Kann die Selbstständigkeit mit Freunden gut funktionieren?
Tatsächlich hatte ich den Segen, oder auch den Flug, bei einer Eröffnung eines Betriebes mitzuwirken, die von zwei guten Freunden von mir initiiert wurde. Heißt, die beiden haben sich selbstständig gemacht und haben mich ins Boot geholt, damit ich sie unterstützen kann. Selbstverständlich hab ich schon gehört, dass eine Selbstständigkeit mit Freunden schwierig werden kann und das man Privates und Berufliches nur schwer trennen kann, aber ich musst meine eigene Erfahrung machen.
Nun bestehen wir seit knapp einem Jahr und die Anfangsphase lief wirklich super. Wir alle haben gearbeitet wie Tiere, waren ein super Team und haben uns super ergänzt. Allerdings ging dieser Teamspirit irgendwann verloren, da einer von meinen Freunden den Erfolg zu Ernst genommen hat und dadurch sehr arrogant wurde. Er hat nur noch über sich gesprochen, hat unsere Mitarbeiter schlecht behandelt und uns nicht mehr als Team, sondern als seine Lakaien angesehen. Dies hat sich natürlich hochgeschaukelt, Gespräche haben nichts gebracht und nun verkauft der andere Freund seine Anteile, da er absolut keine Lust mehr hat. Das verstehe ich auch vollkommen, da wir wirklich alles probiert haben, aber wir kommen nicht auf einen gemeinsamen Nenner. Das ist sehr schade, da die Freundschaften jetzt auch vorbei sind und man keinen Kontakt mehr außerhalb der Arbeit hat.
Jetzt werde ich tatsächlich auch ein bisschen traurig, da ich die Zeit reflektiere. Es ist echt mega ärgerlich, dass man eine Freundschaft wegen einer Arbeit verliert, die eigentlich super lief. Kennt ihr solche Situationen? Habt ihr schon die Erfahrung gemacht, dass die Selbstständigkeit mit Freunden gut funktioniert hat? Falls ja, erklärt es mir bitte!
Mein Neffe hat schon relativ früh mit Schulfreunden eine Softwarefirma gegründet. Das hat sehr gut funktioniert. Während ihrer Tätigkeit hat ihre Freundschaft nicht gelitten und auch nach dem Verkauf an eine große amerikanische Firma hecken sie noch gemeinsame Pläne aus.
Eine gemeinsame Selbstständigkeit ist ja immer Teamwork. Sie kann mit Freunden genauso gut oder schlecht funktionieren wie mit Fremden. Vielleicht hängt es auch vom Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens ab, ob es mit der Freundschaft weiterhin klappt oder nicht.
Außerdem ist es wichtig, wie die Aufgaben verteilt sind. Wenn einer das Gefühl hat, dass er viel mehr tut als die anderen, wird es schwierig. Bei meinem Neffen waren die Aufgaben klar verteilt. Keiner kam dem anderen in die Quere. Mein Neffe hat das Backend programmiert, einer anderer das Frontend und einer war für Marketing und Consulting zuständig.
Keiner kam dem anderen groß in die Quere und jeder war gleich wichtig für den Erfolg. Die Buchhaltung samt steuerlicher Angelegenheiten hat die Mutter eines der Gründer übernommen, sodass es keine Streitereien wegen des Geldes gab.
Ohne dir jetzt auf den Schlips treten zu wollen, aber einen Freund kennt man doch auch und weiß ihn einzuordnen. Daher weiß man auch, wie die Person arbeitet, ob sie strebsam oder faul ist, ausgeglichen oder leicht aus der Ruhe zu bringen. Das weiß man doch alles bei einem Freund, alles andere würde ich dann eher eine Bekanntschaft nennen. Einem wahren Freund kann man alles anvertrauen und auch jede Situation durchstehen.
Letztendlich wäre es clever gewesen einfach zu sagen, dass man das sein lassen wird, damit die Freundschaft nicht weiter leidet, aber nun ist er bei euch ja nicht mehr dabei. Es war wohl einfach kein wahrer Freund oder ein Mensch, der nicht Wert auf die Meinung seiner Freunde legt, also einfach nicht passend.
Ich weiß meine Freunde schon sehr gut einzuschätzen und glaube nicht, dass mir davon jemand wirklich so ähnlich ist, dass ich das wagen würde. So habe ich Freunde, die beispielsweise nicht verstehen würden, dass man auch Familie hat und die dann alles geben würden um voran zu kommen 24/7 sozusagen, andere hätten wohl eher schnell die kreative Idee, aber nicht die Durchhaltekraft, wenn es dann nicht gleich gut läuft. Ich denke also eher, dass man sich jemanden suchen muss, der einem und den eigenen Vorstellungen sehr ähnelt, damit die Unterschiede nicht zu groß sind.
Selbstständigkeit ist aber nie leicht und da kann man mit Partnern immer auch falsch liegen, egal wie gut man miteinander auskommt. Das ist nun mal alles nicht leicht, wenn man sich an andere Menschen bindet und auch abhängig macht.
Ich bin auch selbstständig, aber genau aus dem Grund, dass ich eben nicht wie ein Tier arbeiten möchte, sondern dass ich mir ein schönes Leben machen kann, möglichst viel selbst bestimmen kann, auf niemanden hören muss und allein entscheide, wann ich was mache. Daher könnte ich mir schon keine wirklich enge Zusammenarbeit mit anderen vorstellen.
Es gibt zwei Bekannte, an die ich manchmal einzelne Aufgaben auslagere und die mir dann darüber eine Rechnung stellen, man könnte sagen, das sind in dem Fall dann Subunternehmer. Mir fällt es schwer, ihnen zu sagen, wenn ich was anders haben möchte. Da habe ich eine gewisse Hemmung. Ich will sie nicht verärgern, aber ich will auch nicht Geld für etwas bezahlen, mit dem ich nicht zufrieden bin. Einer von beiden habe ich schonmal erklärt, dass sie etwas anders machen soll, das hat sie eine Weile dann getan, ist aber wieder in das alte Muster gefallen, was mich etwas nervt. Daher arbeite ich dann nur noch selten mit ihr.
Für mich ist das schwer, mit Freunden oder Bekannten zu arbeiten, weil ich solche Kritiken nicht gut anbringen kann und mich unwohl dabei fühle, anderen etwas sagen zu müssen, was die vielleicht nicht gerne hören. Direkt zusammenarbeiten wöllte ich nicht, weil ich denke, da könnten dann auch Konflikte entstehen.
Ich könnte mir das nicht vorstellen. Ok, ich berede größere Entscheidungen mit meinem Mann. Aber am Ende stehe ich allein dafür gerade und mein Mann ist ja in einem anderen Bereich und damit auch in einer anderen Firma angestellt. Er hat aber sehr viel Einblick in meinem Geschäft und kann dann schon mit abwägen, ob oder ob nicht in eine Richtung gehandelt werden sollte.
Allerdings muss ich auch sagen, dass man vorher nicht weiß, wie sich die Geschäftspartner entwickeln. Selbst wenn hier die Meinung vertreten wird, dass man seine Freunde ja kennen müsste. Nein, man wird sie nicht so gut kennen, dass man wissen wird, wie sich ihr Verhalten mit einem Erfolg eventuell verändert wird.
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