Durch Kinder im Alltag geduldiger werden
Ich betreue ja seit einiger Zeit meinen Enkel zwei Tage in der Woche und die Kindheit meiner Kinder ist ja schon länger her, dass man schon das eigene Verhalten ein wenig vergessen hat. Ich bin eigentlich ein ungeduldiger Mensch. Aber ich sehe, wie die Tage, die mein Enkel bei mir ist, ich auch geduldiger werde. Ich nehme mir einfach die Zeit mit ihm, erkläre ihm Dinge und warte auch geduldig, bis er etwas versucht, was er noch nicht kann. So geduldig kenne ich mich (zumindest in den letzten Jahren) nicht.
Kann es sein, dass man durch Kinder einfach geduldiger im Alltag wird? Haben euch eure Kinder gezeigt, dass ihr auch geduldiger sein müsst? Oder ist das einfach nur ein subjektives Empfinden von mir?
Ich habe durch mein Kind unglaublich viele Veränderungen durchlebt, die meisten davon im positiven Sinne. Mehr Geduld, ist nur eins von vielen Dingen, die mir aufgefallen sind. Besonders bei langen Kassenschlangen beispielsweise. Früher hatte ich sowieso weit weniger zu zahlen und war immer auf dem Sprung. Lange Schlangen habe ich gemieden wie die Pest und war gewillt, den Einkauf sausen zu lassen, wenn es mir zu lange dauerte, inklusive entnervtem Augenrollen und ungeduldigem Gewibbel.
Heute stehe ich völlig entspannt in der Schlange, hake in Gedanken erledigte Dinge ab und lasse manchmal auch ältere Kunden oder Käufer mit wenig Einkäufen vor. Auch beim Arzt ist es mir aufgefallen. War das Wartezimmer früher für mich purer Horror, setze ich mich heute einfach in eine Ecke und Schmökere in einer Zeitschrift oder wische mich durch mein Smartphone. Aber auch mit meinem Vater bin ich viel geduldiger, was zu einem friedlicheren Miteinander führte.
Ich bin mir allerdings nicht sicher ob das immer so zutrifft. Eine Bekannte von mir scheint eher noch ungeduldiger geworden zu sein, seit sie ein Kind hat. Sie hat aber auch viel Stress und wenig Zeit.
Ich kann nur aus der Entfernung beobachten, aber ich habe nicht den Eindruck, dass man hier Pauschalaussagen treffen kann. Schon öfter war ich regelrecht schockiert darüber, wie manche Eltern ihren Nachwuchs herumkommandieren, hetzen und stressen, obwohl das Kind noch nicht mal im Schulalter ist und absolut keine Vorstellung von Zeit und der Wichtigkeit von Terminen hat.
Selbst auf Spielplätzen oder ähnlichem familienfreundlichen Entertainment habe ich zwar nur im Vorübergehen, aber dennoch schon oft mitbekommen, wie besonders Mütter pausenlos auf ihre spielenden Kinder einwirken: Du darfst noch zweimal rutschen! Herodes, wir müssen los! Wenn du nicht sofort kommst... Ich zähle bis drei! Ich würde ja durchdrehen, wenn ich ständig jemanden im Nacken hätte, der mich auf diese Art antreibt, und Geduld sieht für mich anders aus.
Andererseits verstehe ich aber auch, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man quasi eine "Momentaufnahme" aus dem Leben anderer Leute mitbekommt, oder ob man tagaus, tagein versuchen muss, ein normales Leben aufrecht zu erhalten, während der werte Nachwuchs schon zum Jacke anziehen gerne mal 20 Minuten braucht. Ein gewisses Verständnis ist schon da. Aber rein gefühlsmäßig würde ich sagen, dass die Leute, denen in der Öffentlichkeit die Ungeduld aus sämtlichen Knopflöchern quilt, schon ziemlich oft Kinder dabei haben.
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