Andere Vorstellungen von Feiertagen haben als Familie?
In einer Supermarktwerbung steht eine Frau an der Fleischtheke und wird vom Verkäufer gefragt, ob es wie jedes Jahr die Weihnachtsgans sein soll. Die Frau verneint dann und meint, dass dieses Jahr im kleinen Rahmen gefeuert würde. In dem Moment schieben aber Mann und Tochter mit einem randvollen Einkaufswagen um die Ecke und der Verkäufer meint, dass es wohl doch die Gans würde.
Mir ist es bisher noch nicht passiert, dass die Familie eine andere Vorstellung von Feiertagen wie Weihnachten hatte als ich. Bei uns ist es so, dass meistens zusammen gegessen wird und etwas Zeit gemeinsam verbracht wird. Das finde ich auch durchaus ausreichend und gut. Das Essen wird meist von einer Person gekocht, aber ich bringe dann auch immer etwas mit und biete das vorher auch schon an. Alles in allem haben alle ungefähr die gleiche Vorstellung, was Feiertage angeht.
Wie ist das bei euch? Habt ihr ganz andere Vorstellungen von Feiertagen als der Rest der Familie? Musstet ihr da schon mal Kompromisse eingehen? Gab es deswegen schon Probleme oder sogar Streit? Oder seid ihr euch da mit der Familie einig?
Als ich noch jünger war, gab es da schon hin und wieder Unstimmigkeiten. Meine Eltern wollten weiterhin das traditionelle Weihnachten zu Hause feiern, während ich lieber mit meinen Freunden oder meinem Partner um die Häuser gezogen bin. Einige Jahre habe ich das auch getan, bin dann aber wieder zur Tradition zurückgekehrt. Zum einen, weil mir meine Eltern nach dem Umzug meiner Schwester samt Kinder in die Staaten leid getan haben, zum anderen wurde mir das "um die Häuser ziehen" an Weihnachten zu stressig.
Auch heute feiern wir Weihnachten ganz traditionell, wie vor 40 Jahren. Dieses Jahr werde ich meinem Sohn zu liebe sogar an Heiligabend in die Kirche gehen, da er dort ein Krippenspiel aufführt. Es wird zur gleichen Zeit, das gleiche Gericht gegessen, die Bescherung erfolgt an der gleichen Stelle wie zu meiner Kindheit und danach verbringt die Familie gemeinsam den Abend. Mein Ehemann hat sich hier mit Freude angepasst und auch der Rest seiner Familie kommt gerne, wann immer wir sie einladen.
Es gefällt mir so und ich freue mich auch jedes Jahr darauf. Würde mein Mann jetzt aber den Wunsch äußern Weihnachten mal ganz anders zu verbringen, würde ich auch nicht gleich nein sagen, sofern die Familie zusammen ist. Mir geht es an Feiertagen nicht um irgendwelche religiösen Feierlichkeiten, für mich sind das alles Familienfeste. Es gibt viel leckeres Essen und man macht es sich zusammen gemütlich. Was es hier nicht geben sollte, sind Streitigkeiten oder Unwillen. So etwas habe ich bei uns aber noch nie erlebt, da einfach keiner etwas gegen gutes Essen und Spaß einzuwenden hat. Möchte dann wirklich jemand mal aussetzen, wird er auch nicht gezwungen und man ist ihm nicht böse, beim nächsten Mal ist er gewiss wieder dabei.
Der Edeka Werbespot ist natürlich übertrieben, wie das bei Werbung nun mal so ist. Aber in abgeschwächter Form haben das wahrscheinlich viele Leute an Weihnachten schon erlebt.
Man einigt sich auf etwas, in dem Fall nicht auf ein kleines Weihnachtsfest sondern auf "wir schenken uns dieses Jahr nichts". Und meistens hält sich dann irgendwer nicht dran oder niemand hält sich dran, weil "Geschenke gehören halt doch zu Weihnachten" oder "ist ja nur eine Kleinigkeit".
Ich habe das im Freundeskreis schon erlebt. Wir hatten uns für unseren traditionellen, vorweihnachtlichen Umtrunk auf eine geschenkefreie Zone geeinigt aus den üblichen, schrecklich vernünftigen Gründen, die man als Erwachsener mit geregeltem Einkommen nun mal so anführt.
