Wegen Ernährung und Kochaufwand Familie nicht sehen wollen?
Ich unterhielt mich kürzlich mit einer älteren Nachbarin im Haus über Weihnachten. Sie erwähnte, dass sie über Weihnachten für 5 Tage verreisen würde mit ihrem Mann zusammen, wobei ich sie dann fragte, ob sie denn nicht Weihachten ihre Familie zu Besuch haben wollte, was sie ablehnte. Sie meinte, dass ihr Mann und sie Fleischesser wären, wobei aber der eine Sohn mit der Familie komplett vegetarisch leben soll und der zweite Sohn mit der Familie soll wohl zu den Veganern zählen.
Meine Nachbarin meinte, dass ihr das viel zu viel Stress wäre für jeden was passendes zu Essen zuzubereiten und sie wäre es Leid, dass dann ständig am Essen kritisiert würde, weil es eben nicht "vegan" oder "vegetarisch" genug sei. Abgesehen davon hätte sie keine Lust auf große Mengen Essensreste, die sie dann mit ihrem Mann zusammen vertilgen müsste. Könnt ihr nachvollziehen, dass man wegen verschiedener Ernährungsweisen und dem damit verbundenen Aufwand in der Küche keine Lust hat, seine Familie an Weihnachten zu sehen?
Ich kenne ihre Kinder nicht, wenn sie es für das Beste hält, zu verreisen, dann ist das eben so. Aber ich habe mich gefragt, ob man in dem Fall nicht einfach jeden Gast etwas zu Essen mitbringen lassen könnte, aber gut. Was meint ihr dazu?
Ich finde das ehrlich gesagt in der Vorstellung auch eher stressig, wenn ich dann etwas essen muss, weil einfach die Gäste das gerne essen und mir der Sinn aber nach Fleisch steht. Zu Weihnachten gehört für mich auch Fleisch dazu und ich würde es einfach komisch finden, wenn ich dann jedes Jahr darauf verzichten müsste. Wobei ich schon einen Kompromiss machen würde. So würde ich den 24. für mich nehmen und die beiden anderen Tage kann man ja die Kinder treffen und dann dementsprechend kochen, das würde ich dann auch gar nicht als schlimm empfinden.
Außerdem braucht man ja weder einen Grund um die eigenen Kinder mal zu sehen, als auch keinen Grund um mal gemütlich wegzufahren. Es sind ja sicherlich nicht nur die Kinder, die da Stress machen, sondern auch die anderen Verwandten, Pflichtbesuche und so weiter. Da kann ich schon verstehen, dass man auch einfach mal seine Ruhe haben will.
Bei so viel Aufwand und undankbarer Kritik kann ich es ehrlich gesagt verstehen. Wir selbst sind vor einigen Jahren auf eine überwiegend vegetarische, oft auch vegane Kochweise umgeschwenkt und haben erlebt, wie anders man dann kochen muss. Vegan kochen bedeutet ja nicht nur Weglassen von tierischen Produkten, sondern für ein vollwertiges Essen kommen ja andere Produkte zum Einsatz, die man aus der herkömmlichen Küche nicht kennt.
Ich meine da etwa Nussmus, stärkerer Einsatz von getrockneten Hülsenfrüchten und Nüssen, Sojasauce und texturiertes Soja und dergleichen. Es bedarf also auch anderer Vorräte. Und Nussmus ist teuer, lohnt sich nicht wirklich für einen einmaligen Einsatz im Jahr. Man sollte auch wissen, wie man damit umgeht, dass es beim Erwärmen etwa andickt und dergleichen.
Und wenn man sich dann den Aufwand als Nicht-Veganer macht und nur negative Kritik bekommt, zieht das einen schon sehr herunter und frustriert extrem. Ich finde, man müsste an das Problem ganz anders heran gehen. Bei einer intakten Familienstruktur und einer gesunden Kommunikation sollte so ein Problem erst gar nicht auftreten. Eine Lösung wäre etwa, dass der Veganer dann zum Essen einlädt.
