Hermann Teig - Wird er heute eigentlich noch verteilt?
Ich habe damals in der Grundschule von einem Freund eine Schüssel bekommen, in der sich ein Teig namens Hermann befand. Außerdem erhielt ich noch einen kurzen Brief mit einer Anleitung wie man den Teig richtig pflegt. Insgesamt musste man den Teig glaube ich etwas länger als eine Woche zu Hause züchten, gelegentlich umrühren oder eine bestimmte Zutat dazu geben. Am Ende der Woche musste man den Teig dann teilen, den einen Teil zum Backen eines Kuchens verwenden und den anderen Teil an einen Freund weitergeben, der ihn dann eine weitere Woche über pflegte. Ähnlich wie ein Kettenbrief eben.
Kennt ihr diesen Hermann Teig eigentlich auch? Habt ihr ihn während eurer Kindheit auch von einem Freund oder von einem Klassenkameraden bekommen und den Teig eine Woche lang gezüchtet? Oder kennt ihr diesen Brauch gar nicht? Ist es heute eigentlich auch noch üblich, einen Hermann Teig anzurühren und an Freunde weiterzugeben oder macht man das gar nicht mehr? Haben eure Kinder schon mal eine Schüssel mit Hermann Teig aus der Schule mitgebracht?
Ich weiß nun nicht, wie alt du bist, kann dir aber sagen, dass mir dieser Kuchen erst in der Oberstufe begegnet ist. Vorher hatte ich noch nie etwas von Hermann gehört und wusste auch nicht, dass es diese Tradition schon so lange gibt.
Ich selber habe keinen Hermann erhalten (vielleicht war ich dank mangelnder Backkünste nicht vertrauenserweckend genug ), aber einige meiner Freundinnen. Dies ist nun ungefähr fünf bis sechs Jahre her, anscheinend hält sich diese tolle Tradition also. Mich würde interessieren, wo sie ursprünglich herkommt.
Interessant fand ich, dass meine kleine Schwester vor ein paar Monaten auch mit der Geschichte zu mir kam, dass sie in der Schule gerade einen Hermann bekommen hätte. Ich bin gespannt, wie lange sich dieser Brauch in unserer technikversierten Smartphone-Gesellschaft noch halten wird.
In meiner Schulzeit, die noch nicht lange her ist, gab es den Hermann-Teig auch noch. Ich persönlich finde das aber höchst suspekt und würde den Teig glaube ich nicht zum Backen verwenden. Wenn man überlegt, wie viele Leute vor einem zumindest einen Teil dieses Teigs schon bei sich hatten, wer weiß, was da schon alles drin ist.
An sich finde ich solche weitergegebenen Dinge lustig. Zum Beispiel in Form von Kettenbriefen, sodass man später viele Postkarten oder ähnliches bekommt. Bei Lebensmitteln bleibe ich da aber lieber skeptisch. Da ich vermutlich nicht die Einzige bin, die das so sieht, werden Hermanns bestimmt bald aussterben.
Von diesem Teig habe ich auch gehört und ich habe auch in der Unizeitung manchmal Anzeigen gelesen, dass jemand einen Herrmann loswerden möchte. Meist hatte ich aber eher den Eindruck, dass es für die Leute eher eine Last ist und sie mitmachen, weil sie sich nicht trauen, den Teig wegzuwerfen. Hat denn jemand von Euch den Teig bzw. den fertigen Kuchen auch mal gegessen? Schmeckte der gut? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass bei dieser Vermehrung irgendwie am Ende etwas Leckeres dabei herausgekommen sein soll.
Ende der 80ern war das ein "Muss" so einen Hermann zu füttern und dann auch wieder abzugeben. Nur irgendwann hat man alle Bekannten und Verwandten damit versorgt und die müssen dann ja auch diesen Hermann wieder teilen und weitergeben. Unser Hermann wurde aber geviertelt. Zwei wurden weitergegeben, einer gebacken und einer wieder weiter gefüttert. Es war etwas ganz besonderes. Aber es hat Überhand genommen. Ich konnte sowas auch nicht wegschmeißen und als ich alle Leute in meiner Umgebung versorgt habe, habe ich eine Nachtschicht eingelegt und habe in einer Nacht 12 Hermänner gebacken, weil ich sie nicht mehr los wurde.
@Zitronengras: Dieser Kuchen schmeckt gut und anders als Rührteigkuchen und auch anders als Hefeteigkuchen. Es ist eine Art "Sauerteig". Denn so wird ungefähr auch Sauerteig gemacht, der für Brot gemacht wird. Man kann den Geschmack mit keinem anderen Kuchen vergleichen.
Hermann gab es in meiner Grundschulzeit auch und jeder in der Klasse hatte irgendwann einen zu Hause stehen. Man wusste gar nicht mehr, wem man alles einen Teil vom Hermann geben soll, deswegen hat meine Mutter den Rest irgendwann entsorgt.
