau geregelte Arbeitszeiten. Wenn er mal mehr arbeiten muss, geht das auf ein Langzeitarbeitskonto, ist aber nicht verloren. Wenn hier die Gesetzgebung entsprechend wasserdicht ist, dann sollte es doch zu verhindern sein, dass die Mitarbeiter zu lang arbeiten müssen.
Natürlich wünsche ich mir nicht, dass die Menschen zu lang arbeiten müssen, aber als Gesamtpaket gemeinsam mit entsprechenden Arbeitszeitregelungen, die die Mitarbeiter schützen, würde ich das durchaus begrüßen, wenn die Ladenöffnungszeiten erweitert werden. Wobei ich aus der Perspektive in Bayern argumentiere, wo sehr streng spätestens um 20 Uhr die Geschäfte geschlossen werden müssen. Eine weniger strenge Regelung wie in anderen Bundesländern üblich (meinetwegen Öffnungszeiten bis 21 oder 22 Uhr) würde mir völlig ausreichen.
@Cloudy, herzlich Willkommen in der Realität. Natürlich hält der Handel das Arbeitszeitgesetz ein. Er zahlt nur keine Überstunden. Und Überstunden musst du machen, weil sonst leider der Laden nicht läuft. Meine Nachbarin ist Filialleiterin bei einem Diskounter. Arbeitszeit ist von Ladenöffnung bis Ladenschluss. Die Regionalleitung ist der Auffassung, dass man alles während dieser Zeit schafft.
Dass der Laden nicht pünktlich schließt, weil eben noch Kunden an der Kasse stehen? Pech! Dass die Leute, die bis dahin an der Kasse gesessen haben, noch ihre Kasse machen und dann einiges im Laden ordnen müssen? Pech! Dass der Laden vor der Öffnung vorbereitet werden muss? Pech! Das ist keine Arbeitszeit! Und das ist verdammt weit verbreitet. Aber bei 12 % Arbeitslosen bei uns sind die Leute froh, überhaupt einen Job zu haben.
Auch deine Idee, dass längere Öffnungszeiten und die Sonntagsöffnung den Handel rettet, ist ziemlich abwegig. Längere Öffnungszeiten erfordern mehr Personal und verursachen höhere Kosten. Aber schon jetzt ist der stationäre Handel gegen das Internet machtlos, weil die Aufwendungen im Vergleich so hoch sind.
@Lascar, längere Öffnungszeiten bringen dir auch keinen abendlichen Einkaufsbummel. Hier dürften die Läden bis auf dem Sonntag rund um die Uhr öffnen. Aber überall, auch in den großen Einkaufszentren , ist um 20 Uhr Schluss. Selbst die längeren Öffnungszeiten am Freitag sind längst wieder abgeschafft. Denn die Leute kommen dann zwar zu anderen Zeiten in die Läden, aber der Umsatz steigt nicht. Mehr wird nämlich nicht gekauft. Das heißt, höhere Kosten bei gleichem Umsatz und das lohnt sich nicht.
cooper75 hat geschrieben:@Lascar, längere Öffnungszeiten bringen dir auch keinen abendlichen Einkaufsbummel. Hier dürften die Läden bis auf dem Sonntag rund um die Uhr öffnen. Aber überall, auch in den großen Einkaufszentren , ist um 20 Uhr Schluss. .
Das scheint nicht überall gleich zu sein. Bei einem Freund von mir, der in einem anderen Bundesland wohnt, haben zumindest einige große Geschäfte bis 22 Uhr geöffnet, und er kauft auch regelmäßig am späteren Abend ein, weil sich das besser mit seinen Arbeitszeiten verträgt.
Im übrigen: ich bin zwar sicher nicht repräsentativ, aber ich persönlich würde wohl mehr einkaufen, wenn die Geschäfte abends länger geöffnet hätten. So wie es momentan ist, kaufe ich mangels Gelegenheit eben häufig nicht ein, obwohl ich Bedarf hätte. So kommt es, dass ich die alten Sachen weiter nutze und die Neuanschaffung auf die lange Bank schiebe, bis ich irgendwann einmal Zeit dafür habe. Oder der Einkauf auch auf absehbare Zeit gar nicht stattfindet, solange die Notwendigkeit des Neukaufs nicht wirklich dringend geworden ist.
