Fällt euch Mitfreuen schwerer als Mitfühlen?
Ich muss zugeben, dass es mir schwerer fällt, mich mit jemandem zu freuen als mit jemandem mitzufühlen. Eigentlich freue ich mich nur mit meinen Kindern mit, wenn sie sich über etwas freuen. Bei jedem anderen ist fast immer ein Quäntchen Neid dabei, besonders wenn meiner Schwester etwas Positives widerfährt.
Ein paar Ausnahmen gibt es. Zum Beispiel freue ich mich immer, wenn jemand ein Kind bekommt, vielleicht weil Erinnerungen an die eigenen Geburten wach werden. Ich freue mich auch, wenn jemand krank war und dann wieder gesund wird, vielleicht aber auch nur aus egoistischen Motiven.
Mein Mitgefühl ist dagegen eher stark ausgeprägt. Es springt reflexartig sofort an, wenn es jemandem schlecht geht oder er meint, dass es ihm schlecht gehe. Ist bei euch das Mitfreuen oder das Mitfühlen stärker ausgeprägt? Oder ist das in einem guten Gleichgewicht? Könnt ihr euch zum Beispiel völlig ohne Neidgefühle freuen, wenn ein Verwandter im Lotto gewinnt oder befördert wird?
Ich finde es sehr befremdlich, wenn man immer nur Neid empfindet. Das entspricht mir so gar nicht. Wenn ich einer Person nahe stehe, dann freue ich mich genauso als würde es mich selber betreffen. Ich meine wie geil ist das denn, wenn jemand das Glück hat im Lotto zu gewinnen oder seinen Traumjob zu bekommen? Da kann man selber doch auch Freude empfinden. Persönlich würde ich jedem in meinem Umfeld alles gönnen ohne auch nur einen Funken Neid zu empfinden.
Als mein bester Freund zum zweiten Mal Papa wurde, war das als ob man das selber noch mal durchlebt, als er seinen Traumjob gesehen hat habe ich mit gefiebert, dass er genommen wird und als er genommen wurde war ich genauso happy darüber wie er. Es ist doch auch immer schön sich am Glück und an der Freude anderer Menschen zu erfreuen. Wir wollen doch alle nur ein schönes Leben haben und deswegen sollte man sich das auch gönnen.
Mir geht es eigentlich genau andersherum. Freude ist eine simple und nachvollziehbare Reaktion, und auch die Gründe, weswegen sich Menschen freuen, führen im Regelfall dazu, dass ich mich bei Mitmenschen, die mir nahestehen, mitfreue. Das trifft auch für Anlässe zu, die für mich selbst absolut keinen Grund zur Freude darstellen, wie etwa die berühmte Schwangerschaft und Vaterfreuden. Da freue ich mich ehrlichen Herzens für die werdenden Eltern, wenn diese offensichtlich völlig aus dem Häuschen sind. Bei anderen schönen Dingen wie etwa einem Urlaub regt sich bei mir zwar auch gelegentlich ein kleines "Menno, ich will auch...", aber das tut meiner aufrichtigen Mitfreude gar keinen Abbruch.
Andere Situationen finde ich schon etwas komplizierter und anstrengender. Manche Leute neigen ja dazu, sich über Dinge aufzuregen, die ich als Pipifax ansehe oder auf jedes zwischenmenschliche Drama aufzuspringen, das mir sonst wo vorbeigeht. Bei derlei Geschichten muss ich das nötige Mitgefühl schon öfter heucheln und mir eher denken, dass es Schlimmeres gibt als, sagen wir, schlechtes Wetter im November. Bei wahrhaftigen Tragödien fällt mir dann die Empathie wieder leichter.
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