Für mich stehen Werte wie Familie und Gemeinschaft in der Prioritätenliste weit über nebensächlichen Aspekten wie Essen, Geschenken oder Dekoration, sodass ich nie wirklich nachvollziehen konnte, warum Menschen um Weihnachten herum so einen unfassbaren Stress wegen diesen eigentlichen Banalitäten verursachen. Ganz ehrlich, ich würde den Heiligabend auch in einer schmucklosen Einzimmerwohnung mit Würstchen und Kartoffelsalat aus Glas und Kühlregal und ohne Bescherung verbringen, solange ich mit meinen Liebsten zusammen sein könnte. Nur, weil ein besonderer Anlass zelebriert wird, muss man sich nicht zwingend einen Haufen Arbeit mit Einkäufen, aufwändigen Kochaktionen und der Gestaltung eines lückenlosen Abendprogramms machen. Andere Dinge sind doch viel wichtiger als das.
Dementsprechend wäre es für mich persönlich auch kein Grund, ein gemeinsames Weihnachtsfest abzusagen, weil Familienmitglied A sich nur vegetarisch ernährt oder Familienmitglied B sich aus der Bescherung komplett herausziehen will. Ich würde dann dazu tendieren, es jedem freizustellen, wann er kommt und wie lange er bleibt, ob er am Essen teilnimmt oder sich selbst etwas mitbringt. Ich hätte auch kein Problem, das geplante Menü um ein paar vegetarische oder vegane Beilagen und Ergänzungen zu erweitern, damit jeder etwas für ihn Essbares auf dem Tisch findet, ohne es als absoluten Stress zu empfinden; aber auf das Beisammensein würde ich nur verzichten, wenn es gar nicht anders geht.
Natürlich kenne ich die erwähnten Leute nun auch nicht, und es gibt ja durchaus Menschen, die in ihren Überzeugungen sehr radikal und übermäßig kritisch sind und es nicht einmal ertragen, mit Fleischessern an einem gemeinsamen Tisch zu speisen. Würde der Abend in reinem Genörgel und gegenseitigen Vorwürfen ausarten, hätte ich da sicherlich auch keine Lust drauf und würde vielleicht alternativ den Vorschlag machen, dass man sich erst nach dem Weihnachtsdinner zur gemeinsamen Bescherung und zu einem gemütlichen restlichen Abend trifft. Aber zum Glück sind das Probleme, die in meiner Familie nicht aufkommen.
In Wirklichkeit werden wohl noch mehr Gründe eine Rolle spielen als nur der Kochaufwand. Insbesondere Mütter sind sind bis in die heutigen Zeiten hinein dafür verantwortlich oder fühlen sich dafür verantwortlich, dass das Weihnachtsfest gelingt. Den anderen Familienmitgliedern ist oft gar nicht bewusst, dass es viel Energie kostet, sich selber zurückzunehmen, Meckereien gerade von pubertierenden Kindern und vielleicht noch von den eigenen Eltern zu ertragen, und natürlich auch essensmäßig die Geschmäcker zufriedenzustellen.
Ich hatte zu bestimmten Zeiten auch schon mal Fluchtgedanken zu Weihnachten, habe mich aber dann zusammengerissen. Ich verstehe deine älteren Bekannten gut. Vor allen Dingen, wenn der Rollenwechsel nicht gelingt. Denn eigentlich sind doch jetzt die Kinder dran, das Weihnachtsfest zu organisieren.
Ich denke auch, dass vermutlich noch mehr Gründe mit in diese Thematik hinein spielen bei deiner Nachbarin. Aber trotzdem kann ich es zumindest zum Teil verstehen. Sicher sollte es trotzdem Möglichkeiten geben, wenn man die Familie wirklich sehen möchte, dass eben dann jeder etwas mitbringt oder so etwas. Aber wenn man etwas vorbereitet, das vegan oder vegetarisch ist, was eigentlich gar nicht das ist, was man selber essen möchte und dann noch gemeckert wird, dann muss ich sagen, dass ich die Haltung deiner Nachbarin schon verstehen kann.
Dann würde ich vielleicht auch auf die Idee kommen, zu verreisen und das Fest so ganz entspannt zu verbringen. Die Kinder scheinen ja auch nicht auf die Idee zu kommen, die Eltern zu sich einzuladen und mal zu zeigen, dass sie es besser machen können, wenn sie bei dem Essen nur meckern, das die Mutter für sie kocht. Das wäre für mich auch noch ein weiterer Grund, das Fest eben nicht im Kreis der Familie zu verbringen. Das muss ja nicht für alle Zeit so sein, aber einmal kann man das sicher so machen.
