Vor Freunden seine Meinung nicht äußern dürfen?

Ich hatte mal eine Freundin, die in dieser Hinsicht extrem anstrengend war. Sie war extrem empfindlich, was Kritik angeht, wobei sie aber auch ausgetickt ist, wenn man eine abweichende Meinung hatte. Sogar bei sachlicher Kritik ging sie direkt an die Decke und war direkt beleidigt. Sie scheint wirklich nie gelernt zu haben, wie man mit abweichenden Meinungen und Kritik richtig umgeht.

Dabei spielte es keine Rolle, um welche Themen es ging. Egal, ob sie Streit mit ihrem Partner hatte, Rat wegen einem Outfit wollte oder wegen irgendwelchen Weiterbildungskursen, die sie interessiert hat. Oft hatte sie auch Konflikte mit Familie oder Schwiegerfamilie. Im Endeffekt spielte das „Problem“ oder der Sachverhalt an sich überhaupt keine Rolle, sie hatte grundsätzlich ein Problem damit, wenn ich beispielsweise in Konfliktsituationen eine vermittelnde Rolle eingenommen habe und nüchtern und sachlich alle Seiten beleuchten und Verständnis fördern wollte. Ich neige generell dazu, Konfliktsituationen von allen Seiten zu beleuchten, anzuschauen und zu analysieren und ich schlage mich nie ausschließlich auf eine Seite, egal ob ich die Beteiligten sympathisch oder unsympathisch finde. Ich bin da viel zu rational und analytisch.

Es hagelte dann aber immer richtig Vorwürfe, ich wäre illoyal, wenn ich im Prinzip eine abweichende Meinung hatte. Sie meinte dann aber, dass ich ihre Freundin wäre und auf ihrer Seite zu stehen hätte. Das ging sogar so weit, dass ich Angst hatte, überhaupt ein Wort zu sagen, weil mir aus allem ein Strick draus gedreht wurde. Ich wurde immer unglücklicher in dieser Freundschaft und hatte das Gefühl, als hätte man mir einen Maulkorb verpasst. Schließlich zerbrach die Freundschaft.

Hattet ihr schon einmal Freunde, vor denen ihr regelrecht Angst hattet, eure eigene Meinung zu äußern, selbst wenn ihr danach gefragt worden seid? Wie würdet ihr mit solchen Menschen umgehen? Würdet ihr euch den Mund verbieten lassen oder wäre euch das keine „Freundschaft“ wert?

Ich bin eigentlich bekannt dafür eine recht kontroverse Meinung zu haben, die manchmal nicht der in meinem Freundeskreis gewünschten Norm entspricht. Den meisten Menschen in meinem Freundeskreis ist dies auch bekannt, aber es gibt ein paar Leute, die das nicht akzeptieren können und mich gleich angehen. Meistens interessiert es mich nicht und wenn es mir zuviel wird, drehe ich mich weg, weil ich nicht auf Konfrontationen stehe und sie auch weitestgehend vermeide, da sie mich nur aufregen.

Manchmal äußere ich meine Meinung auch nicht unbedingt, es gibt Themen, wie zum Beispiel "Kinder bekommen", "Essgewohnheiten", "Depressionen", usw. bei denen ich mich extrem zurückhalte, weil ich einen ganz klaren Standpunkt vertrete, der an sich nicht mal negativ ist, aber der gerne verdreht verstanden wird.

Es gibt eine Freundin, die da sehr extrem ist. Sie versteht grundsätzlich alles falsch und gegen sich gerichtet und dort halte ich mich wirklich hinter dem Berg und formuliere sehr vorsichtig und lasse mir auch den Mund verbieten, was ich wirklich selten mit mir machen lasse. Aber mir liegt etwas an dieser Person und deshalb lächle und winke ich schlichtweg manchmal. Aber es gab auch schon Konfrontationen und Streitereien.

Vielleicht hast du das ganze auch nicht objektiv sehen können, weil du eben involviert warst. Es kann ja sein, dass deine Freundin durchaus Kritikfähig war, du das aber eben anders aufgefasst hast. Vielleicht hat sie sich da mal irgendwie etwas anders verhalten, was dir den Anlass gegeben hat, daraus zu schließen, dass sie eben keine andere Meinung akzeptiert und deswegen sogar Angst entwickelt hast, ihr deine ehrliche Meinung mitzuteilen.

