Eigene Bedürfnisse auf zwei Männer 'aufgeteilt'?
Ich bin weiblich und Anfang 30. Vor etwa einem Dreivierteljahr habe ich meinen jetzigen Partner kennen gelernt - tatsächlich als Zufallsbekanntschaft auf der Straße. Aus dem Flirt hat sich inzwischen eine echte Partnerschaft entwickelt. Wir teilen beide Eigenschaften wie Verlässlichkeit, Loyalität und ich genieße sehr die Warmherzigkeit, Zärtlichkeit und das Vertrauen meines Partners. Auch unsere Vorstellungen von gegenseitigem Freiraum und gemeinsam verbrachter Zeit sind im Grunde ähnlich. Das passt also eigentlich alles sehr gut.
Andererseits haben wir buchstäblich KEINE gemeinsamen Interessen und eine völlig unterschiedliche 'Gesprächskultur'. Er liebt Fußball, Formel 1 und japanische Trickfilme, ich interessiere mich für eine Menge andere Dinge, aber ausgerechnet für diese drei Dinge überhaupt nicht. Außerdem tausche ich mich gerne über Dinge aus, die mich interessieren und bewegen - er ist diese Art von Austausch nicht gewohnt und findet ihn sogar anstrengend.
Zu Beginn unserer Beziehung habe ich darüber hinweggesehen, denn ich habe genug Freundinnen, mit denen ich mich über die Dinge, die mich interessieren, austauschen kann und habe zudem etwa zeitgleich mit ihm einen anderen Mann kennen gelernt, mit dem ich in den letzten Monaten die ganzen für mich spannenden Dinge 'außer Haus' erlebt habe (toll essen gehen, Ausstellungen, Ausflüge, gemeinsam Städte erkunden).
Ich habe meinem Freund ähnliche Dinge natürlich auch schon vorgeschlagen, aber er interessiert sich buchstäblich überhaupt nicht dafür, bzw. lässt sich 'mitschleppen', hat dann aber keinen Spaß daran, so dass ich inzwischen auch schon keine Lust mehr habe, weiteres vorzuschlagen. Paradoxerweise fühlt er sich aber regelrecht dadurch 'entlastet', dass ich mit diesem anderen Mann all diese Dinge unternehme, solange klar ist, dass wir ein Paar sind und der andere 'nur' ein Freund ist.
Und ich bin in meinen Freund verliebt und nicht in den anderen Mann, obwohl der von den Interessen her eigentlich viel besser zu mir passen würde... Den anderen 'brauche' ich aber auch, da mir die Unternehmungen gut tun und mich ausgeglichen und fröhlich machen.
Also was tun? Das Ganze so weiterlaufen lassen? (Die beiden wissen voneinander und akzeptieren die Situation so). Im Grunde habe nur ich selbst damit allmählich ein Problem, denn ich möchte eigentlich mit meinem PARTNER zumindest einige Gemeinsamkeiten finden. Was soll ich tun?
Das funktioniert so lange, wie du die Fronten geklärt hast und das auch so von allen akzeptiert wird. Schwierig wird es dann, wenn sich da etwas ändern sollte. Sprich, entwickelt der andere Mann (der nicht dein Freund ist) plötzlich Gefühle für dich oder du für ihn. Das ist keines Falles auszuschließen, da ihr ja offenbar einiges miteinander unternehmt und das auch Spaß macht.
Sollte das bei euch beiden wirklich rein platonisch bleiben, dann ist ja alles gut. So sehr verkehrt finde ich das auch nicht. In der Regel ist es ein Wunschdenken, dass DER ideale Partner alle Wünsche erfüllen kann. Das er optisch ansprechend ist, die gleichen Interessen hat, charakterlich passt und was man sich sonst noch so wünscht. So muss das aber nicht immer sein.
Wichtig wäre auch, dass du damit leben kannst, dass ihr eben unterschiedliche Interessen habt. Wenn dich das zu doll stört, dann sprich es lieber gleich an oder unternimm etwas. Unter Umständen findet ihr doch noch eine Gemeinsamkeit. Oder ihr macht einmal in der Woche, oder einmal im Monat, einen Paarabend an dem ihr zum Beispiel zusammen Essen geht oder ins Kino. Dann habt ihr auch was zusammen unternommen.