Zwar ist es lange her, dass ich so einen Hermann hatte, aber ich fand, er hat nicht so gut geschmeckt. Da er so lange geht und gefüttert wird, ist es ja kein normaler Rührteig mehr, und daher hat er mir als Kind nicht so gut geschmeckt. Ob er mir jetzt schmecken würde, weiß ich nicht, aber ich werde es auch nicht ausprobieren. Kinder habe ich keine, so kann ich schon mal keinen Hermann angeschleppt bekommen. Und selbst würde ich mir auch keinen machen wollen.
Ich kenne diesen Teig auch noch, zu meiner Schulzeit war es auch so üblich, dass dieser Teig gezüchtet und unter Freunden und Klassenkameraden weiter gegeben wurde. An den Geschmack kann ich mich gar nicht mehr richtig erinnern, ich weiß nur auch noch, dass man irgendwann nicht mehr wusste, wohin mit dem ganzen Teig.
Es ist schon eine schöne Sache gewesen. Es stimmt, dass es dem Kettenbrief ähnelt, diesen Teig weiter zu geben, aber mit dem Teig kann man ja wenigstens noch etwas sinnvolles anfangen. Wie es heute mit dieser Tradition aussieht, weiß ich leider nicht. Ich habe jedenfalls nach meiner Schulzeit nichts mehr von dem "Hermann" gehört.
An mir ist der Trend damals, als der Hermann „voll in Mode“ war, wirklich komplett vorbeigegangen und ich habe überhaupt nichts davon mitbekommen. Eingeholt hat mich der Teig erst vor wenigen Wochen, als sich ein regelrechter Kult auf meiner Arbeit verbreitet und plötzlich jeder nur noch davon gesprochen und permanent eigene Backwerke mitgebracht hat. Als mir dann ein Kumpel meines Partners eine Portion Hermann angeboten hat, habe ich mich auch mal ans Abenteuer herangewagt und konnte gestern das erste Mal backen. Es ist ein „Irish Coffee Cake“ mit Baileys und Eiskaffee geworden, und er schmeckt sehr lecker.
Ich werde heute meine zwei „Hermann-Kinder“ an Kolleginnen weitergeben und habe eine Portion einbehalten, da ich gerne noch mit dem Brotbacken experimentieren würde. Danach werde ich die Kette aber wahrscheinlich unterbrechen, da mein Freund und ich einfach nicht die Möglichkeit haben, alle 1 1/2 Wochen zu backen und dann auch noch die Ergebnisse zu verputzen. Dennoch fand ich es die Erfahrung auf jeden Fall einmal wert, mitgemacht zu haben, und ich würde vielleicht irgendwann auch nochmal einen Teig annehmen, wenn ich eine Weile Pause hatte.
Obwohl ich in den späten Jahren des letzten Jahrhunderts relativ experimentierfreudig war, was neue Trends anbelangt, habe ich an der Hermann-Teig-Modeerscheinung nicht teilgenommen. Ich hatte davon gehört und mir wurde auch von einer Nachbarin ein solcher Teil einmal angeboten, aber ich habe dankend abgelehnt. Ich backe eh nicht gerne und wollte mir erst recht nicht die Arbeit aufbürden, den Teig zu teilen und weiterzugeben.
Damals war der Trend aber auch schon wieder am Abklingen. Wenn ich denn mal einen Hefeteig machen, dann kaufe ich mir die Hefe dafür. Vielleicht eignet sich der Teig aber besonders gut, um süßes Brot zu backen. Ich habe grundsätzlich etwas gegen solche Kettenaktionen. Wenn jeder mitmacht, ist relativ schnell jeder mit diesem Teig überversorgt.
Vielleicht wäre es sinnvoll, sich für sich selber den Teig immer wieder heranzuziehen, wenn man viel backt. Dann braucht man nicht jedesmal neue Hefe zu kaufen. Damals war es auch ein Trend, sich sein Joghurt aus anderen Joghurts durch Vermehrung der Joghurtbakterien selber herzustellen. Ich habe das ausprobiert, aber es war mir zuviel Arbeit.
Ich kann mich noch erinnern, dass meine Mutter eine Zeit lang regelmäßig von irgendwem so einen Teig geschenkt bekommen hat und sich dann irgendwann auch mal ein Buch aus der Bibliothek ausgeliehen hat, in dem Rezepte für die Verwendung von diesem Teig drin standen. "Chefkoch" und Co. gab es damals ja noch nicht.
Keiner von uns fand den Kuchen so wirklich überragend lecker und meine Mutter hat auch keinen Teig weitergegeben, aber das ging trotzdem eine ganze Zeit lang weiter mit diesen Teiggeschenken. Es war schon eine Art "running gag", dass sie vom Sport, Orchester oder anderen Hobbys nach Hause kam und meinte, dass wir doch mal raten sollten, was sie tolles geschenkt bekommen hat.
In meinem Umfeld ist aktuell das Weitergeben von Sauerteig angesagt, aber ohne diese kindischen Zettelchen, die bei dem Hermann Teig immer dabei waren, und auch nur an die Leute, die Bedarf haben weil sie mal ein Sauerteigbrot backen wollen. Macht ja auch wesentlich mehr Sinn als einfach Leuten einen Teig aufs Auge zu drücken, die sich dann erst mal überlegen müssen, was sie damit anfangen sollen.
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