Schwarzarbeit in Krisenzeiten tolerieren?
Liest man sich mal diesen Artikel durch, dann wird Schwarzarbeit in Krisenzeiten sogar begrüßt und Wirtschaftswissenschaftler warnen ja förmlich, diese nicht zu bekämpfen. Schwarzarbeit wird sogar als Puffer beschrieben, eine wirtschaftliche Rezession abzufedern. Findet ihr das nicht auch etwas paradox oder haltet ihr Schwarzarbeit in Krisenzeiten und das Anwachsen der Schattenwirtschaft auch für sinnvoll und tolerierbar?
Offiziell darf Schwarzarbeit natürlich nicht geduldet werden. Wir leben immerhin in einem Rechtsstaat. Es gibt da einen Graubereich, was zum Beispiel noch als Nachbarschaftshilfe durchgeht, etwa Nachhilfe für wenig Geld, Babysitting ab und zu oder ähnliches. Aber wenn es sich um eine Haushaltshilfe oder Pflegekraft handelt, die einige Hundert Euro im Monat bekommt, fände ich Schwarzarbeit nicht okay.
Auch kleinere Tätigkeiten im Internetbereich, für die man Gutscheine bekommt, sind, wenn man es genau nimmt, ab einem gewissen Betrag zu versteuern. Da hätte ich aber keine Bedenken, weil man niemandem dadurch den Arbeitsplatz wegnimmt.
Aber in größerem Rahmen ist Schwarzarbeit gegenüber den Menschen, die brav ihre Sozialabgaben zahlen, moralisch verwerflich. Gerade die Selbstständigen, die alles ehrlich angeben, können mit den Dumpingpreisen der Schwarzarbeiter nicht mithalten.
Selbstverständlich ist es Unfug zu glauben, dass Schwarzarbeit überhaupt jemals komplett zu bekämpfen ist, aber in Zeiten von Corona scheint die Anzahl derer, die jetzt „schwarz“ ihr Geld erwirtschaften größer geworden zu sein. Gehört oder gelesen habe ich vor Kurzem, dass es von 9 % auf 11 % gestiegen ist. Und natürlich kommt dieses Geld auch im Umlauf, sodass andere wiederum davon profitieren.
So ist es aber grundsätzlich immer bei Schwarzarbeit. Der eine verdient es schwarz am Fiskus vorbei und bringt es dennoch im Kreislauf der Wirtschaft. Es tut so oder so jemanden gut, aber aktuell ist die Notsituation natürlich eine nochmals andere. Menschen verlieren ihre Jobs, kommen nicht mehr über die Runden, bekommen aus unterschiedlichen Gründen keine richtigen Hilfen, Sofortzusagen und auch die Ämter sind nicht so schnell, wie manch einer tut (ich sehe das bei vielen meiner Bekannten am eigenen Leib).
Das alles ist keine Entschuldigung, aber vielen bleibt vielleicht keine Wahl. Wenn sie erwirtschaftet werden, so vermute ich, wird dies sicherlich bei der Urteilsverkündung auch maßgeblich eine Rolle spielen gegenüber denen, die einfach nur zu viel Kohle haben wollen ohne, dass der Fiskus was davon hat. Das sind für mich auch zwei paar Schuhe, auch wenn Schwarzarbeit nun einmal Schwarzarbeit ist.
Es darf vordergründig natürlich gar nichts toleriert werden. Das wäre das falsche Signal. Doch ich vermute schon, dass auch der Staat davon längst ausgegangen ist, dass die Zahl derer, die sich schwarz Gelder verdienen, nun größer werden wird, als sie vielleicht vor vielen Jahren einmal war. Das ist doch aber auch ganz klar.
Wer will es Menschen, die jetzt nicht mehr wissen, wie sie überleben sollen, die Kinder zu versorgen haben, Miete nachzahlen und zu zahlen haben usw denn übel nehmen? Natürlich mag es eine strafbare Handlung sein, aber ich bin schon immer der Meinung, dass Schwarzarbeiten nicht härter bestraft gehört wie körperliche und sexuelle Delikte, aber leider war das nicht selten der Fall, was mich zum Entschluss bringt, verarscht man den Staat gibt es richtig dick was auf die Finger und wer anderen Leid zufügt, kann noch glücklich mit Bewährung gehen.
Man kann es letztendlich nie ganz verhindern, ich finde aber durchaus, dass Arbeit auch immer passend entlohnt werden sollte und das dürfte gerade im Bereich der Schwarzarbeit nicht so sein. Es kommt gerade jetzt sehr darauf an, dass man überleben kann und wenn man das nun auf diese Art und Weise macht, dann finde ich das nachvollziehbar und verständlich. Jeder muss gerade schauen wo er bleibt und natürlich sollte man es da nun nicht ganz so eng sehen, wobei man generell auch nicht einfach alles unter den Tisch fallen lassen sollte.
Ramones hat geschrieben:Man kann es letztendlich nie ganz verhindern, ich finde aber durchaus, dass Arbeit auch immer passend entlohnt werden sollte und das dürfte gerade im Bereich der Schwarzarbeit nicht so sein.
Gerade deswegen ist ja Schwarzarbeit, außer wenn es sich um Nachbarschaftshilfe oder ähnliches handelt, so verwerflich. Ein ehrlicher Handwerker, der Steuern und Sozialabgaben zahlt, kann mit diesen Dumpingpreisen gar nicht mithalten. Auch darf die Politik in manchen Zeiten nicht mehr tolerieren als in anderen, zumindest nicht offiziell. Wir sind doch kein Willkür-staat und keine Bananenrepublik.
Schwarzarbeit ist für mich auch ein Zeichen dafür, dass manches falsch organisiert ist. Jemand schrieb beispielsweise, dass ein ordentlicher Handwerker nicht gegen einen Schwarzarbeiter konkurrieren kann. Das mag stimmen, aber das liegt vielleicht auch mit daran, dass die Abgaben eben doch zu hoch sind und zur Folge haben, dass sich Dienstleistungen dadurch zu sehr verteuern. Beispielsweise habe ich bei meinem Auszug einen Teil meiner alten Wohnung durch einen Handwerker, also einen ordentlichen Handwerker, tapezieren und streichen lassen. Das hat mich 800 Euro gekostet. Das finde ich schon happig. Ich habe auch einen Bekannten, der manchmal für andere schwarz malert und tapeziert (ist auch Maler) und der macht das für 200 Euro.
Das ist ja schon ein beträchtlicher Unterschied und dabei muss man bedenken, dass die Mitarbeiter des ordentlichen Malers von der ganzen Aktion vielleicht nur 100 Euro netto hatten, also noch weniger als der, der es schwarz gemacht hätte (Konjunktiv, ich habs ja vom ordentlichen Maler erledigen lassen). Da ist doch irgendwo ein Fehler im System. Vielleicht verursacht der Staat einen Teil des Problems selbst, weil er zu hohe Kosten für Abgaben und Steuern usw. ansetzt. Oder wenn ich an die Kosten der Krankenversicherung für Selbstständige denke, da frage ich mich auch, warum das so teuer sein muss.
Dass nun in einer Zeit, in der viele Menschen sparen wollen und nicht mehr so viel haben oder man auch durch die Kurzarbeit eingeschränkt ist, mehr Schwarzarbeit besteht, verwundert mich nicht. Während man große Baustellen gut kontrollieren kann, wird das ja kaum herauskommen, ob da irgendwo ein Handwerker nach Feierabend für den Bekanntenkreis nochmal was schwarz macht. Das lässt sich nicht wirklich kontrollieren.
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