Blattläuse durch Fressfeinde nicht mehr als eklig ansehen

Wir hatten jahrelang keinen Balkon, sondern entweder gar nichts oder einen kleinen Garten. Seit wenigen Jahren haben wir einen sehr schönen Balkon, den ich gleich bepflanzt habe. Unter den Pflanzen ist auch Kapuzinerkresse, die sehr schön blüht, aber auch viele Blattläuse anzieht. Am Anfang habe ich diese kleinen schwarzen Insekten als eklig empfunden und die betroffenen Stängel und Blätter abgeschnitten, was aber auch nicht viel genützt hat.

Ich habe dann aber erfahren, dass Marienkäfer Blattläuse fressen und mich sehr gefreut, als tatsächlich die ersten Marienkäfer damals im Frühsommer ankamen. Dieses Jahr habe ich sogar Marienkäferlarven, die die Kapuzierkresse sehr fleißig von den Blattläusen befreien. Seitdem sehe ich die Blattläuse als Delikatesse für die Marienkäfer an und finde sie überhaupt nicht mehr hässlich.

Anfangs habe ich mich auch über Blaumeisen gefreut, die angeblich auch Blattläuse fressen. Nachdem ich aber gelesen habe, dass sie auch Larven fressen, verscheuche ich sie, wenn ich sie erwische. Habt ihr auch schon einmal eure Einstellung zu bestimmten Insektenarten geändert? Warum hattet ihr vorher eine Abneigung dagegen, jetzt aber nicht mehr?

Dass Marienkäfer Blattläuse fressen, ist mir nicht neu, ebenso wenig wie die Tatsache, dass in der Natur alles irgendwie zusammenhängt, es Kreisläufe und Symbiosen gibt, die durchaus faszinierend sind, und vor allem, dass es bei Flora und Fauna definitiv nicht darum geht, was der Mensch "eklig" findet oder nicht.

Beispielsweise bin ich wiederum kein Fan von Marienkäfern, weil die bei Gefahr Blut aus ihren Gelenken pressen können, und das riecht ziemlich scheußlich. Außerdem finde ich auch nicht, dass deren Larven Schönheitspreise gewinnen bzw im Blumentopf mehr hermachen als Blattläuse oder sonstige Raupen, Maden, Larven und Würmer. Blattläuse dagegen werden von Ameisen als Zuckerspender gehalten, gepflegt und "gemolken", was ich wiederum geradezu niedlich finde. Für Insekten. Wer hat denn nun recht?

Von daher erscheint es mir eher absurd, in der Natur ästhetische Grundsätze anzuwenden und die eine Spezies zu päppeln, die andere zu vertreiben, weil sie "eklig" ist. Oder quasi eine Rangliste aufzustellen: Vogel A frisst "eklige" Insekten, alles gut also, während Vogel B "niedliche" Viecher frisst und dafür selber den Status Unerwünscht bekommt. Lasst das Geviechere doch einfach machen?