Traurig, wenn Partner Beziehung nicht als Schicksal sieht?
Ich habe mal einen Artikel gelesen, in welchem eine Frau davon geredet hat, dass sie ihre Beziehung immer als Schicksal betrachtet hat. Die beiden haben sich kennengelernt, als sie gerade in einem Café in einer anderen Stadt ausgerutscht und beinahe gestürzt wäre, hätte der Mann, der dann ihr künftiger Freund wurde, sie nicht aufgefangen. Als sie Jahre später allerdings davon sprach, meinte er, dass er nicht an das Schicksal glaubt und auch nicht daran, dass ihre Begegnung vorbestimmt war, es war ganz einfach ein glücklicher Zufall, dass sie sich so begegnet sind.
Das fand sie wohl etwas traurig und findet, dass er der Sache damit die Romantik nimmt. Da er ihre große Liebe ist, findet sie schon, dass die Begegnung etwas Schicksalhaftes hat. Würdet ihr in einer solchen Situation auch von Schicksal reden oder haltet ihr das Konzept generell für Unfug? Ist man zurecht enttäuscht, wenn ein Partner die Beziehung so sieht und der andere nicht oder ist das völlig gleichgültig?
Schicksal, Zufall, Vorbestimmung. Das ist doch im Prinzip nicht anders. Wenn der eine eher meint, dass es Zufall war und der andere Schicksal, dann ist das Ergebnis doch das Gleiche und was ist da so traurig dran, wenn man nicht daran glaubt, dass alles Vorbestimmung ist.
Es gibt Menschen, die glauben, dass alles im Leben vorbestimmt ist. Aber eigentlich hat man doch sein Leben, oder wie es auch manche nennen "Schicksal", doch selbst in der Hand. Warum muss man da traurig sein, weil der Partner es als Zufall ansieht und nicht als Schicksal, wo doch das Ergebnis zählt?
Ich frage mich ja manchmal, warum es für einige Menschen scheinbar unabdingbar für eine Beziehung ist, sich sozusagen das Hirn mit dem anderen zu teilen. Warum ist es so unerträglich, wenn der andere eine eigene Meinung, eine andere Sicht der Dinge und eigene Gedanken hat? Gerät man dann in Panik, weil man nicht jeden Gedankengang des anderen zu einhundert Prozent nachvollziehen kann?
Ich kann mit dem Begriff Schicksal überhaupt nichts anfangen. Wenn alles vorherbestimmt ist, wieso sollte man sich dann noch engagieren? Für mich ist dieses Weltbild nichts, ich fühle mich lieber als Kapitän auf meinem eigenen Schiff. Was natürlich auch nicht zu 100 Prozent den Tatsachen entspricht, aber irgendein Weltbild braucht der Mensch schließlich.
Ich sehe auch nichts Romantisches darin, wenn das Schicksal angeblich zwei Leute zusammengeführt hat, weil ich mir unter Schicksal nichts vorstellen kann. Ich habe höchstens den Eindruck, dass der Begriff Schicksal für manche Leute die Vorstellung von Gott ersetzt hat, also eine namenlose höhere Macht, die das Leben der Leute bestimmt, aber cooler und zeitgemäßer wirkt als der gute, alte Glaube, der einem heutzutage vor allem peinlich vorkommt. Wenn also jemand sagen würde: Es war wohl Gottes Wille, dass wir uns damals auf der gleichen Party sinnlos besoffen haben, wäre es wenigstens konsequent.
Und generell finde ich so schnell nichts "traurig", was sich im Endeffekt als Hirngespinst und Spleen von Leuten herausstellt, die wohl keine richtigen Probleme haben und sich daher welche einreden. Mich würde es beispielsweise umgekehrt eher nerven, wenn mein Partner etwas von Schicksal faselt und ich ihm vermitteln muss: Bub, wir waren Anfang 20, du hast nur zwei Dörfer weiter gewohnt und es gab nur eine Disko im Umkreis von 50 Kilometern. Es war nur eine Frage der Zeit!
Für mich fällt das in die Kategorie "Haarspalterei" und "Luxusprobleme". Im Endeffekt spielt es doch gar keine Rolle, ob man jetzt durch Zufall, Schicksal, göttliche Fügung oder der Prophezeiung des heiligen Spaghettimonsters zusammengekommen ist. Das Resultat ist doch dasselbe und solange man die Beziehung nicht bereut und glücklich mit dem Partner ist, spielt die Ursache für den jetzigen Zustand doch gar keine Rolle.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum man sich an solchen Details aufhängt. Was ändert es an der Beziehung, wenn es nicht Schicksal, sondern Zufall war? Wird dann die ganze Beziehung in Frage gestellt und alles, was man sich dann gemeinsam aufgebaut hat? Das kommt mir doch ziemlich unreif und bescheuert vor.
Ich glaube nicht an Schicksal und daran, dass unser gesamtes Leben und unsere gesamten Handlungen vorherbestimmt sind. Jeder ist für sein Tun und Handeln selbst verantwortlich. Abgesehen davon gibt es ja nicht "den einen" Partner, der perfekt zu einem passt und den man erst finden muss.
Es gibt Tausende von Menschen, die beziehungstechnisch zu einem passen, manche eben mehr und manche weniger. Und von diesen Personen lernt man manche kennen und manche auch eben nicht. Und mit manchen geht man eine Beziehung ein und mit anderen nicht und je nachdem kann es auch gut funktionieren oder eben nicht.
Ich halte nichts davon, wenn Menschen in Bezug auf die Partnerwahl von Schicksal sprechen oder davon, dass es nur einen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der zu ihnen passt und die zu Tode betrübt sind, wenn die Beziehung zu Ende geht, weil sie angeblich nie mehr jemanden finden werden, mit dem sie ähnlich glücklich werden könnten. Von daher fände ich es auch albern, wenn mein Freund da anders denken würde. Im Prinzip kann er ja aber glauben was er will, solange unsere Beziehung gut funktioniert und sich durch seine Sichtweise keine Nachteile ergeben.
Wenn man weiß, dass die Partnerin daran glaubt und das wird sich ja auch im Alltag zeigen, kann man schon etwas netter sagen, dass man das nicht so empfindet und man die Person deswegen aber nun nicht weniger liebt. Ich finde es dennoch blödsinnig, wenn man alles als vorherbestimmt ansieht und dann quasi nur noch lebt um es genauso zu machen wie es kommen soll und damit nichts selber angeht und sich selber nicht bemüht.
Schicksal ist ein großes Wort und sicherlich kann man das romantisch behaftet betrachten, dass man füreinander bestimmt wäre und so weiter, aber daran glaube ich nicht. Ich meine es gibt schon Personen, die besser zu einem passen und andere Personen, bei denen das nicht so der Fall ist, aber das hat ja nichts mit dem Schicksal zu tun. Deswegen sauer zu sein oder beleidigt, finde ich schon einigermaßen naiv.
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