Haltet ihr Deutschpflicht auf Schulhof für gerechtfertigt?
Laut folgendem Artikel endet ein Vorfall auf einem baden-württembergischen Schulhof nun in einem Rechtsstreit.
Auf einem Schulhof einer Grundschule in einer baden-württembergischen Stadt unterhielten sich zwei türkische Mädchen auf Türkisch. Laut deren Schulordnung herrscht in der Schule allerdings sowohl im Unterricht als auch auf dem Schulhof die Umgangssprache Deutsch. Das Mädchen wurde deshalb zu einer Strafarbeit verdonnert in der sie einen Aufsatz schreiben sollte warum in der Schule lediglich Deutsch gesprochen werden solle.
Die Schulministerin und CDU-Politikerin Susanne Eisenmann sagt zu dieser Schul-Handhabung:
Dies dient ja gerade an Schulen, an denen Kinder und Jugendliche mit unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen, auch zur Unterstützung des deutschen Spracherwerbs und der Sprachübung. Es geht um gelebte Demokratieerziehung, eine Stärkung der Schulgemeinschaft und den Zusammenhalt. Ganz wichtig ist mir bei solchen klaren Vorgaben aber immer, dass sie in der Schulkonferenz oder in der Schulgemeinschaft insgesamt besprochen und festgelegt werden.
Was haltet ihr von einer in der Schulordnung festgelegten Deutschpflicht? Findet ihr es in Ordnung wenn sich Kinder in Privatgesprächen auch in anderen Muttersprachen unterhalten? Gehört das in euren Augen zu einer ganzheitlichen schulischen Integration dazu oder übertreibt man es hier?
Ich finde die Aussage absolut beschämend und würde es nicht fair finden, wenn ein Kind für die Benutzung der Muttersprache eine Strafe bekommt. Außerdem möchte ich dann durchaus mal wissen, wie man das denn eigentlich durchzieht. So Wörter wie Jeans, cool oder auch andere Wörter dürften ja dann auf dem deutschen Schulhof auch keine Verwendung finden oder sehe ich das falsch? Eine Sprache lebt auch von anderen Einflüssen und wenn 2 Mädchen ihre Geheimnisse in ihrer Sprache austauschen ist das in meinen Augen nicht verwerflich.
Demokratie heißt nicht nur Regeln durchdrücken, sondern auch alle Menschen so zu akzeptieren wie sie sind und gerade kleine Menschen sind nicht perfekt und neigen vielleicht eher dazu den Vorteil zu nutzen, dass das nicht jeder versteht und man sich mal in Ruhe austauschen kann. So ein Aufsatz ist nun auch keine große Sache, aber ich finde es falsch so etwas festzulegen. Ein Arbeitgeber kann einem ja auch nicht vorschreiben, wie man in der Pause spricht. Schule soll auf Arbeit vorbereiten, da sollte man sich auch daran orientieren.
Ich bin da ehrlich gesagt ein wenig zwiegespalten. Ich erinnere mich nämlich noch an meine eigene Schulzeit. Meine Klassen waren auch sehr oft bunt gemischt, was die Herkunftsländer meiner Mitschülerinnen und Mitschüler anging. Da gab es schon einmal Jungs die sich in ihrer Muttersprache unterhalten haben und sich im Anschluss kaputt gelacht.
Und selbst die Mädchen haben manchmal auf Russisch, Türkisch und Co. geredet und man stand daneben und kam sich vor wie das dritte Rad am Wagen. Da half es dann auch oft nicht zu sagen: Hallo ich bin auch noch da. Ich würde auch gern was verstehen. Das ging selbst hoch bis in die Fachoberschule, dass sich da die Klassenkameraden keine Gedanken gemacht haben oder vielleicht absichtlich in andren Sprachen miteinander geredet haben.
Vielleicht ist es aber auch einfach eine Präventationsmaßnahme um Mobbing, Grüppchenbildung & Co. zu vermeiden. Es wäre wohl aufwendiger immer zu beobachten ob und wie anderssprachige Kinder ausgeschlossen werden von Spielen und Gesprächen.
Ich finde trotzdem eine generelle Deutschpflicht auf dem Schulhof übertrieben. Gerade wenn sich tatsächlich nur zwei Kinder der selben Herkunft miteinander unterhalten, sozusagen privat unterhalten, sollte das doch möglich sein.
Im Sinne einer gut funktionierenden Integration finde ich es nachvollziehbar, wenn die Schulen in ihrer Hausordnung Deutsch als Regelsprache auch auf dem Schulhof festlegen. Ob man das Verhalten des Kindes jetzt gleich mit einer Strafarbeit belegen muss, lasse ich mal dahingestellt, aber wie ich mitbekam, hat das Mädchen wohl wiederholt immer wieder gegen die Regel verstoßen und sich nicht einsichtig gezeigt.
