Sich durch einen Anruf weniger einsam fühlen?

vom 16.04.2019, 06:39 Uhr

Ich bekomme immer wieder die Werbung für bestimmte Hotlines mit, die man anrufen kann, wenn man sich einsam fühlt. So als würde ein Telefonat gegen die Einsamkeit helfen. Ich habe da aber ehrlich gesagt so meine Zweifel und glaube nicht, dass mir persönlich das helfen würde.

Ich unterscheide sehr stark gegen Einsamkeit und Alleinsein. Allein ist man für mich, wenn man körperlich allein ist. Einsam ist man für mich dagegen, wenn man sich von seinen Mitmenschen unverstanden und isoliert fühlt, auch wenn man Gesellschaft hat. Wenn ich mich also unverstanden fühle, warum soll mir dann ein Anruf helfen?

Es gibt schließlich keine Garantie, dass die Person am anderen Ende mich wirklich versteht und mir das geben kann, was ich in dem Moment brauche. Könnt ihr euch vorstellen, euch durch einen Anruf (mit Wildfremden) weniger einsam zu fühlen? Oder seid ihr gar nicht der Typ dafür? Kann so ein Konzept überhaupt funktionieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ob es hilft, dass man eine Hotline anruft, wenn man einsam ist, kann ich nicht bestätigen. Aber ich denke, dass man sich schon durchaus weniger einsam fühlt, wenn man mit jemandem telefonieren kann, den man gut kennt oder dem man etwas bedeutet. Gerade ältere Menschen sind ja doch öfter mal einsam und ich denke, dass es da schon helfen kann, wenn sie dann mit Familienmitgliedern oder Freunden mal telefonieren können. Das ist sicherlich eine Alternative, wenn man sich ansonsten nicht so häufig sieht.

Bei einer Hotline nehme ich aber an, dass die Mitarbeiter geschult sind und schon irgendwie wissen, wie sie dann ein Gespräch anfangen können und über was gesprochen werden könnte. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass mir persönlich so ein Anruf helfen könnte, wenn ich mich einsam fühlen würde.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


So eine Werbung habe ich noch nie mitbekommen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mir persönlich so ein Anruf helfen könnte, wenn ich dann mit einer wildfremden Person sprechen würde. Außerdem telefoniere ich schon höchst ungern. Aber vorstellen kann ich es mir schon, dass es manchen Menschen helfen kann, wenn sie einsam sind, dass sie dann mit jemandem telefonieren.

Sicher gibt es keine Garantie, dass man sich mit demjenigen am anderen Ende der Leitung versteht, aber ich denke auch mal, dass die Menschen entsprechende Schulungen mitgemacht haben und auf die Menschen eingehen und ihnen ein positives Gefühl vermitteln können, wenn sie anrufen. Ich denke, dass das nicht lange anhalten kann, aber erst mal wird die Einsamkeit vielleicht gelindert werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich dachte immer, das seien getarnte Sexhotlines, aber ich telefoniere sowieso dermaßen ungern, dass ich lieber den Fernseher als "Gesellschaft" einschalten würde. Aber generell halte ich Hilfs-Hotlines aller Art, wenn sie seriös und mit geschulten Mitarbeitern angeboten werden, schon für eine gute Sache.

Auch wenn heutzutage das Internet dem Telefon schon lange den Rang abgelaufen hat, auch was Kontakte und das Finden von Gleichgesinnten angeht - noch ist nicht jeder derart firm darin oder hat die technische Ausstattung. Und ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Leute gibt, die derart einsam sind, dass jede Form von Sozialkontakt für sie hilfreich sein kann. Und wer bin ich, ihnen den Zugang zur einzigen menschlichen Stimme, die sie vielleicht in der ganzen Woche hören, verweigern würde, nur weil ich selber davon nicht betroffen bin?

Die ganzen schlauen Tipps, man solle doch "unter Leute" gehen oder ähnliches, wenn man sich einsam fühlt oder sich mit seinen Hobbys beschäftigen, setzen nämlich schon recht viel voraus - von grundlegender Gehfähigkeit über finanzielle Ressourcen bis hin zu einer Psyche, die einen Plausch auf der Parkbank überhaupt zulässt. Von daher finde ich es schon ziemlich anmaßend, mehr oder weniger davon auszugehen, dass Hilfsangebote für einsame Menschen überflüssig seien, weil es ja überall von Menschen wimmelt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Für mich ist man definitiv nicht einsam, wenn man sich von seinen Mitmenschen unverstanden fühlt. Dann ist man unverstanden und nicht einsam. Ich unterscheide zwar auch zwischen Einsamkeit und Alleinsein, aber anders. Alleinsein bedeutet für mich, dass man zwar alleine ist, das aber einem nicht unbedingt etwas ausmacht. Ich kann auch alleine Sport machen und das ganz wunderbar finden.

Das Wort "Einsamkeit" ist ja hingegen negativ konnotiert. Man fühlt allein, obwohl man das nicht möchte. Einsam kann man dabei auch unter Menschen sein - Einsamkeit besagt ja nicht, dass man alleine ist, sondern sich alleine fühlt. Und das geht auch beispielsweise in einem vollen Hörsaal, wenn man niemanden zum Reden hat oder eben auch allein zu Hause, wenn man allein ist, obwohl man das gar nicht möchte.

Und sicher können einem bei Einsamkeit Anrufe helfen, auch wenn ich das nicht auf diese merkwürdigen von dir beschriebenen Anrufe beziehe. Wenn ich mich einsam fühle und jemandem zum Reden brauche, dann hilft es mir auf jeden Fall, wenn mich meine Freundin anruft und wir reden. Das lenkt mich ab, bringt mich auf andere Gedanken und ich fühle mich mit ihr verbunden, auch wenn wir uns nicht sehen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich glaube für alte Menschen liegt das nah beieinander. Sie haben kaum noch jemanden, der mal vorbeikommt und wenn sie dann jemanden zum Austausch, zum Reden haben ist das schon etwas, was die Einsamkeit nehmen kann. Ich würde mich deswegen nicht weniger einsam fühlen, ich habe aber auch Menschen um mich herum und würde mich erst dann einsam fühlen, wenn mich davon keiner mehr lieben oder verstehen würde und man nur noch im Streit wäre. Das ist aber nicht der Fall, weswegen ich mich auch nicht einsam fühle.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Unterscheidung zwischen Einsamkeit und allein sein ist denke ich in vielen Fällen auch etwas Wortglauberei. Ich denke, wenn man sagt, man sei allein, dann meint man damit Einsamkeit und dass es Situationen gibt, wo man allein ist, aber nicht einsam, stimmt zwar, aber das würde man ja nicht als Problem empfinden.

Solche Hotlines finde ich ganz gut. Ich habe selbst als Jugendliche mal bei so einer Beratungshotline für junge Menschen angerufen und ich fand das sehr hilfreich, mit einer außenstehenden Person sprechen zu können, die man dann auch mal Dinge fragen kann, die man Freunden gegenüber nie ansprechen würde. Man will ja eventuell nicht über jedes Thema mit Freunden reden.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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