Wurdet ihr auf der Arbeit schon einmal beleidigt?
Mich würde interessieren, ob es in manchen Branchen auch so vertreten ist wie im Krankenhaus. Hier stehen die Beleidigungen nämlich manchmal leider an der Tagesordnung und gehören bei manchen Patienten zum Programm. Leider sind es nicht immer nur die dementen und alten Patienten, die leider auch nicht mehr so genau wissen, was sie von sich geben, sondern auch das jüngere Personal, dass sich darüber aufregt, wie "fett" die Schwestern hier doch wären, dass sie doch ruhig mal schneller laufen könnten, dann wären sie auch schlanker.
Aber auch andere Beleidigungen und Bezeichnungen, die man eher von Teenagern oder in Rotlichtmilieu erwarten würde, gehören hier schon zur Tagesordnung. Leider. Wenn ich so was mitbekomme, dann sage ich das den Patienten auch und rate ihnen, dass sie sich auch ein anderes Krankenhaus aussuchen können, wenn ihnen hier die Schwestern nicht passen. Wir sind hier schließlich nicht bei Wünsch-Dir-Was und versuchen alle nur unseren Job bestmöglich zum Wohle der Patienten zu erledigen.
Wie geht es euch? Wurdet ihr in eurem Job schon ernsthaft beleidigt? Damit meine ich jetzt auch nicht solche Sachen wie "alte Ziege" oder ähnliches, sondern schon die härten Wörter.
Ich habe sehr lange in der IT eines Unternehmens gearbeitet und ich war damals dick. Wenn ich dann Geräte aufgebaut habe, kamen dann so Bemerkungen wie "ich wusste gar nicht, dass Walfische auch an Land überleben können" oder wurde teilweise richtig angegangen. Das hat mich schon schwer getroffen und ich war froh, als der Mitarbeiter dann gegangen ist.
Ansonsten hatte ich bis vor Kurzem einen Kollegen, dem auch immer die Pferde durchgegangen sind und der mich auch mehrfach angepöbelt hat. Das war auch nicht besonders erträglich und mittlerweile haben wir beide die Berufe gewechselt. Die meisten Beleidigungen passieren im Affekt oder wenn man sich aufregt, dagegen bin ich mittlerweile lange immun. Aber wenn man von manchen Leuten ständig beleidigt wird, das geht auch durch das dickste Fell.
Mir ist sowas zum Glück noch nie passiert, aber meinen Eltern, die Migranten sind, wurden schon öfters unschöne Dinge an den Kopf geworfen. Mein Vater musste sich zum Beispiel von Arbeitskollegen "scheiß Polacke" anhören. Meiner Mutter ging es mit rassistischen Sprüchen ähnlich. Das kann ich mir persönlich gar nicht vorstellen, aber ich arbeite die meiste Zeit auch nur mit Akademikern und jungen Menschen zusammen, wo solche ausländerfeindlichen Tendenzen ja seltener vorhanden sind.
Ansonsten habe ich einen Kollegen, der mir auch manchmal Beleidigungen an den Kopf wirft, allerdings ist er für seinen derben Humor bekannt. Allerdings sind wir privat auch gut befreundet, sodass ich seine Sprüche auch nicht ernst nehme und gerne mal zurück schieße, wenn er über die Strenge schlägt.
Abgesehen davon erinnere ich mich noch an die Zeit, in der ich zwischen Abitur und Studium an der Kasse gejobbt habe. Einige Kunden dachten, ich würde eine Ausbildung machen und das war für den einen oder anderen schon Grund genug, mich herablassend zu behandeln. Ich wurde auch angegiftet, wenn ich nicht schnell genug arbeitet, aber da es waren immerhin keine Beschimpfungen dabei.
Cappuccino hat geschrieben: Das kann ich mir persönlich gar nicht vorstellen, aber ich arbeite die meiste Zeit auch nur mit Akademikern und jungen Menschen zusammen, wo solche ausländerfeindlichen Tendenzen ja seltener vorhanden sind.
Ich habe an meinem Arbeitsplatz eher die Erfahrung gemacht, dass "Akademiker" ihre ausländerfeindlichen, homophoben oder sonst wie diskriminierenden Ansichten nur in etwas feinere Worte kleiden, selbige aber dort genauso fröhliche Urständ' feiern wie in den Teilen der Bevölkerung, die nicht nur an der Uni herumlungert. Es würde mich sehr wundern, wenn Vorurteile z.B. gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe oder Nachnamen hier "seltener" wären. Da wird eben stillschweigend und diskret die Wohnung, die man von Opa geerbt hat, nicht an Herrn Kasawumbu, sondern an Herrn Ölgemöller vermietet.
Auch der "wohlwollende" Alltagsrassismus ist in meinen feinen Akademikerkreisen nicht zu übersehen. "Sie können aber toll Deutsch!" ist ein Lob, über welches sich die Putzfrau gefälligst zu freuen hat. Und "Gefällt ihnen die Münchner U-Bahn?" impliziert doch ziemlich deutlich, dass ein Afrikaner über den deutschen ÖPNV gefälligst zu staunen hat.
Beleidigungen in Form von Schimpfwörtern kommen aber in meinem Arbeitsumfeld tatsächlich nicht vor. Hier pflegt man eher das falsche Kompliment ("Toll, Sie haben sich endlich mal geschminkt!") oder das indirekte Abwerten (Also, ich bin ja ein sozialer Mensch und würde das nie machen, aber leben und leben lassen, sage ich immer.") Manchmal wäre mir ein herzhaftes: Verpiss dich, Alte! schon fast lieber.
