Bücher den Hausbewohnern zum Mitnehmen anbieten
Vor zwei Wochen wollte ich einkaufen gehen und ging die Treppe im Hausflur herab. Da war ein Bücherstand aufgebaut. Es gab recht viele Bücher und obendrauf lag ein großer Zettel mit der Aufforderung, sich Bücher auszusuchen und mitzunehmen. Die Nachbarin unter uns hatte wohl ihren Bücherschrank ausgemistet, weil sie keinen Platz mehr hatte. Sie kauft sich laufend neue Bücher, weil sie sehr viel liest. Es waren also alles gelesene, aber gut erhaltene Bücher.
Da ich so etwas noch nie gehört oder gesehen hatte, war ich einigermaßen erstaunt. Ab ich fand, dass es eine gute Idee war. Diese Nachbarin geht auch mal ab und zu auf einen Trödelmarkt. Vielleicht werden nicht mehr viele Bücher auf einem Trödelmarkt gekauft. So fand sie es wohl besser, die Bücher so anzubieten. Nach gut einer weiteren Woche hat sie den Rest der Bücher wohl wieder in die Wohnung genommen, weil alles verschwunden war. Viele Bücher wurden wohl nicht ausgesucht.
Habt ihr das schon mal erlebt bei euch? Das man aus einem Angebot des Nachbarn sich etwas heraussuchen kann, war für mich neu. Das könnte man theoretisch mit anderen Sachen, die man mittlerweile zu viel hat, ebenso machen, oder was meint ihr? Ich gehe zum Beispiel nicht auf Trödelmärkte und biete dort etwas an. Aber es gibt genug Haushaltssachen, die man mehrfach hat und niemals benutzt.
Ich habe einen guten Tipp für deine Nachbarin - sie soll im Internet mal nach öffentlichen Bücherregalen oder öffentlichen Bücherschränken suchen, vielleicht gibt es in ihrer Nähe irgendwo einen.
Im Prinzip funktioniert das genauso, wie sie sich das bei ihrer Aktion wohl vorgestellt hat. Man stellt die Bücher, die man nicht mehr braucht, einfach in das Regal oder in eine dafür vorgesehene Kiste und dann kann sich jeder bedienen. Der Vorteil ist natürlich, dass man so wesentlich mehr Menschen erreicht und vor allem Menschen, die gerne lesen, was man bei den Nachbarn ja nicht unbedingt weiß.
Ich habe tatsächlich auch schon von Städten gehört, in denen so nicht nur Bücher sondern auch alle möglichen anderen Sachen getauscht werden. Aber so verbreitet ist das nicht, weil man dafür natürlich wesentlich mehr Platz braucht, möglichst eigene Räume. Bei uns in der Stadt stehen die Bücherregale zum Beispiel im Foyer des Rathauses. Rein optisch ist es absolut in Ordnung, dass man praktisch durch eine Bibliothek das Gebäude betritt, aber alte Fernseher, Klamotten, Kinderspielzeug und so weiter wären dort absolut unpassend.
Ich denke auch, dass es in einem solchen Fall vielleicht sinnvoller wäre, wenn man die Bücher in einem öffentlichen Bücherschrank oder einer ähnlichen Einrichtung unterbringt. Bei meiner Nachbarin ist es zwar auch so, dass sie mal Bücher übrig hat, aber die gibt sie mir dann schon mal so, damit ich mir welche heraus suchen kann, weil sie eben weiß, dass ich auch gerne lese. Einen Bücherstand hat hier im Treppenhaus noch niemand aufgebaut. So eine Sache sehe ich auch recht zweischneidig. Die Idee finde ich gut und wenn es so funktioniert, ist es sicher schön, dass die Nachbarin auf diese Weise einige ihrer Bücher loswerden kann.
Aber auf der anderen Seite besteht bei so einem Stand auch immer die Gefahr, dass auch andere Nachbarn noch Bücher dazu stellen und sie hinterher nicht zurück nehmen oder es einfach nicht gewesen sein wollen. In jeder Hausgemeinschaft würde ich eine solche Idee also nicht umsetzen wollen. Sonst hat man hinterher noch mehr zu entsorgen, als man es vorher gehabt hätte. Auch bei anderen Haushaltssachen finde ich es nicht sinnvoll. Hinterher hat man unter Umständen das Problem, dass es im Treppenhaus aussieht wie auf einem Trödelmarkt und das fände ich dann auch nicht so schön.
Ich habe meinen Bücherschrank letztens auch ausgemistet. Inzwischen lese ich meine Bücher fast nur noch als Ebook, daher sinkt natürlich mein Bedarf an "richtigen" Büchern. Also habe ich bei der letzten Aufräumaktion auch mal meine Bücherregale näher betrachtet. In Endeffekt habe ich alle Bücher aussortiert, die ich schon einmal gelesen habe und wohl nie wieder lesen werde und alle, die ich seit mindestens zehn Jahren habe und seit dem nicht gelesen habe. Wenn sie mich seit zehn Jahren nicht interessiert haben, werden sie mich wohl in den nächsten 10 Jahren auch nicht interessieren.
Da ich ein eigenes Haus habe, konnte ich natürlich nichts einfach in den Hausflur stellen. Daher habe ich einfach einen Karton voll Bücher gefüllt und etwas erhöht (auf einen Baumstamm) vor meine Einfahrt gestellt und "zum mitnehmen" dran geschrieben. Nach einem Tag war der erste Karton weg. Danach habe ich "aussuchen, mitnehmen, lesen. Viel Spaß" dran geschrieben. Da waren dann wirklich nach und nach einzelne Bücher weg. Ich habe sie immer wieder aufgefüllt, bis alle meine aussortierten Bücher weg waren. Im Endeffekt bin ich so mind. 150 Bücher los geworden, ohne sie wegzuwerfen.
