Kind will buntes Kleid zur Erstkommunion anziehen
Im nächsten Jahr geht das Kind von Frau Gläubig mit zur Erstkommunion. Schon jetzt sträubt sich das Kind ein weißes Kleid an diesem Tag anzuziehen. Es waren schon einige Kleider in engerer Wahl, weil man diese Kleider günstig und gebraucht bekommen konnte, aber das Kind will auf jeden Fall ein buntes Kleid anziehen.
Frau Gläubig will das nicht, weil ihr Kind dann zum Außenseiter wird. Denn alle Mädchen haben, wenn sie in der katholischen Kirche mit zur Erstkommunion gehen, ein weißes Kleid an. Sie hat das mit dem Pfarrer auch besprochen und auch dieser meint, dass es unangebracht ist und er das Kind nicht mit zur Erstkommunion gehen lassen will, wenn sie sich so dagegen sträubt und so kleine Regeln der katholischen Kirche nicht einhalten will.
Ich persönlich finde es nicht so schlimm und ich denke, dass diese Kleiderordnung auch nicht sein muss. Mein Sohn wollte damals auch keinen schwarzen Stoffanzug mit Fliege und dem ganzen Trara. Ich habe ihm dann nach seinen Wünschen eine schwarze Jeanshose mit schwarzer Jeansjacke mit weißem Hemd gekauft. Meine Tochter allerdings hatte ein weißes Kleid. Sicher ist ein buntes Kleid nicht so angemessen. Aber muss man Kinder in was drängen, was sie nicht wollen?
Wie kann man mit dem Kind einen Kompromiss schließen? Würdet ihr wollen, dass das Kind Außenseiter wird oder dass der Pfarrer dem Mädchen die Erstkommunion verwehrt? Was sollte man da machen?
Ich bin ja auch katholisch aufgewachsen und bei uns hat der Pfarrer jedoch entschieden, dass die Kinder, die zur Erstkommunion gehen einfache Messdienergewänder tragen sollten. So konnten die Kinder bunte Kleidung darunter tragen und danach auch in bunter Kleidung herumlaufen, aber während der kirchlichen Feier trugen alle das weiße Messdienergewand, also die Albe, das gebundene Zingulum, also der Gürtel und ein bronzenes Kreuz.
So sahen alle bis auf den Haarschmuck einheitlich aus und die Diskussionen gab es einfach nicht. Vielleicht könnte man dem Pfarrer eine solche Alternative anbieten. Ich finde es sowieso grässlich, wenn kleine Mädchen zur Kommunion bereits in Mini-Hochzeitskleider gezwungen werden, nur damit sie hübsch weiß und rein ausschauen und die Eltern so eine Art Schwanzvergleich machen können. Vielleicht lenkt der Pfarrer ja ein und stattet die Kinder allesamt für die kirchliche Feier mit Messdienergewändern aus, bei uns gab es immer ausreichend davon und wir zogen sie auch erst vor der Feierlichkeit über und sahen alle vor Gott gleich aus.
Ich bin nicht religiös und finde diese kleinen Brautkleider ja immer leicht verstörend. Mir gefallen die meisten Brautkleider für Erwachsene Frauen auch nicht, aber bei Kindern finde ich das generell unpassend, völlig unabhängig von meinem persönlichen Geschmack.
Die Kirchen bei uns in der Stadt stecken die Kinder allerdings immer in solche Kutten. Soweit ich weiß gibt es schon Eltern, die ihre Töchter gerne als Kindbraut ausstaffieren wollen und dann so ein Kleid kaufen, aber es gibt auch genug Kinder, die ein normales, festliches Kleid unter der Kutte tragen, das sie dann später auch noch tragen können.
Man muss sich in diesem Fall den üblichen Gebräuchen anpassen. Das Mädchen möchte ja wahrscheinlich zur Erstkommunion gehen und da hat das weiße Kleid seine Bedeutung. Da gibt es gar nichts zu diskutieren oder Kompromisse zu schmieden. Wenn man in die Kirche aufgenommen werden will, dann muss man sich in diesem Fall dem Pfarrer fügen, wenn er das so beschließt.
Das würde ich dem Kind freundlich, aber bestimmt klarmachen. Kann denn der Pfarrer mit seinem kleinen Schäfchen nicht mal darüber reden. Vielleicht hat er eine größere Überzeugungskraft. Aber man sollte da gar nicht rumeiern und so tun, als hätte das Kind eine Wahl.
Ich habe den Eindruck, dass hier in der Vorbereitung schon etwas völlig schief gelaufen ist, entweder im Vorbereitungsunterricht oder bei den Eltern, die dem Kind eine Freiheit vorgemacht haben, vielleicht unbewusst, die es in diesem Fall nicht hat. Normalerweise freuen sich die Mädchen doch auf die weißen Kleidchen. Ein Kind muss auch einsehen, dass es manchmal keine Wahl hat und sich fügen muss.
