Wieviel Verständnis kann ich von meinem Partner erwarten?
Wie in einem anderen Thread bereits beschrieben wurde ich vor Kurzem Opfer von massivem Stalking und auch häuslicher Gewalt. Ich habe seitdem starke Probleme mit körperlicher Nähe und auch emotionalem Binden an einen Menschen. Kurz nach dieser Geschichte, nachdem ich mich endlich getraut habe zur Polizei zu gehen und ihn anzuzeigen, habe ich mich in einen sehr guten Freund verliebt. Er hat die ganze Sache natürlich mitbekommen und weiß über alles Bescheid.
Da ich mit mir selbst momentan so beschäftigt bin, passiert es öfters, dass ich ihn zurückweisen muss. Dabei meine ich nicht nur die sexuelle Hinsicht, sondern auch jegliche andere Form von körperlicher Nähe. Wenn ich Schlafe und er mir zu Nahe kommt, mich Beispielsweise küsst oder am Rücken anfasst, schrecke ich regelmäßig hoch und bin nur noch am weinen. Auch sonst kann ich ihm kaum körperliche Nähe zugestehen.
Er geht damit zwar sehr gut um, zumindest sieht es für mich nach Außen so aus, aber trotzdem mache ich mir viele Gedanken darüber, wie viel Verständnis ich ihm wohl abverlangen kann? Kann ich wirklich von ihm verlangen, dass er mir so lange meine Zeit und meinen Freiraum gewährt, bis ich die Sache für mich innerlich verdrängt habe?
Ich habe Angst, dass ich ihm nicht gerecht werde und mich plagen somit zu meinen ganzen grundsätzlichen Ängsten seit der Stalking Geschichte auch arge Verlustängste.
Würdet ihr Eurem Partner in solch einer Situation auch so viel Verständnis entgegenbringen können? Würdet ihr irgendwann Eurem Verständnis auch einen Schlussstrich setzen?
Ich würde sagen, dass du dieses Verständnis nur erwarten kannst und auch dein Partner dieses Verständnis auf Dauer aufbringen kann, wenn ihr zusammen eine Partnertherapie macht.
Dort lernt er, wie er damit wirklich auf Dauer umgehen kann und du lernst, wie du damit umgehen kannst . Denn ein Verdrängen der Sache hilft da absolut nicht. Du musst die Sache verarbeiten und das am besten zusammen mit deinem Partner.
Anders würde ich persönlich kein Verständnis von meinem Partner abverlangen. Denn auch wenn es äußerlich so ausschaut, wird er bestimmt auch daran zu knabbern haben und dir es nicht sage, damit er dich nicht verletzt. Und das ist ein Fehler. Denn das macht deinen Partner kaputt und auch eure Beziehung.
Ich könnte so viel Verständnis entgegenbringen. Allerdings würde ich mit meinem Partner auch versuchen darüber zu sprechen und auch mit meinem Partner zusammen eine Therapie machen. Wenn mein Partner mit einer gemeinsamen Therapie nicht einverstanden wäre, dann würde ich auch einen Schlussstrich ziehen.
Ich denke nicht, dass man alleine mit so einer Situation fertig werden kann. Da kann nur professionelle Unterstützung bei helfen.
ich selbst befinde mich ja in "Therapie" bzw. gehe zu regelmäßigen Gesprächsstunden zu einer Frauenberatungsstelle. Zu einer Paartherapie möchte er nicht gehen, weil er das Ganze so sieht, dass das Problem nicht auf unserer Beziehung basiert, sondern eben auf meiner Vergangenheit, bei deren Aufarbeitung er mir zwar helfen will, aber nicht direkt daran beteiligt ist.
Für mich selbst gibt es leider nur den Weg, erlebtes zu verdrängen, denn ich werde niemals in der Lage sein, diese Zeit zu vergessen. Dafür war es zu schlimm. Es hilft mir schon sehr, in dieser Frauenberatungsstelle mit entsprechenden Personen zu sprechen, aber ich würde auch gerne zu einem richtigen Psychologen gehen.
Hier geht es mir auch nur darum, dass ich meine Beziehung wegen dieser Sache auf keinen Fall verlieren möchte. Ich arbeite täglich an mir und an der Sache, allerdings brauche ich eben Zeit. Und ich weiss eben nicht, inwieweit ich von meinem Partner erwarten kann, dass er mir diese entgegen bringt und sie für mich aufbringt.
Ich hätte schon Verständnis dafür, wenn meinem Partner so etwas passiert wäre und er nun Probleme hätte. Ich würde mich schon als sehr verständnisvollen Menschen bezeichnen. Ich kann mich gut in andere Menschen und deren Probleme hinein versetzen.
Ich denke aber auch, dass es sehr wichtig ist, dass du deinen Partner mit in deine Therapie einbeziehst und ihr viel redet. Sprich doch mit ihm über das, was dir passiert ist. Ich denke, dass du eben eine gewisse Zeit brauchst, um das Geschehene zu verarbeiten und wieder Nähe zu zu lassen. Das Ganze scheint ja noch recht frisch zu sein, da ist es doch kein Wunder, dass du noch keine Nähe zu lassen kannst und schreckhaft bist. Es wird mit der Zeit immer besser gehen und du wirst sehen, dass du dann auch irgendwann wieder Nähe zu lassen kannst. Ich denke nur, dass du deinen Freund nicht Außen vor halten solltest. Er wird sicher auch sehr unsicher sein, wie er mit dir umgehen soll.