Mir ist das ehrlich gesagt, so noch nicht passiert. Ich sage durchaus meine ehrliche Meinung, aber ich finde einfach, dass es dabei immer auf die Wortwahl ankommt. Wenn ich eine Freundin als dumm hinstellen würde, weil sie mich Rat fragt und schon eine gewisse Meinung hat, könnte ich durchaus nachvollziehen, dass sich diese dann angegriffen fühlt. Ich denke, dass dabei eben der Ton die Musik macht und es daran liegt, wie man etwas verpackt. Ich würde niemanden direkt vor den Latz knallen was ich denke. Ich bin durchaus ehrlich, aber trotzdem taktvoll und gerade wenn es sich um Freunde handelt, finde ich das wichtig.

Vielleicht hast du deine Meinung auch einfach zu harsch ausgedrückt und deine Freundin hat deswegen dann so empfindlich reagiert. Das könnte ich mir zumindest gut vorstellen, da das ja oft ein Grund ist, warum jemand eine andere Meinung eher nicht akzeptiert oder darüber nachdenkt.

Ich kenne Leute, die immer ihre Meinung vertreten und sich dazu auch nichts sagen lassen. Andere hingegen gehen auf eine konstruktive Diskussion ein und hören sich auch gern die Meinung anderer an. Die Frage, die ich mir in diesem Fall stellen würde, wäre eher ob es Freunde sind. Meine Freunde legen viel Wert auf meine Meinung, gerade wenn sie auch mal von ihrer Meinung abweicht. Das regt ja eher zum Nachdenken an. Vor allem schätzen sie es, wenn ich ihnen meine ehrliche Meinung mitteile und mich nicht einfach ihrer anpasse.

Wenn ich mir jetzt aber vorstelle Angst haben zu müssen, wenn ich meine Meinung äußern oder vertreten möchte, dann spreche ich sicherlich grade nicht mit Freunden. Im Beitragsverlauf wurde erwähnt, dass es auch an der Art des Ansprechens liegen könnte oder wie man es sagt. Bei der genannten Situation und der Frage dazu spielt dies meiner Meinung nach aber absolut keine Rolle. Es ging ja nicht darum, wie man seine Meinung formuliert, sondern darum, dass die Person offensichtlich ein Problem mit Meinungsäußerungen seiner Mitmenschen hat.

In diesem Fall stellt sich meines Erachtens die Frage gar nicht mehr, ob man zu forsch oder unangemessen in die Meinung anderer eingegriffen hat. Ich glaube, dass man seine Meinung im angegebenen Fall noch so vorsichtig hätte formulieren können, aber es trotzdem eskaliert wäre. Wenn man schon Angst hat der Person mit seiner Meinung zu antworten, geht es wohl nicht um eine konstruktive Lösung des Problems. Selbst wenn man der gleichen Ansicht ist, aber seine Meinung anders formuliert, können daraus schon Streitsituationen entstehen.

Ich hatte auch mal so eine Freundin. Sie hat bei ihren Partnern nur auf Geld, Aussehen und eine gute Arbeit geachtet, aber nicht darauf, dass es auch Männer gab, die sich wirklich in sie verliebt haben. Als ich ihr dann vorsichtig mitteilte, dass bei mir nicht nur teure Autos, ein guter Job und Aussehen zählen, meinte sie gleich dass ich ihr nichts gönne. Aber einen potentiellen Partner abzustoßen, nur weil er kein teures Auto fährt, wäre für mich recht unangemessen. Aber da hat jeder seine Meinung. Man kann sie dann auch noch so vorsichtig formulieren und trotzdem entsteht daraus eine Konfliktsituation, die man ja eigentlich eher vermeiden möchte. Aber deswegen meine Meinung gar nicht mehr zu äußern und immer den Mund zu halten, ist ja auch nicht der richtige Weg.

Manche Menschen sind auch einfach nicht Kritikfähig und können absolut nichts annehmen. Da sind es meistens dann wohl eher rhetorische Fragen, wenn sie jemanden nach ihrer Meinung fragen, diese aber definitiv nicht hören wollen.

Freunde sind für mich Menschen, mit denen man über alles reden kann und mit denen man alles besprechen kann. Kritisch zu sein hört da dazu. Ich bin froh, wenn mir jemand sagt, was er denkt und gerade die Kritik von einem Freund ist doch durchaus wichtig und ehrlich, von daher würde ich auch niemanden dafür beschimpfen, wenn er ehrlich zu mir ist. Ich würde so jemanden auch nicht Freund nennen. Deswegen hatte ich so jemanden auch noch nicht in meiner Vergangenheit und würde das auch nicht wollen. Als Freunde muss man sich die Meinung sagen können und dies auch verkraften.