Handy und Computer schuld, dass Stricken aus der Mode kommt?
Ich habe mir vor mehreren Wochen schon über eine Nachbarschaftsplattform eine Kiste mit Restwolle geholt. Ich habe eigentlich das Ziel, mir einen bunten Schal zu stricken, vielleicht sogar einen Pullover. Allerdings habe ich noch nicht damit angefangen.
Früher habe ich vor dem Fernseher gestrickt oder auch in der S-Bahn. Meine Mutter saß nie ohne eine Handarbeit abends da. Ich habe das Gefühl, dass immer weniger Menschen stricken, weil die Hände nicht frei sind. Ich sitze abends oft vor dem Laptop und entscheide mich dann statt für die Stricknadel für die Tastatur.
Stricken die Leute immer weniger, weil sie ihre Hände wegen Handy und Computer nicht mehr frei haben? Strickt ihr noch? Bei welchen Gelegenheiten strickt ihr? Vor dem Fernseher, in der S-Bahn oder einfach nur so ohne andere Berieselungen? Ist bei euch das Handy der Grund dafür, dass ihr keine Handarbeiten mehr ausübt?
Natürlich ist einmal die Digitalisierung ein großer Einfluss auf die fehlende Begeisterung für das Stricken. Aber das ergeht ja nicht nur dem Stricken so, sondern auch dem klassischen „Draußen spielen“ oder Kommunikation ohne ein technisches Endgerät.
Weiter würde ich aber behaupten, dass das klassische Frauenbild sich deutlich verändert hat und Frauen nicht mehr versiert darauf sind, zuhause zu stricken. Ebenso ich auch, dass das Stricken einfach zu langweilig ist, um als Hobby zu gelten.
Das halte ich für Blödsinn. Es mag sein, dass die klassischen häuslichen Aktivitäten im gewissen Maße aus der Mode kommen, aber ich kann jetzt aus meinem persönlichen Umfeld nicht behaupten, dass Stricken außer Mode ist. Im Gegenteil, ich kenne bereits jüngere Menschen, unter Anderem sogar viele Männer, die in den letzten zwei Jahren mit dem Stricken begonnen haben.
Meine Wollfachverkäuferin hat mir sogar geschildert, dass mittlerweile sogar viele Jüngere bei ihr Wolle kaufen und auch wenn ich mal dort bin, war der Laden rappelvoll, und zwar nicht nur mit der Generation ab 60. Im Herbst und Winter sitze ich zum Beispiel vor dem Rechner und höre meiner Vorlesung zu und habe das Strickzeug in der Hand und stricke nebenher so vor mich hin.
Es mag nicht mehr in dem Maße von Früher stattfinden, aber ich habe das Gefühl, dass Handarbeiten mittlerweile wieder auf dem Vormarsch sind, zwischen Pokémon Go, Konsole und Online-Learning. Auch kenne ich mittlerweile viele Jüngere, die während Corona mit dem Nähen begonnen haben und sich wie ich ihre MNS selbst herstellen. Also bei mir ist das Handy nicht der Grund dafür, ich stricke einfach nebenher, aber nicht in der Bahn oder Unterwegs.
Ich finde es lustig, dass seit so vielen Jahren immer wieder prophezeit wird, dass Stricken, Nähen und alles andere was in Richtung "Handarbeit" geht praktisch dem Tode geweiht sei. Und wenn man sich selber mal damit beschäftigt findet man große online Communitys, ganz viele Shops, die Materialien anbieten, neue Geschäfte, die aufmachen und so weiter.
Natürlich gibt es Leute, die ihre Freizeit vor dem Bildschirm verbringen, das ist aber eine bewusste Entscheidung. Wenn ich einen Schal stricken will dann muss ich das Handy eben zur Seite legen. Das gleich gilt aber für jedes andere Hobby auch. Buch lesen, Schmuck basteln, Bild malen, Kleid nähen und so weiter mit Handy vor der Nase funktioniert auch nicht.
Ich glaube heutzutage ist man schier überflutet mit Angeboten, was man machen kann und da kann auch jeder seine passende Sache finden. Stricken erscheint mir deswegen nicht unbeliebter, nicht umsonst gibt es zahlreiche Stoffläden überall und Menschen, die Material verkaufen. Selbst gemacht ist ja auch immer schöner. Ich glaube gerade bei Corona hat das Ganze noch mal Fans dazu bekommen, da man sich zu Hause ja auch irgendwie beschäftigen musste und viele neue Sachen gelernt wurden von vielen Menschen. Da hat man dann auch gestrickt. Generell gibt es immer wieder Trends, aber das heißt auch nicht, dass das nicht mehr gemacht wird, nur weil es nicht mehr modern ist.
Genau das Gegenteil ist doch der Fall. Gerade durch das Internet haben Handarbeiten in den letzten Jahren einen wahren Boom erlebt. Es gibt jede Menge Anleitungen auch als Video, so dass man keine Oma mehr bitten muss, die vielleicht mehrere 100 Kilometer weg wohnt.
Schau mal im Internet wie viele junge Frauen und auch Männer die Stricknadeln schwingen. Da gibt es auch einen sehr großen Teil, die selbst noch als Designer agieren und ihre Anleitungen auf entsprechenden Seiten verkaufen.
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