Ich finde es sehr wichtig, die Probleme, Ängste und Sorgen des Partners ernst zu nehmen und nicht herunterzuspielen. Die Erfahrungen, die du mit Gewalt in mehrfacher Hinsicht gemacht hast, sind natürlich sehr einschneidend und lassen sich nicht von heute auf morgen abschütteln. Gerade wenn du mit diesen Gewalterfahrungen nicht gut umgehen konntest und lange gebraucht hast, bis du zur Polizei gehen konntest, brennen sich solche Erlebnisse natürlich viel stärker in dein Gehirn ein und beeinflussen auch dein Verhalten gegenüber anderen Leuten, die es vielleicht gut mit dir meinen. Das ist einfach ein Schutzmechanismus deines Körpers, beziehungsweise deiner Psyche. Viele Gewaltopfer haben anschließend Probleme, auf emotionaler und intimer Ebene mit anderen Menschen umgehen zu können.
Da dein Freund diese ganze Situation mitbekommen hat, wird er sicher wissen, wie sehr dich das alles mitgenommen hat. Als Freund hätte ich dafür natürlich Verständnis, allerdings ohne dabei ein Stück von mir selbst aufzugeben. Ich denke, dass eine solche Beziehung auch immer den Partner und die Partnerschaft belastet. Vor allem, wenn schon die kleinste Berührung mit Zurückweisung verbunden ist, ist das auf Dauer sehr verletzend.
Wichtig ist, dass du vorankommst. Wenn erkennbar ist, dass du an der Aufarbeitung deiner Erfahrungen arbeitest beziehungweise arbeiten willst, fällt es dem Partner sicher leichter, mehr Verständnis aufzubringen. Wenn ich als Partner sehen würde, dass sich jemand in Selbstmitleid fallen lässt und nicht bereit ist, sich zu helfen oder helfen zu lassen, würde das mein Verständnis natürlich reduzieren. Ich finde es wichtig, dass man sich nicht hängen lässt - nur dann kann ein Partner mit Hilfe von Verständnis und Zuwendung auch wieder neues Vertrauen schaffen, was sehr wichtig ist, um wieder entspannt miteinander umgehen zu können.
Du solltest diese Sache nicht einfach nur verdrängen oder vergessen, sondern sie aufarbeiten. Dabei kann ein guter Therapeut helfen. Eine einfache Frauenberatungsstelle reicht in deinem Fall vielleicht nicht aus. Eine Paartherapie erachte ich in eurem Fall auch nicht als sinnvoll. Letztendlich hat dein Freund recht und das Problem betrifft in erster Linie dich. Wenn es dir wieder besser geht, wird auch wahrscheinlich wieder eure Beziehung ins Lot kommen.
Du darfst einfach nicht aufgeben und zu sehr nach hinten schauen. Das ist oft leichter gesagt als getan und die meisten Leute haben nach solchen Erlebnissen erst einmal einen Durchhänger. Aber irgendwann muss es einfach weitergehen - und das muss auch dein Freund erkennen können.
So eine Beratungsstelle mag dir als Anlaufweg richtig erscheinen, aber du solltest das Ganze professioneller laufen lassen. An deiner Stelle würde ich also einen Psychologen aufsuchen. Verdrängen ist und kann keine Lösung sein, du musst das nach und nach aufarbeiten.
Ich denke durchaus, dass eine gute Beziehung solche Probleme aushalten sollte. Allerdings kann man auch verstehen, wenn einer von euch beiden irgendwann nicht mehr kann. Du solltest dich dennoch ganz auf deine Heilung konzentrieren, denn nur mit dieser Heilung kannst du alles zwischen euch wieder ins Lot bringen.
Wieso sprichst du deine ganzen Sorgen und Ängste deinem Partner gegenüber nicht einfach direkt an? Den ganzen Text, den du hier geschrieben hast, solltest du auch deinem Partner zu lesen geben, sofern du dich davor scheust, dieses Problem persönlich und direkt anzusprechen. Ich finde es aber schon sehr wichtig, dass dein Freund auch wirklich Bescheid weiß, wie es in dir vorgeht und wie es dir wirklich geht. Es ist ja immerhin dein Partner und damit betrifft ihn die ganze Sache doch auch. Von daher musst du da offen ihm gegenüber sein.
Viele Ängste von dir ihm gegenüber sind sicherlich auch unbegründet. Möglicherweise hat er ja sehr viel Verständnis. Wie er das Ganze sieht, wirst du aber nur erfahren, wenn du ganz ehrlich und offen ihm gegenüber bist und immer direkt sagst, wenn dir etwas zu viel wird und du dich nicht wohl fühlst. Dabei solltest du aber nicht erst dann das Gespräch suchen, wenn es zu so einer Situation kommt, sondern eben schon früher.
Auf diese Weise weiß dein Freund dann auch, wie er sich verhalten soll, wenn es dir schlecht geht oder es dir zu viel wird. Nur du weißt ja, was in solchen Situationen am besten hilft, so dass du deinem Freund das alles mitteilen solltest. Damit ist dann schon ein ganz wichtiger Grundstein für die Beziehung gelegt. Ob es dann funktionieren kann und wird mit euch, ist eine andere Sache.
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