Bücherschrank war auch noch eine Idee von mir. Dafür hätte ich aber in die nächst größere Stadt fahren müssen. Hätte ich gemacht, wenn ich die Bücher nicht mit einfach rausstellen los geworden wäre. Ich habe dann auch mal einen Karton mit diversen Kinder-Programm-CDs und ein paar CD Ständer rausgestellt und auch einen Zettel "zu verschenken" dran gehängt. Hat auch funktioniert. Nach 24 Stunden war alles weg. Ich finde das Prinzip "einfach für andere hinstellen" durchaus richtig gut.
Von einem Hausbewohner habe ich selbst noch nicht erfahren, dass dieser Bücher zum Mitnehmen vor das Haus beziehungsweise selbst in das Haus gestellt hat. Allerdings kenne ich andere Methoden, wie die von Cloudy24 benannte, nämlich die eines öffentlichen Bücherschranks. Dort kann man Bücher mitnehmen, aber auch selbst Bücher abgeben. Immerhin soll das Ganze auch unter Mitwirkung anderer stattfinden und Sinn geben.
Ehrlich gesagt hätte ich aber Skrupel, einfach so, selbst, wenn dabei steht, zum Mitnehmen, aber stöbern würde ich dennoch gern einmal und somit doch das eine oder andere Buch, was schon länger auf der Wunschliste steht, selbst zu erhalten. Ich stöbere zwar bei den öffentlichen Bücherschränken durchaus, habe dort aber noch nie etwas mitgenommen, da es sich oft um sogenannte alte Schinken handelt. die auch sehr unangenehm abgegriffen sind.
Mit Büchern habe ich das noch nicht erlebt. Aber in ähnlicher Weise mit Kleidung. Eine Nachbarin bekommt da immer sehr gute, wenn auch gebrauchte Kleidung für die Enkeltöchter. Danach gehen die Sachen an uns und der Rest, der eben meinen Töchter nicht passt oder gefällt kommt auch noch irgendwo hin, wo man sich darüber freut. Allerdings liegen die Sachen dann nicht einfach auf einem Tisch aus. Da ich auch sehr viele Bücher besitze, teile ich diese mit eben dieser Nachbarin. Allerdings hier nur als Leihware und ich bekomme sie nach einiger Zeit wieder.
Bei uns liegen immer mal wieder Bücher und andere Dinge im Mülltonnenraum, die die Nachbarn aussortiert haben. Ich finde das normal und lege dort zum Beispiel meine Spektren der Wissenschaft hin, wenn ich sie gelesen habe. Ich habe einmal in einem Ärztehaus gewohnt, in dem auch ein Kinderarzt war. Dort war im Eingangsbereich des Hauses eine breite Fensterbank, auf der nicht nur Bücher lagen, sondern auch Kinderkleidung.
Wenn ich hier in der Gegend unterwegs bin, sehe ich oft Kisten auf dem Bürgersteig mit einem Zettel "Zu verschenken" oder "Bitte nimm mich mit". Gerade in Bücherkisten wühle ich gerne. Ich habe dort zum Beispiel schon einmal einen dicken Kunstband gefunden, ein Standardwerk der Kunstgeschichte, das neu sauteuer ist und noch gut erhalten war.
Wir haben recht lange in einem Mietshaus mit vielen Parteien gewohnt und da war es so, dass man im Bereich der Briefkästen so eine Ablage hatte unter den Kästen und da lagen dann immer wieder Gegenstände, die aussortiert wurden mit dem Hinweis gratis oder auch mal ohne Hinweis, immerhin wusste man, dass diese Ablage dazu genutzt wird. Mitgenommen habe ich da auch schon etwas, weil die Sachen teilweise einfach nur ein Fehlkauf waren und dabei noch gut waren. Was man also gut fand, wurde schon auch mal mitgenommen. Bücher waren da auch immer wieder dabei, aber da habe ich mir keines genommen.
Direkt von Nachbarn hatte ich das noch nicht. Aber in der Gegend habe ich auch schon öfter mal Kartons mit Büchern am Gehweg gesehen mit einem "Zu verschenken"-Zettel dran. So etwas finde ich toll und nehme mir schon mal was mit. Einer dieser Haushalte macht das sogar auch mal mit Elektrogeräten, neulich stand da ein Drucker mit dem Hinweis "funktioniert einwandfrei!". Vielleicht ist das auch sinnvoller, als den Hausflur zu wählen, da man so mehr Leute anspricht. Würde ich aber abends wieder reinholen, randalierende Idioten sind ja nichts Seltenes.
Dann gibt es hier Nähe einen Container für Altpapier. Da habe ich auch schon öfter einen Stapel Bücher darauf gesehen, die ohne Mühe noch hineingepasst hätten. Der Mensch dachte sich scheinbar, vielleicht haben ja noch Leute Interesse dran. Auch ein Karton mit DVDs stand da neulich mal drauf. War nichts für mich bei, aber das Denken dahinter finde ich top, wobei bei Letzterem die Entsorgung für die Müllwerker natürlich doof ist, falls sich kein Interessent findet. Hätte ich daher dann eher bei Ebay-Kleinanzeigen unter "Zu verschenken" eingestellt.
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