So ganz nachvollziehen kann ich das ehrlich gesagt nicht. Ich kann schon verstehen, dass es sehr aufwändig ist, immer für das Essen zuständig zu sein, wenn man eine große Familie hat und diese dann auch noch dauernd zum Essen zu Besuch kommt. Wenn alle dann auch noch andere Vorlieben haben und es Allergien und Unverträglichkeiten gibt, ist das unter Umständen eben sehr kompliziert und bedarf viel Planung. Allerdings geht es in dem Beispiel ja darum, dass die Familie eben zu Weihnachten kommen will.
Einmal jährlich kann man sich diesen Stress ja mal geben, so sehe ich es zumindest. Ich kann es schon verstehen, dass gerade viele Frauen es satt haben, jedes Jahr für das Menü zuständig sein zu müssen, wobei man da ja aber auch entsprechend planen kann, so dass das Ganze nicht so stressig wird.
Viele Speisen lassen sich ja auch schon ein paar Tage vorher vorbereiten, so dass man zum eigentlichen Fest nicht mehr so viel zu tun hat. Suppen für eine Vorspeise lassen sich einfrieren und Desserts im Glas kann man durchaus schon einen Tag früher zubereiten und im Kühlschrank lagern. Und ansonsten kann man sich eben auch vom Partner helfen lassen. Oder man bittet die anderen Familienmitglieder darum, selbst etwas mitzubringen oder zumindest mitzuhelfen.
Wenn jeder etwas beisteuert oder mithilft, dann ist das ja weniger aufwändig. Außerdem bietet es sich ja auch an, zumindest an einem der Tage essen zu gehen. Wenn man mit der Familie in ein Restaurant geht, kann sich jeder selbst aussuchen, was er essen möchte, ohne dass es da zum Streit kommt.
Ich stehe hier komplett hinter dem älteren Ehepaar. Zwar kann ich ihre Biografie auch nicht kennen, aber wenn ich schon spekulieren soll, gehe ich davon aus, dass Oma und Opa einfach den Kanal voll haben von der undankbaren Bagage und vermutlich nach Jahrzehnten des Gemeckers ihr eigenes Ding machen. Und da kann ich nur applaudieren.
Meiner Erfahrung nach sind diejenigen, die immer jaulen, bei Weihnachten handle es sich doch um das Fest der Liebe und Familie, auch die sind, die auch mit Vierzig noch den Arsch bei Mama und Papa auf die Eckbank plumpsen lassen, während der Baum geschmückt ist, die Geschenke verpackt, der Tisch gedeckt ist und die Gans (die man natürlich nicht anrührt, da totes Tier) schon brutzelt. Sprich Weihnachten ist super toll, solange man selber keinen Finger dafür rühren muss oder sich den ganzen Abend darin sonnt, den Kartoffelsalat mitgebracht zu haben, während die Altvorderen kaum noch die Augen offen halten können vor lauter erledigt.
Und ich nehme auch an, dass selbst wenn "jeder etwas mitbringt", die Koordination, das Gastgeben und Tischdecken und das Gemecker, wenn der vegetarische Salat den veganen Auflauf berührt, auch an den älteren Herrschaften hängenbleiben. Zumindest lese ich nichts von: "Mama, Papa, ihr habt 40 Jahre lang uns ein schönes Fest bereitet, ab sofort übernehmen wir! Und ihr müsst auch keinen Tofu essen, weil wir euch nämlich liebhaben, wie ihr seid!"
Ich kann das total nachvollziehen, weil es dogmatische Veganer gibt, die ich nicht mehr zum Grillen einlade. Und das hat wirklich nichts mit dem Aufwand zu tun. Normale Veganer lade ich nämlich weiterhin gerne ein. Das sind aber auch die Leute, die von sich aus auf die Idee kommen etwas mitzubringen, das sie gerne essen.
Ich finde es einfach extrem nervig, wenn es sich die Dogmatiker nicht verkneifen können zu Nörgeln und wenn sie versuchen den Leuten, die sich mal ein Steak gönnen, ein schlechtes Gewissen zu machen. Und an Weihnachten hätte ich darauf erst recht keine Lust.
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