Überrascht sein, dass Beruf Spaß machen kann?

vom 10.09.2018, 15:14 Uhr

Am Wochenende habe ich auf einer Feier ein Gespräch mitbekommen, da ich dabei stand. Eine Freundin fragte eine Bekannte, ob diese noch in der Schule putzen würde. Die Bekannte bejahte dies. Meine Freundin fragte dann weiter, ob ihr denn der Job Spaß machen würde. Die Bekannte hat darauf total empört reagiert und meine Freundin angeschaut, als ob diese nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Sie fragte meine Freundin auch, ob sie diese Frage ernst meinen würde. Sie würde schon nicht gerne zu Hause putzen und fände den Putzjob in der Schule auch nicht spaßig. Das würde sie nur wegen des Geldes machen.

Meine Freundin war danach doch etwas unsicher und war froh, als die Bekannte sich dann noch zu anderen Gästen gesellte. Sie kam sich irgendwie blöd vor und meinte, dass sie wohl mit der Frage in ein Fettnäpfchen getreten sei. Ich muss sagen, dass ich auch schon eine Putzstelle hatte und mir das gut gefallen hat. Ich konnte dort alleine arbeiten, außerdem hat es mir gut getan, mal raus zukommen.

Findet ihr es so überraschend, dass ein Beruf auch mal Spaß machen kann? Wärt ihr über diese Frage genauso empört? Findet ihr es ungewöhnlich zu fragen, ob jemandem sein Beruf auch Spaß macht oder gefällt? Meint ihr, dass man bei einer Putzstelle davon ausgehen sollte, dass diese nur des Geldes wegen gemacht wird und man daran keinen Spaß hat?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Also ich finde auch, dass dieser Job auch Spaß machen kann. Ich kennen jemanden der als Nebenjob ein Gebäude reinigt und dafür auf einer Maschine sitzt, wie ein Aufsitzrasenmäher und dem das richtig Laune bereitet.

Zumindest finde ich die Reaktion etwas unangemessen. Man kann ja durchaus sowas sagen wie: "Nein, es macht mir keinen Spaß" oder "Ich suche langfristig etwas anderes" oder wegen mir auch "Putzen war und ist nicht gerade mein Traum" aber den anderen für die Frage anzuzicken... ich weiß nicht..

Ich glaube das fast jeder Job Spaß oder eben auch keinen Spaß machen kann.

» Maysen » Beiträge: 475 » Talkpoints: 55,37 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nur, weil dir putzen Spaß macht, muss das doch nicht jedem Menschen so gehen. Ich habe zu Studienzeiten auch nebenher geputzt. Mal in einem Privathaushalt, mal in einem Bürogebäude für einen Selbstständigen und mir hat das Putzen nie Spaß gemacht. Ich habe es nur machen müssen, weil ich das Geld brauchte und ich froh sein konnte überhaupt einen Job zu finden. Menschen, die wirklich Freude am Putzen haben, sind doch eher selten. Daher verstehe ich nicht, wie man hier pauschal von Spaß ausgehen kann.

Ich vermute eher, dass deine Bekannte den Job macht, weil sie das Geld braucht und nicht, weil das ihr Traumberuf ist. Ich habe einen Job, der mir sehr viel Spaß macht und zu dem ich gerne gehe. Ich habe aber auch mit Putzen inzwischen gar nichts mehr zu tun, weil ich auf diesen Job als "Notlösung" gar nicht mehr angewiesen bin seit dem Abschluss.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Man kann jeden Job mögen oder auch nicht. Small Talk ist eben voller Stolperfallen. Ich könnte mir daher ohne dabeigewesen zu sein, vorstellen, dass es ein Missverständnis gegeben hat oder die gute Frau schlicht nicht richtig zugehört hat.

Normalerweise kann man im Gesprächsverlauf ja recht gut die Einstellung des Gegenübers zu den angesprochenen Themen verfolgen. Und es könnte ja sein, dass die Frau eher genervt und/oder resigniert von ihrer Putzstelle erzählt hat oder sich aus Prestigegründen extra Mühe gegeben hat zu betonen, dass sie den Job nicht aus Spaß an der Freude, sondern aus reiner Notwendigkeit heraus macht. Gerechtfertigt oder nicht, Reinigungskraft ist schließlich kein besonders angesehener Job, und damit kommt nicht jede/r klar.

Und wenn man dann gefragt wird: "Und, macht's dir Spaß?" würde ich mich auch ärgern, dass man mir offensichtlich nicht zugehört hat oder sich nicht genügend für die Antworten interessiert, um den vorher geladenen Fragenkatalog auf die Gesprächsthemen abzustimmen. Etwa so, als würde man lang und breit erzählen, dass man keine Hunde mag und drei Sätze später kommt der Vorschlag, man solle sich doch einen Hund anschaffen, damit man mehr vor die Tür kommt. Da geht es auch nicht um die Vorzüge von Hunden, sondern darum, dass ich eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus wollte, verdammt noch mal! :wink:

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es gibt doch genügend Personen, die ihren Job gern machen und zwar, weil sie den nicht nur als ´Zweck zum Geld verdienen sehen, sondern auch, weil sie mit den eigenen Interessen quasi eine Berufung in ihrem Beruf sehen. Ob das nun unbedingt als Reinigungskraft der Fall ist, bleibt, wie überall woanders auch, jedem selbst überlassen. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Dame der Job gut gefällt, weil sie eben gern putzt.

