Patienten im Krankenhaus gebeten, bei Arbeit mitzuhelfen
Wie ich schon berichtete, war ich wegen einer Fehldiagnose im Krankenhaus. Wir unterhielten uns auf dem Flur zu dritt aus unserem Zimmer. Dann kam die Schwester und sagte, wir könnten doch eigentlich auch etwas tun. Wir nickten zustimmend und sagten ja. Eigentlich hatte sie ja recht, denn es ging uns allen gut und die Schwester rannte hin und her und bemühte sich um andere Patienten.
So kam sie also nach kurzer Zeit mit einem Korb, in dem durcheinander gewaschene Elastikbinden lagen. Die sollten wir schön stramm und ordentlich aufrollen. Das haben wir gemacht - es war kein Problem. Anschließend bedankte sie sich bei uns und lächelte uns zu.
Ob heute auch noch so verfahren wird mit dem Verbandsmaterial weiß ich nicht. Aber als ich nach meinem Unfall jeden Tag zum Verbinden ins Krankenhaus musste, wurde der Verband aufgeschnitten und entsorgt. Natürlich wird es aus hygienischen Gründen nicht anders gehen in der heutigen Zeit. Ob es früher weniger Bakterien gab oder ob man nicht so genau darauf achtete und es auch nicht überprüft wurde, wenn jemand starb durch Bakterien, ich weiß es nicht. Aber vielleicht hatte man solche Sterbefälle anderen Krankheiten zugeordnet.
Es besteht ja ein Unterschied zwischen Verbänden und Elastikbinden. Letztere werden doch nicht auf Wunden gelegt. Wurden die nicht früher sogar gegen Thrombosen angelegt? Also auf vollkommen unversehrte Beine? Wenn man die bei 90 Grad wäscht, ebenso wie die Bettwäsche auch, dann sehe ich da gar kein Problem.
Dass die Schwester Patienten kleinere Aufgaben gibt, finde ich richtig süß. Sie könnte sich auch stundenlang selber mit den Elastikbinden beschäftigen und währenddessen mit einer Kollegin ratschen. Aber sie verzichtet auf diese Ruheminuten und kümmert sich lieber um Patienten. Das ist doch ehrenwert. Krankenschwestern haben meines Erachtens wirklich einen sehr anstrengenden Job, körperlich und menschlich. Ich wäre nur zu bereit, da kurz auszuhelfen.
Außerdem ist es doch auch schön für die Patienten. Sie haben mal was zu tun, sie können helfen und sie bauen eine persönliche Beziehung zum Pflegepersonal auf. Sonst kommt man sich im Krankenhaus auch oft nur wie eine Nummer vor. "Zimmer 12, das linke Bett". Da bin ich lieber die, die die Binden zusammengerollt hat und bekomme ein Lächeln. So fühlt man sich dort doch viel wohler.
Ich weiß leider nicht, was Elastikbinden sind. Aber ich finde es gut, dass ihr als Patienten helfen konntet und dies auch gemacht habt. Ihr habt die Schwester dadurch sicher etwas entlastet und ihr helfen können. Und eigentlich hängt man ja die meiste Zeit dann nur im Bett herum und schaut Fernsehen. Ich denke aber auch, dass die meisten Verbandsmaterialien und bereits gebrauchten Sachen dann entsorgt werden. Aber Sachen wie Bettwäsche und Handtücher werden ja auch gereinigt und wieder verwendet.
@Bienenkönigin, ich fand da auch nichts bei. Wenn ich helfen kann, tue ich das sehr gerne. Patienten sind oft sehr gut drauf, wenn sie keine Schmerzen haben. Da bin ich schon der Meinung, dass sie im Rahmen der Möglichkeiten mithelfen könnten. Immer nur auf's Essen zu warten bringt auch nichts. Tabletts selbst wegbringen und für diejenigen mit, die nicht können, ist selbstverständlich. Aber selbst für solche Kleinigkeiten bedankt sich das Personal.
