Prominente als Übermenschen sehen?
In den Prominenten Nachrichten sieht man ja immer wieder, dass sich bestimmte Prominente betrunken haben oder sonst irgendetwas falsch gemacht haben. Aber warum interessiert uns das denn so? Sehen wir Prominente als Übermenschen, die sich keine Fehler erlauben können? Idealisieren wir die ganzen Stars oder ist es berechtigt, wenn solche Berichte kommen?
Ich denke, das hat viel mit Neid zu tun. Viele ärgern sich darüber, dass die Prominenten so ein schönes Leben haben, obwohl sie dafür (angeblich) nur ein bisschen in die Kamera lächeln. Die denken sich dann, dass sie das selber auch könnten. Wenn dann dieser Prominente mit seinem Skandälchen zeigt, dass sein Leben auch mal beschissen sein kann, fühlen sich diese Menschen wieder etwas besser und sind weniger neidisch.
Aber ja, es geht auch um Idealisierung. Aber ich denke, weniger von einzelnen Persönlichkeiten als vielmehr vom jeweiligen Beruf des Schauspielers, Models oder Sängers. Immerhin werden die immer als Traumjobs bezeichnet. Da ist alles wunderbar und leicht, man wird geliebt und bekommt ordentlich Kohle. Da sitzt der Schock dann natürlich tief, wenn man trotz dieses perfekten Lebens so unglücklich sein kann, dass man sein Unglück im Alkohol ersäufen muss.
Ich idealisiere weder Stars noch Sternchen und sehe sie auch nicht als Übermenschen an. Das wäre vollkommen falsch. In meinen Augen sind es oft ganz arme Menschen. Nicht im Sinne von Geld arm, sondern weil sie bedrängt, beäugt, beobachtet und ausspioniert werden. Wenn es sich um einen Star am Filmhimmel handelt, steht er im Glanz und wird bewundert; Er wird angebetet und vergöttert. Aber will er das wirklich? Einige vielleicht, aber nicht alle. Diejenigen, die sich im Ruhm sonnen, werden übermütig und greifen schnell zur Flasche, die ihr tägliches Brot wird. Der Übergang zur Sauferei und Drogen ist leicht für sie und wenn sie es merken, ist es oft zu spät.
Als Übermenschen kann man weder diese Menschen bezeichnen, noch die anderen, die es schaffen, normal zu bleiben. Prominent zu sein heißt nicht automatisch auch, dass man ein Übermensch ist. Prominent heißt, bekannt zu sein, das berechtigt aber nicht dazu, völlig auszuflippen. Eine Person, die es geschafft hat, durch eine besondere Arbeit oder Tätigkeit berühmt zu werden und damit auch prominent, würde ich nicht beneiden, sondern bewundern, falls sie auf dem Teppich bleibt. Leistungen sollte man neidlos anerkennen. Ich finde es schlimm, wenn jemand neidisch ist.
Leider ist es heutzutage nicht mehr üblich, neidlos eine Leistung anderer anzuerkennen, allerdings spreche ich hier von echten Leistungen. Es gibt genug Möchtegern-Prominente. Diese Menschen sehe ich nicht als Prominenz an und ich wundere mich auch oft genug, wenn im Forum von Prominenten gesprochen wird, die keine sind.
Ganze Berufszweige und Branchen basieren ja darauf, dass die breite Masse der Unspektakulären gewisse Mitmenschen idealisiert und sich für ihr Leben und Treiben interessiert bis begeistert, als gehörten sie einer anderen Spezies an und würden Parfüm furzen. Lest ihr denn keine Klatschblättchen oder verfolgt die Fortpflanzung und Familiendramen diverser "Promis"? Und würden die Leute das auch machen, wenn es um die Grundschullehrerin Erna B. ginge, die Kleidergröße 42 trägt, in ihrer Freizeit häkelt und sich auf den Campingplatz am Ammersee freut?
Ich selber sehe "Prominente" nicht als Übermenschen, sondern habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wer gerade weswegen "prominent" ist. Aber wenn dein ganzes Leben und auch dein Broterwerb darauf basiert, dass jede Lebensäußerung öffentlich gemacht und damit auch Kommentaren und Kritik ausgesetzt wird, ist die Reaktion eben verhalten bis unbegeistert, wenn man im Suff vom Balkon pinkelt oder ähnliches.
In meinen Augen ist es eine Frage der Professionalität, wenn man so will. "Promis" sind keine besseren Menschen, aber sie verdienen ihr Geld mit einem bestimmten Image. Also ist es ihr Job, dieses Image zu wahren, so wie ein Bäcker gutes Brot backen sollte und ich meine Anträge bearbeiten. Wenn das nicht so klappt, wie von der Kundschaft erwartet, ist Kritik unvermeidlich.
Für mich sind Prominente zwar keine Übermenschen, aber es liegt in der menschlichen Natur, dass man Eigenschaften, Wünsche und Hoffnungen auf einen einzigen Menschen projiziert. Der Mensch braucht anscheinend Helden und Sündenböcke.
In uralten Zeiten war das wahrscheinlich wichtig. Bei der Jagd oder bei Kämpfen mit verfeindeten Gruppen war es erfolgversprechender, wenn man einen Führer hatte, dem man vertrauen konnte. Ihm musste man daher alle positiven Eigenschaften zusprechen, die man kannte. Sonst hätte man ihm nicht folgen können. Wenn er dann versagt hat, ist er wahrscheinlich getötet worden. In der heutigen aufgeklärten Zeit sollte einem bewusst sein, woher der Wunsch nach einem idealen Menschen kommt.
Für manche ist ein Superstar auch in aufgeklärten Zeiten so etwas wie ein Gott. Sie denken über ihre Instinkte in ihrem Innersten nicht nach. Leider können auch Helden oder Götter, in denen man die guten Eigenschaften der gesamten Menschheit sieht, zu Sündenböcken beziehungsweise Teufeln werden. Daher ist die Fallhöhe groß, wenn ein Star sich daneben benimmt. Viele sehen den Star oder das Mitglied des Königshauses nicht als normalen Menschen, sondern als Projektionsfläche für gewisse Eigenschaften.
Ich gehöre definitiv nicht zu deinem "uns" weil mich das tatsächlich überhaupt nicht interessiert. Wenn jemand ein richtig gutes Album veröffentlicht hat möchte ich das wissen oder wenn ein guter Film in die Kinos kommt, aber die alltäglichen Banalitäten aus dem Leben von Prominenten finde ich genauso langweilig wie die alltäglichen Banalitäten von nicht Prominenten.
Wahrscheinlich besteht für dich einfach eine Diskrepanz zwischen dem Image des Prominenten und dem tatsächlichen Verhalten. Ist ein betrunkener Punk Musiker für dich genauso schlimm wie ein betrunkenes, familienfreundliches Disney Filmsternchen? Vielleicht wird das Disney Filmsternchen ja gar nicht durch dich selber idealisiert sondern durch das Image, das ihm verpasst wurde?
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