Ich kann schon verstehen, dass die Mini-Brautkleider nicht-katholisch sozialisierten Mitmenschen komisch vorkommen, aber ich würde dennoch sagen: Pech gehabt. In meinen Augen ist die Idee religiöser Rituale und Traditionen, dass man daran glaubt und sich daran hält. Streng religionsfrei betrachtet sind sämtliche Sakramente oder Glaubensrituale sämtlicher Religionen sinnfreies Brimborium. Schließlich hat noch nie jemand beispielsweise durch Nachwiegen die Anwesenheit des Heiligen Geistes nach der Taufe, verglichen mit vorher, nachweisen können.
Und bei der Erstkommunion geht es unter anderem nach wie vor darum, die Bindung zur Kirche zu stärken, und dafür werden die Teilnehmer eben auch durch spezielle Kleidung und den ganzen Ritus zu einem gewissen Grad "vereinheitlicht". Die Idee dahinter ist also strenggenommen genau die, dass man Kinder in eine Richtung drängt, in die sie von sich aus kaum streben würden.
Ich kann völlig verstehen, dass der ganze Kram heute mit Skepsis betrachtet wird, aber andererseits wird auch niemand dazu gezwungen, an irgendwelchen Traditionen teilzunehmen, die man für Schwachsinn hält oder die einem schlicht egal sind. Wenn man die Kinderlein nicht zu einem gewissen Grad "drängen" möchte, bleiben sie eben daheim.
Aber ich finde es glaubensunabhängig verlogen und falsch, bei religösen Bräuchen nur das herauszupicken, was man toll findet, sprich in dem Fall wohl Feier, Geschenke und ein tolles Kleid. Dann kann man sich den katholischen Zinnober auch gleich ganz sparen und eine säkulare Feier daraus machen. In meinen Augen wäre dies nur konsequent.
Ich finde schon, dass man das dann auch so machen sollte, wenn es vorgeschrieben ist und sind wir mal ehrlich man muss einem Kind auch mal Grenzen setzen oder würdet ihr das Kind im Winter in einem schönen Sommerkleidchen ohne Jacke und nur mit Sandalen rausschicken, weil sie es so schön findet? Ich glaube nicht und so sehe ich das auch bei einer Religion. Gibt es Vorschriften, dann muss man sich daran halten und Kinder müssen das lernen.
Sie kann also gerne sonst entscheiden, aber zu besonderen Tagen würde ich mich da schon durchsetzen. Man kann nun mal auch nicht immer alles locker flockig ausdiskutieren. Für mich würde es in dem Fall die Wahl zwischen 2 Kleidern geben und gut ist. Wenn man sich dann auflehnen würde, würde ich das Ganze entweder ganz streichen oder selber entscheiden, was getragen wird. Offensichtlich wurde ihr aber erklärt, dass die Farbe wichtig ist und daher kann ich mir auch vorstellen, dass sie mit dem Glauben selber wenig anfangen kann, den Willen würde ich meinem Kind immer lassen dies selber zu entscheiden.
Selber glaube ich an keinen Gott, dennoch gibt es auch bei uns Feierlichkeiten, bei denen man eben keine normalen Sachen trägt. Mir würde da eine Hochzeit einfallen, da gehört das Hemd dazu und dass man nun nicht die hässlichste Hose wählt ist auch klar oder das Kleid aus dem Alltag. Später kann man das immer noch umziehen, zum Spielen, aber so etwas gehört sich nun mal an so einem Tag.
Wibbeldribbel hat geschrieben:Ich bin ja auch katholisch aufgewachsen und bei uns hat der Pfarrer jedoch entschieden, dass die Kinder, die zur Erstkommunion gehen einfache Messdienergewänder tragen sollten. So konnten die Kinder bunte Kleidung darunter tragen und danach auch in bunter Kleidung herumlaufen, aber während der kirchlichen Feier trugen alle das weiße Messdienergewand, also die Albe, das gebundene Zingulum, also der Gürtel und ein bronzenes Kreuz.
Bei uns war das auch so. Die Kinder, sowohl Mädchen als auch Jungen- trugen alle diese einheitliche Albe und was die Kinder drunter trugen war ihnen selbst überlassen. Die Jungs hatten dann eben teilweise einen Anzug drunter und die Mädchen ihr wunderschönes weißes Kleid, aber es gab auch Kinder die mehr oder weniger in Jeans und Hemd zur Kommunion gegangen sind. Meine Tochter wollte zum Beispiel auch kein weißes Kommunionkleid. Wir haben ihr ein schönes rotes festliches Kleid mit weißer Schleife ausgesucht und einem weißen Bolero und das trug sie dann unter der Albe. Sie war richtig glücklich damit.
Ich finde das wäre auch in eurem Fall die beste Lösung. Man könnte mit dem Kind den Kompromiss machen, dass es während der Messe die Albe über das bunte Kleid zieht und im Anschluss dann in ihrem bunten Kleid feiern kann. Normalerweise dürfte auch ein katholischer Pfarrer nichts dagegen haben wenn ein Kind statt einem weißen Kleid eine Albe tragen möchte.
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