Manchmal liegt es auch gar nicht an der Arbeit, die man an sich macht, sondern mit wem man arbeitet. Es hat zudem alles seine Vor- und Nachteile und so ist es bei der Reinigungskraft eben auch. Nelchen, Du hast ja oben selbst aufgezählt, welche Annehmlichkeiten der Putzjob für Dich zum Beispiel hatte.

Ich habe auch häufig gehört, dass was ich inzwischen arbeite, könnte der Gegenüber nicht ausführen. Aber für mich ist es das richtige Berufsfeld und alles andere wäre bei mir tatsächlich fast ausschließlich Zweck zum Geld verdienen und für eine soziale Absicherung. Dennoch fand ich damals meinen Job als Zeitungsausträgerin gar nicht so verkehrt, während andere über das frühe Aufstehen und andere Unannehmlichkeiten eher gemeckert haben.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Jeder Job kann Spaß machen, daher finde ich die Frage legitim. Vor allem hat man ja die Auswahl und muss nicht zwingend etwas machen, was einem so gar nicht zusagt. Ich hatte aber auch schon Gespräche mit Leuten, deren Beruf ich mir so gar nicht vorstellen konnte und dann doch festgestellt habe, dass das seinen Reiz haben kann. Empört sein muss man bei so einer Frage generell nicht, da sie einfach Teil eines normalen Gesprächs ist und absolut frei von einer Wertung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich hatte leider nie eine Arbeit, die ich aus reinem Vergnügen tat. Aber das liegt auch daran, dass ich mein Studium nicht nach Interessen, sondern nach Karrieremöglichkeiten und Ratschlägen der Eltern gewählt habe.

In meiner Bekanntschaft und Verwandtschaft gibt es solche, denen ihre Arbeit Spaß macht, solche, die sie gar nicht mehr ertragen und sie am liebsten kündigen würden, und solche, die weder zufrieden mit ihrer Stelle sind noch so ganz unzufrieden.

Eine Freundin von mir arbeitet in der Softwareentwicklung und hat ihren Job noch über ihr Rentenalter hinaus verlängert, nicht, weil es finanziell nötig ist, sondern weil es ihr Spaß macht zu programmieren. Auch mein Neffe hat das Glück, dass sein Beruf auch gleichzeitig sein Hobby ist. Und zusätzlich verdient er noch sehr, sehr gut.

Schlimm ist es, wenn man einen Job hat, der einem keinen Spaß macht und in dem man zusätzlich noch wenig verdient. Am besten ist ein Beruf, der gleichzeitig Hobby ist, und eine Stelle, wo auch noch ein gutes Betriebsklima herrscht. Da wäre der Verdienst für mich gar nicht so wichtig.

Ich bin also nicht überrascht, wenn jemand sagt, dass sein Beruf ihm Spaß macht. Das kann jeder Beruf sein. Ein Bekannter von mir hat zum Beispiel als Softwareentwickler gearbeitet und arbeitet jetzt in der Rente teilweise als Regaleinräumer beim Rewe, weil er einmal etwas ganz anderes kennenlernen wollte und es macht ihm schon seit drei Jahren Spaß. Ist aber nur zweimal die Woche. Ich weiß nicht, wie es aussehen würde, wenn er es täglich machen müsste und davon leben müsste.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe mich vor ein paar Jahren im Krankenhaus mit der Putzfrau, die immer mein Zimmer sauber gemacht hat, ziemlich gut verstanden und war schon erstaunt, als sie mir erzählt hat, dass ihr der Job total viel Spaß macht.

Ich hätte eigentlich gedacht, dass sie das nur zur Überbrückung macht bis die Kinder größer sind und sie die Ausbildung abschließen kann, aber sie meinte, sie würde das schon dauerhaft machen wollen wenn es besser bezahlt werden würde, weil sie ein tolles Team hat und jeden Tag neue Leute kennenlernt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wenn man einen Job nur des Geldes wegen macht, dann sollte man sich doch was anderes suchen. Ich wäre nie freiwillig über Jahre bei einem Job geblieben, wo ich mich nur hin quäle, weil ich das Geld brauche. Das mag mal eine Zeit lang als Zwischenlösung funktionieren, aber mehr auch nicht.

Allerdings wäre ich dann auch der Typ Mensch, der das in einer Antwort anders verpackt. Dass man dann als fragender Gesprächspartner ein wenig komisch vorkommt nach einer solchen Antwort, kann ich verstehen. Ich wäre dann sicherlich auch froh, wenn sich die Person anderen Gästen widmet.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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