Man muss ja auch nicht jeden Tag aufeinander hängen. Es wäre sicherlich besser, wenn der andere Mann eine Frau wäre. Einfach gedacht minimiert das einfach die Chance, dass sich einer verliebt. Aber man kann sich das halt nicht aussuchen.
Wenn wirklich alle Beteiligten wissen, woran sie sind und glücklich und zufrieden mit dieser Situation sind, kann es durchaus auf Dauer funktionieren. Du schreibst ja, dass du nicht in den anderen Mann verliebt bist und er "nur" dein bester Freund ist und du einfach sehr gerne Zeit mit ihm verbringst, Gespräche mit ihm führst und verschiedene Sachen mit ihm gemeinsam unternimmst. Solange er weiß, dass er lediglich ein Freund für dich ist und da nichts mehr draus wird und er auch keine Gefühle hat, ist das ja kein Problem. Und solange dein Partner von dieser Freundschaft weiß und diese sogar gutheißt, gibt es da auch kein Problem.
Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass das Ganze trotzdem früher oder später zum Problem werden wird. Ich glaube ehrlich gesagt nicht so recht an eine wirkliche Freundschaft zwischen Mann und Frau. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass sich selbst bei langjährigen Freundschaft irgendwann Gefühle von einer Seite entwickeln. Und vielleicht ist dein Partner ja irgendwann doch eifersüchtig. Spätestens dann wird das Ganze nicht mehr funktionieren können.
Du solltest dich auch fragen, ob die diese Konstellation wirklich über Jahre so führen möchtest, auch wenn es so lange entsprechend gut gehen würde. Reicht dir dein Partner wirklich, wenn du immer jemand anderen "brauchst", um glücklich zu sein? Für mich persönlich wäre das nichts und ich könnte unter solchen Voraussetzungen keine Beziehung führen können. Mein Partner sollte gleichzeitig mein Liebhaber und mein bester Freund sein und anders könnte ich es mir nicht vorstellen.
Mal angenommen, du möchtest irgendwann mal mit deinem Partner in den Urlaub fahren. Denkst du, dass es funktionieren wird? Immerhin bist du dann vielleicht zwei Wochen am Stück mit deinem Partner zu zweit. Ihr werdet reden und etwas unternehmen "müssen". Wird das passen, wenn dein bester Freund dann nicht dabei sein wird?
Freundschaften zwischen Männern und Frauen können schon funktionieren. Sobald aber einer der beiden Seiten mehr als nur eine Freundschaft will wird es schwierig und wenn man so viel gemeinsam hat und man beim Partner diese Dinge nicht hat, dann kann sich das Gefühl schnell einstellen. Wenn es aber wirklich so funktioniert, wie ihr es alle gerade lebt, dann kann man das gerne so weitermachen und dann sehe ich auch nur bedingt ein Problem.
Wenn du dir einen Partner suchst, mit dem du nichts gemeinsam hast, dann musst du auch damit rechnen, dass das so läuft und er nicht sein komplettes Leben für dich aufgeben wird und dann nur noch Dinge macht, die ihm keinen Spaß machen. Es geht doch darum, dass ihr beide glücklich seid und das wird wohl nichts, wenn er sich mit seinen Hobbys aufgeben muss.
Vielleicht könnt ihr ja auch mal Sachen zusammen neu entdecken, einfach mal sehen was ihr mal gerne machen wollen würdet und wenn da etwas zusammenpasst habt ihr ja dann etwas worüber ihr mehr reden könnt. Zum Beispiel könnte man sportlich schauen, was man zusammen machen kann und was vielleicht beiden Spaß machen könnte.
Langfristig gesehen glaube ich aber nicht, dass deine Beziehung wirklich eine Zukunft hat. Ihr scheint euch körperlich gesehen gut zu finden, ihr genießt die Nähe, wenn man nun aber wirklich nichts gemeinsam hat und nie miteinander über etwas reden kann, dann macht das keinen Sinn. Das kann ja eigentlich nur schiefgehen. Es ist natürlich nur von außen betrachtet und ich würde dir alles Glück wünschen, aber es liest sich wirklich nicht so prickelnd.
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