Cid hat geschrieben:@Bienenkönigin, ich fand da auch nichts bei. Wenn ich helfen kann, tue ich das sehr gerne.
Das hatte ich auch nicht anders verstanden. Mein Beitrag war als Bestätigung gedacht. Ob es heute noch so läuft, weiß ich leider nicht. Ich würde ja annehmen, dass es eine Wäscherei gibt mit Angestellten. Die Bettwäsche kommt ja auch zusammengelegt auf den Stationen an. Also können die doch auch die Elastikbinden zusammenrollen. Dass die ohne gewaschen zu werden, wiederverwendet werden, kann ich mir nicht vorstellen. Da hat sich sicher viel geändert in den letzten Jahren und Jahrzehnten hinsichtlich dem Wissen über Bakterien und der Vorsicht.
Ich kann mir irgendwie nicht richtig vorstellen, dass elastische Binden heute in einer Klinik noch immer wieder gewaschen und dann erneut verwendet werden. Diese Binden sind allerdings nicht für offene Wunden gedacht, wie Bienenkönigin schon richtig schrieb. Darum sehe ich dabei gar nicht wirklich ein Problem, dass diese Binden nach einer Wäsche erneut verwendet werden. Allerdings fransen diese Binden an den Seiten auch aus und das sieht dann nicht mehr wirklich toll aus.
Aber ich finde es toll, dass ihr geholfen habt. Sicher ist es im Krankenhaus ziemlich langweilig, wenn man sich nicht so schlecht fühlt und trotzdem den ganzen Tag dort bleiben muss. Dann ist es doch schön, dass ihr alle direkt zugestimmt habt, als die Krankenschwester euch um eure Mithilfe gebeten hat. So etwas ist sicher auch nicht selbstverständlich, dass die Patienten dann tatsächlich helfen.
Dem Patienten ist langweilig und als Krankenschwester hat man oft mehr zu tun als einem lieb ist und daher finde ich es prinzipiell ganz okay, wenn man sich etwas zur Beschäftigung überlegt, was einem selber noch Arbeit abnimmt. Letztendlich kommt das aber vielleicht nicht bei jedem so gut an. Es ist vielleicht auch heute nicht mehr so genutzt, aber ich denke es kann ganz gut ablenken, wenn man vielleicht sonst nur umherliegen würde und es einem eigentlich schon gut geht. Streng genommen ist es aber nicht Aufgabe des Patienten und vielleicht auch nicht so hygienisch.
Ich hätte das nicht gemacht. Selbst wenn diese Binden gewaschen wurden, wöllte ich nichts anfassen, was schonmal benutzt war und ich finde das gar nicht so gut, wenn solche Materialien wieder benutzt werden. Mir kommt das unhygienisch vor, wäre doch besser, man nimmt da Wegwerf-Artikel. Außerdem ist es nicht meine Aufgabe, da mitzuhelfen.
Mag sein, dass die Krankenschwester viel zu tun hat, aber es ist ja auch ihr Job und sie bekommt Geld dafür. Wenn einem der Postbote auffordert, beim Briefe austragen zu helfen oder der Bauarbeiter einem die Schaufel in die Hand drückt und sagt, man soll mal mitbuddeln - wäre das dann auch noch ok? Würde man dann auch noch beherzt mitmachen?
Meine Mutter war auch Krankenschwester, ich finde, das ist ein wichtiger Beruf, aber dennoch finde ich es unangemessen, wenn dann Patienten gebeten werden, mitzuhelfen. Das geht zu weit und ich persönlich hätte es auch nicht gemacht.
Ich finde daran nichts "süß" oder lobenswert, wenn jemand Job mäßig offensichtlich derart überfordert ist, dass die Person schon Außenstehende rekrutiert, um nicht völlig unterzugehen. Das ist auch kein Zeichen von Fleiß und den ganzen anderen preußischen Tugenden, wenn Schwester Hildegard sich die Hacken blutig rennt, weil sie so nur ihrem Arbeitgeber Geld und Aufwand spart.