Ehrlich gesagt verstehe ich die Logik überhaupt nicht, warum eine Sonntags Öffnung die Läden retten sollte. Allerdings hatten wir am Sonntag auch verkaufsoffenen Sonntag und es war gar nicht so voll wie erwartet. Auf Dauer denke ich allerdings, dass gerade jetzt vor Weihnachten, hat die Läden dann doch relativ voll sein werden, was die Corona Situation sicherlich nicht begünstigt. Deshalb wäre ich persönlich nicht für eine Öffnung der Geschäfte an Sonntagen, gerade auch für Verkäuferin ist das eigentlich blöd.
lascar hat geschrieben:Gibt es denn keine Arbeitszeitgesetze in dieser Branche? Ich dachte, es wäre gar nicht ohne weiteres möglich, die Mitarbeiter zu lange arbeiten zu lassen? Wie gesagt, ein Freund von mir arbeitet als Fahrer bei einem Stadtbahnunternehmen, und er hat genau geregelte Arbeitszeiten. Wenn er mal mehr arbeiten muss, geht das auf ein Langzeitarbeitskonto, ist aber nicht verloren. Wenn hier die Gesetzgebung entsprechend wasserdicht ist, dann sollte es doch zu verhindern sein, dass die Mitarbeiter zu lang arbeiten müssen.
Du kannst doch ein städtisches Unternehmen nicht mit der freien Wirtschaft vergleichen. Und schon gar nicht mit dem Handel. Den Einzelhandel kannst teilweise eher mit Sklaverei vergleichen. Und auf Grund genügend Arbeit suchenden die sich stetig bewerben, wird sich kaum jemand dagegen wehren.
Und ich kenne auch die Vorgehensweise bei städtischen Unternehmen, wenn da Personalmangel herrscht. Zumindest wird bei uns dann auch die Taktung mal auf Ferienfahrplan gesetzt, um das noch stemmen zu können. Aber Überstunden ohne Ausgleich in Form von Geld oder Freizeit wirst du da nicht erleben.
Also ich vermute ganz einfach, dass eine Sonntagsöffnungszeit oder eine verlängerte Ladenschlusszeit einfach nichts ändern wird. Das bedeutet eben doch auch wieder für die Unternehmen mehr Kosten und mehr Personal, aber das ist ja bei einigen ohnehin nicht vorhanden. Weder Kohle für mehr Ausgaben wie Strom, mehr Inventar und Waren sowie für das Personal. Zumal man auch einigen, gerade den Supermärkten & Co ihren Sonntag lassen sollte.
Ich kenne etliche die bei einem großen Discounter arbeiten. Einige als Kassiererin und sogar als Filialleiterin. Morgens um 06.00 Uhr beginnt deren Frühschicht, um dort mal eben alles einzupacken was auf den Wagen an Ware gekommen ist. Abends um 21.00 Uhr soll der Laden eigentlich zu sein, mit Putzen und alles - teilweise kommen, die nie vor 22.00 Uhr raus! Gut, dieser Discounter mag ein nettes Gehalt, plus Bonusse hier und dort, Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld zahlen, aber gerade jetzt in der Corona-Zeit ist das wieder nichts mehr wert, wenn man den Theater mal genauer anschaut und deren Arbeitsaufwand.
Ich denke einfach, dass ein Ladensterben so nicht mehr aufzuhalten ist. Das hat aber eben nur Corona etwas hier und dort verschlimmert. Für die meisten in Innenstädten sah es dank der Online-Geschäfte auch vorher nicht gut aus. Teure Ladenmieten werden von günstigen Lagern und einem Online-Business mit Lieferung direkt vor der Tür eben verjagt. So ist aber auch die Realität und es ist eben nicht so, dass man sich darauf über die Jahre hinweg nicht einstellen konnte, um sein Glück zu versuchen. Da hat Corona auch am Ende nur den Tropfen zum Überlaufen gebracht.
Eine Erlaubnis von Sonntagsöffnungszeiten etc. würde daran meiner Meinung nach einfach nichts ändern.
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