Gehalten hat sich tatsächlich niemand so richtig an die Absprache und wir haben daraus gelernt, dass Rationalität bei einem Fest, das viel mit Kitsch und Emotionen und Kindheitserinnerungen zu tun hat vielleicht nicht so angebracht ist. Aber wir haben seither die Absprache, dass wir uns nur Sachen schenken, die verbraucht werden können. So hat man den Spaß am schenken und beschenkt werden ohne, dass anschließend unnützer Kram zu Hause herum steht.
Wie bei den meisten Familien gibt es natürlich auch bei uns einen traditionellen Ablauf, den man von Kindheit an gewöhnt ist. Das ist ja auch insofern sehr schön, als dass man sich nicht jedes Jahr auf einen neuen Modus Operandi verständigen muss. Aber wehe dem, jemand möchte etwas ändern, dann fangen die Probleme an oder mindestens eine Person ist verstimmt. In einem Jahr, es ist schon lange her, bin ich die Person gewesen, denn meine Eltern wollten plötzlich keinen Baum.
Da die Feiertage aber immer schon schlicht gehalten wurden, war der Baum neben dem Essen das zentrale Merkmal, dass Weihnachten anzeigt, ergo war ich sehr unbegeistert von der Idee. Also sind mein damaliger Freund und ich nach Rücksprache mit den Eltern dann noch schnell an Heiligabend selbst morgens los und haben im Tiefschnee einen Baum geholt und im Wohnzimmer auf den letzten Drücker aufgebaut und geschmückt. Für mich persönlich geht Weihnachten bzw. Heiligabend ohne Baum bei meinen Eltern in meiner Vorstellung nicht wirklich.
Und einmal habe ich meinen Eltern den Vorschlag unterbreitet, dass man an Heiligabend in meiner Wohnung feiern könnte. Dem sind sie auch nachgekommen, aber ich glaube, diese Abweichung von der Gewohnheit kam auch nicht so gut an, sodass ich diesen Vorschlag nicht noch einmal gemacht habe. Da war offenbar die fixe Vorstellung, dass Heiligabend eben bei den Eltern gefeiert werden sollte.
In meiner Familie waren die (gesetzlichen) Feiertage nie so wichtig. So richtig feste Traditionen gab es da eigentlich nie, egal ob es jetzt um Kirchenbesuche an Weihnachten, den Zeitpunkt der Bescherung oder um das Essen an sich ging. Es wurde immer spontan und nach Laune entschieden. Daher gab es in diesem Sinne auch nie irgendwelche Erwartungen, dass man bestimmte Sachen gewöhnt war und es daher immer so haben wollte und andere nicht. Es wurde immer gemeinsam und nach Laune entschieden und es gab keine festgelegten Muster, was mir persönlich aber auch nie gefehlt hat.
Es gibt schon ein paar Tage im Jahr, die in meiner Familie als persönliche "Feiertage" zelebriert werden, aber hier geht es ja im Beitrag primär um gesetzliche Feiertage und den Bräuchen dort und nicht um private Daten, die besondere Bedeutung haben. An diesen Tagen gibt es bestimmte Traditionen, die aber auch so eingehalten werden.
Ich denke schon, dass ich ein wenig andere Vorstellungen habe als meine Eltern, gerade was Weihnachten angeht. Wir feiern immer zu dritt, also meine Eltern und ich. Kontakt zur sonstigen Familie gibt es nämlich kaum. Von daher finden meine Eltern ein richtiges Weihnachtsfest übertrieben. An Heiligabend gibt es dann ein normales Essen, das aus einem Gang besteht und die nächsten Tage sind dann gar nichts Besonderes mehr und unterscheiden sich nicht wirklich von sonstigen Tagen.
Ich kann schon verstehen, dass meine Eltern sich da nicht so viel Mühe geben wollen, wenn wir ohnehin nur zu dritt sind. Allerdings besuche ich sie generell nur selten, so dass ich mich schon freuen würde, wenn Heiligabend etwas Besonderes wäre. Stattdessen gibt es da auch immer nur ein Hauptgericht ohne Vor- und Nachspeise, das nun aber auch nichts Besonderes ist. Letztes Jahr gab es Würstchen mit Kartoffelsalat. Ich würde daher schon wollen, dass sich Weihnachten einfach von anderen Tagen abheben würde.
So schlimm finde ich es aber im Endeffekt auch nicht, da ich mir generell auch nicht allzu viel aus Feiertagen mache. Wenn ich irgendwann mal Kinder und damit meine eigene Familie haben sollte, kann ich es ja immerhin anders machen und Weihnachten und andere Anlässe dann so feiern, wie ich es selbst möchte und wie ich es mir vorstelle.
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