Wenn Schwester Hildegard ihre Gesundheit ruiniert oder sich irgendwie durchtricksen muss, muss das Krankenhaus nämlich kein Geld für weiteres Personal ausgeben. Und wenn tatsächlich etwas passiert, weil eben auch die tüchtigste Fachkraft nicht an drei Orten gleichzeitig sein kann, ist nicht der Verwaltungsboss seinen Job los, der der Meinung war, nebenbei ein bisschen Verbandsmaterial zu recyclen, schaffen die Schwestern doch locker beim Kaffeetrinken.
Ich würde also meine allgemeine Hilfsbereitschaft nicht auf tatsächliche berufliche Ausgaben ausdehnen. Für mich ist es ganz selbstverständlich, anderen Arbeitnehmern nicht sinnlos noch mehr Arbeit zu machen, etwa weil ich der Meinung bin, im Krankenhaus habe es zuzugehen wie im Hotel. Aber ich würde ja auch nicht beim Bäcker nebenzu mal ein bisschen Semmeln eintüten, wenn viel los ist, oder den städtischen Angestellten die Laubsäcke beim Rechen aufhalten. So kann ich vielleicht meinen anerzogenen Märtyrerkomplex ausleben, aber letzten Endes fördere ich nur ein System der Ausbeutung, weil es dann ja "von oben" nur heißt: Klappt doch alles wunderbar, was jammern Sie?
Meiner Ansicht nach hat die Schwester vielleicht gar nicht aus Überforderung so gehandelt, sondern wollte drei möglicherweise ratschende, gaffelnde und für sie nicht unanstrengende Patienten, die irgendwo auf dem Gang rumstehen in eine ablenkende Beschäftigung bringen. Jemand der gerade mit einer zwar stumpfen, aber für ihn neuen Arbeit beauftragt ist, wird weniger Energie haben, mich in Gespräche verwickeln zu wollen, im Vorbeigehen Sprüche zu klopfen oder allgemein Unruhe auf die Station zu bringen, weil es allzu lustig oder laut zugeht. Der kann sich zwar immer noch mit den anderen unterhalten, aber eben in einem gemäßigteren Ton.
Ob ich selbst an Patientenstelle mitgemacht hätte, weiß ich nicht. Vorm Rechner kann man sich ja immer viel ausdenken und realistische Situationen sind viel zu dynamisch und mit anderen Merkmalen versehen, als dass man wirklich eine zutreffende Extrapolation vornehmen könnte. Vermutlich wäre ich so überrascht, dass ich die Aufgabe auch angenommen hätte. Vielleicht hätte ich aber gemerkt, dass die Frau dezent genervt sein könnte und hätte mich zurückgezogen, weil ich das Manöver durchschaut hätte.
Dass Elastikbinden in der Wäscherei wieder aufbereitet werden, war mir bis eben auch nicht bewusst. Hygienische Bedenken für mich selbst hätte ich unter dem Gesichtspunkt meiner eigenen Sicherheit demzufolge nicht gehabt, was ist denn dann mit der Bettwäsche oder OP-Tüchern? Die müssen noch ganz andere Belastungen aushalten als ein Verband. Sehr wohl frage ich mich aber schon, ob die Aktion von hygienischer Seite so in Ordnung gewesen ist, denn ich gehe davon aus, dass eine medizinische Fachkraft weiß, wie sie unter möglichst hygienekonformen Bedingungen neues Material aufbereitet, wovon man bei den Patienten (!) nicht ausgehen kann. An dieser Stelle hätte mich am meisten interessiert, ob das mit der Krankenhaushygiene vereinbar ist, wenn Patienten für andere Patienten die Binden aufwickeln. Vielleicht sogar noch mit ungereinigten Händen. Das ist doch kein Feldlazarett ausm letzten Weltkrieg.
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