In einem der zahlreichen Kommentare in den Sozialen Medien las ich von einer Deutschtürkin die Einlassung, sie hätte schon sehr früh im Leben beigebracht bekommen, wie schlicht unhöflich dieser für andere nicht nachvollziehbare Wechsel in eine fremde Sprache für die Umstehenden ist. Für sie war es eine Selbstverständlichkeit, sich nicht so zu verhalten. Für mich hat diese Regel auch nichts mit einer Deutschtümelei zu tun, wie es mancher denken mag, sondern hält die Kinder mit Migrationshintergrund an, sich möglichst viel mit der Sprache ihres Heimatlandes auch außerhalb des Unterrichts zu beschäftigen und eine Basis für alle Nationen ohne Separierung zu bieten.
In dem Artikel steht ja auch, dass die Hälfte der Kinder Migrationshintergrund hat und die Schüler aus 16 verschiedenen Nationen stammen. Da finde ich die Sprache als kleinsten gemeinsamen Nenner nicht unwichtig. Und die Sprache ihrer Eltern werden sie wahrscheinlich zuhause oft genug hören und sprechen.
Ich würde niemals einem Kind seine Wurzeln entziehen wollen und schon gar nicht seine Muttersprache verbieten. Doch wir müssen auch der Realität ins Auge sehen, dass auch immer mehr hier geborene Kinder Deutschkenntnisse aufweisen, die grottig sind. Jedenfalls kann ich das in meiner Stadt, auch aufgrund meiner aktuellen Einsätze mit Kindern, beurteilen. Und wenn ich dann Eltern sehe, die selbstständig als Friseur seit 30 Jahren hier leben, kein Wort Deutsch können, wundert mich einfach 0,0, dass die Kinder ähnlich agieren und lieber unter sich bleiben.
Genau das ist nämlich das Problem. Vorgelebte Integration geht anders. Und Deutschland tut weiterhin viel zu wenig dafür, dass Probleme mit den türkischen Gastarbeitern, den zwischen drin Angekommenen, dann den Libanesen, später den Flüchtlingen und eben all den anderen Ausländern sich nicht wiederholen. Integration ist schön auf dem Papier, aber die gelebte Realität sieht anders aus.
Nehmen wir ein Beispiel von 3 Schulen hier ums Eck. Der Ausländeranteil (muslimisch liegt bei teilweise 90 % ) dann noch 10 Prozent Deutsche oder andere ausländische Kinder. Was glaubt hier wohl wer, welche Sprache gesprochen wird? Arabisch. Aber auch andere Probleme, wie tägliche Polizeieinsätze und Angriffe auf Lehrer sowie Missachtung der örtlichen Mädchen und Lehrerinnen kommt dort zum Vorschein. 3 Hauptschulen sind es, was es aber nicht entschuldigt. Selbiges Szenario ist hier auf 3 Gesamtschulen zu sehen, wo jedoch 50% Muslime und 50% Deutsche, Russen etc. zu sehen sind. Unmöglich ist das Verhalten dort aber ebenso! All diese Schulen sind bei uns Stadt bekannt und dort schickt kaum ein normaler Mensch mehr seine Kinder hin!
Ich bin nicht nur dafür, dass Deutsch auf Schulhöfen zu sprechen ist. Ausnahmen sind vollkommen in Ordnung, aber als Lehrer sollte man nicht auf dem Schulhof sowie als Mitschüler das Gefühl haben, man sei in einem arabischen Land. Ich bin auch dafür, dass man dafür sorgt, dass gerade in solchen Brenngebieten oder Gebieten, wo gewisse Ausländeranteile besonders stark vertreten ist, man es nicht zulässt, dass Schulen teilweise „überfüllt“ von einer gewissen Anhängerschaft sind. Es darf eben nicht sein, dass wie bei uns hier teilweise 50-90 Prozent nur muslimische Schüler sind, denn die Probleme sind deutlich sichtbar, die dadurch entstehen.
Allerdings ist das natürlich schwer umzusetzen. Wenn andere ihre Kinder, vollkommen zurecht bei uns teilweise, nicht dort anmelden, was soll man machen? Ist schwierig. Aber Deutsch auf dem Schulhof sollte, auch im Hinblick der sprachlichen Förderung und Integration hilfreich sein. Und ich finde das auch nicht rassistisch. Es ist vollkommen legitim, dass man in einem Land, wo man lebt, auch die Sprache auf dem Schulhof können muss und mehr vertreten sein sollte. Ausnahmen sind ja Okay, aber man sollte nicht das Gefühl haben, dass man hier im Ausland stecken würde.
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