Ich finde es sehr schade, dass hier leider auch sehr viele Erfahrungen dazu kommen, dass man aufgrund seines Äußeren verurteilt wird. Ich bin Krankenschwester und war eine Zeit lang auch extrem übergewichtig (circa 136kg verteilt auf 1.64 Meter Körpergröße) und wusste natürlich, dass ich zu dick war. Wenn dann aber Patienten bei Fragen danach gefragt wurden, welche Schwester denn morgens da war, um offene Sachen zu klären, wurde von vielen Patienten dann immer gesagt "die Dicke" oder sogar "die Fette" mit den dunklen Haaren und der Brille. Das fand ich sehr fies und das nagt auch heute noch, trotz großer Gewichtsabnahme, immer noch sehr stark an mir und meinen Gefühlen.
@Cappucino: Ich arbeite mittlerweile auch größtenteils mit Akademikern zusammen und auch dort wird munter beleidigt und es kommt auch häufiger zu rassistischen Äußerungen. Also nur weil man einen höheren Bildungsgrad erreicht hat, macht das einen noch nicht zum Engel und manche Beleidigungen gehen auf keine Kuhhaut. Auch wenn ich nicht mehr selbst betroffen bin, kann ich viele Sachen, die "feiner" verpackt werden auch nicht gutheißen und es betrifft alle Bevölkerungsschichten.
Ich arbeite in einem IT-technischen Job, und bei uns ist es leider durchaus üblich, den Kollegen technische Ahnungslosigkeit zu attestieren. Einige der Leute scheinen sich für große IT-Koryphäen zu halten, und man gibt dem anderen zu verstehen, dass er/sie eben nicht den tollen Durchblick habe wie man selbst.
In der Hinsicht bin auch ich schon mit abwertenden Bezeichnungen bedacht worden, die man als Beleidigung auffassen könnte. Ehrlich gesagt nehme ich mir das immer zu sehr zu Herzen, da ich sowieso häufig selbst an meinen eigenen Kompetenzen zweifle. Und wenn dann jemand in diese Kerbe schlägt, habe ich oft tagelang mit großen Selbstzweifeln zu kämpfen.
Ich möchte zunächst erklären, was für mich persönlich eine Beleidigung ist. Es kommt für mich nicht so sehr auf die Wortwahl an. Es gibt Menschen, denen im Affekt harte Worte entfallen und sich aber später dafür entschuldigen. Das finde ich nicht schön und ist für mich sehr unangenehm, aber wenigstens lässt die Entschuldigung etwas Reue erkennen. Ich habe es aber eher mit Menschen zu tun, die keine schmutzigen Worte verwenden, aber sich trotzdem respektlos und herabwürdigend äußern. Diese gezielte Art von Beleidigungen finde ich manchmal viel schlimmer, als wenn jemanden ein unschönes Wort rausgerutscht ist.
Ich arbeite unter anderem als Dienstleister im PC Bereich. Die allermeisten Kunden behandeln mich sehr respektvoll, dafür bin ich dankbar. Ich selbst achte ebenfalls sehr darauf, dass ich meine Kunden freundlich und respektvoll behandle.
Trotzdem gibt es leider immer wieder Kunden, die sich sehr ärgern, wenn eine Dienstleistung nicht ihren Vorstellungen entspricht und äußern sich dann entsprechend respektlos, meistens aber ohne harte Wörter zu verwenden. Es sind Äußerungen wie zum Beispiel: "Wenn ich so arbeiten würde wie Sie, dann wäre ich schon längst Pleite." Obwohl hier keine schlimmen Wörter enthalten sind, finde ich diese Aussage sehr verletzend und beleidigend. Der Kunde beurteilt hier meine Arbeit negativ, obwohl ihm die Sachkenntnis und eine entsprechende Qualifikation fehlt. Die Arbeit wurde technisch korrekt durchgeführt. Oft haben Kunden aber Vorstellungen, die technisch gesehen unmöglich sind und geben später dann respektlose Kommentare ab.
Inzwischen habe ich ein feines Gespür dafür entwickelt, wie meine Kunden ticken. Wenn ich merke, dass ein Kunde überzogene Ansprüche hat, die sich technisch gesehen gar nicht umsetzen lassen, dann lehne ich den Auftrag von vorneherein ab. Damit kann man sich viel Ärger einsparen.
Ich finde es sehr wichtig, dass man sich Beleidigungen nicht gefallen lässt und Wege aus der Opferrolle sucht. Der erste Schritt der Verteidigung ist, dass man eine Beleidigung innerlich sofort abweist. Oft neigen Menschen dazu, bei sich selbst die Schuld zu suchen und nehmen den Täter somit in Schutz! Diese Einstellung sollte man sofort ändern. Selbst wenn man wirklich einen Fehler gemacht hat, gibt es dem Gegenüber kein Recht, sich in irgendeiner Weise beleidigend zu äußern!
Und als nächstes ist es sehr hilfreich an einer selbstbewussten Ausstrahlung zu arbeiten, dann traut sich der andere oftmals erst gar nicht die Beleidigung auszusprechen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, weil eine gesunde, selbstbewusste Ausstrahlung von tief innen kommt. Zum Glück gibt es im Internet hierzu sehr gute Podcasts und Vorträge. Mir haben diese sehr geholfen, mit Beleidigungen und Demütigungen richtig umzugehen und ich möchte auch andere Menschen dazu ermutigen, sich für diese Themen Zeit zu nehmen und sich konstruktiv damit auseinander zusetzen.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Erfahrungen mit der One-Day-Diät 715mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: baerbel · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Ernährung & Diät
- Erfahrungen mit der One-Day-Diät
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1165mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1640mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank