Könntet ihr euch eine Auszeit im Kloster vorstellen?

vom 23.06.2020, 20:41 Uhr

Als Kind besuchte ich die Realschule Maria Ward. Dies war eine Mädchenrealschule die zu früheren Zeiten von einem Orden geleitet wurde. Viel hatte die Schule zu meiner Schulzeit nicht mehr mit dem Orden zu tun, aber dennoch wurden uns in der 8. Klasse zwei Wochen Besinnungstage im Kloster angeboten. Die interessierten Schülerinnen haben jeweils ein eigenes Zimmer bekommen und konnten einfach mal zwei Wochen fernab von Medien leben und zum Teil auch aktiv am Klosterleben teilnehmen.

Wir durften bei der Versorgung der Tiere helfen und auch im Gemüsegarten mitarbeiten. Wir haben beim Zubereiten der Speisen geholfen und durften die Gottesdienste / Gebetszeiten besuchen wenn wir wollten. Diese Zeit war für mich so besonders, dass sie mir noch heute in sehr positiver Erinnerung geblieben ist. Obwohl ich damals ein pubertierender Teenager war und Medienentzug anfangs fast unvorstellbar. Zum Abschluss der Besinnungstage wäre ich gerne noch länger geblieben.

Hin und wieder denke ich fast wehmütig an diese Zeit zurück und würde gerne noch einmal eine Auszeit im Kloster erleben. Diverse Kloster bieten ja tatsächlich solche Urlaubsangebote an. Wahrscheinlich denken viele zuerst an Gebete, Andachten, Messen und das Schweigen, wenn es um einen Klosteraufenthalt geht. Ich sehe darin aber vor allem eine Möglichkeit zu Entschleunigen und eine andere "Lebensweise" zu erleben. Mir geht es dabei also auch weniger um eine spirituelle Erfahrung sondern einfach um die Möglichkeit die Ruhe zu leben und erleben und mich auf Basics zu besinnen.

Mir persönlich würde dafür vermutlich ein kurzer Zeitraum von zwei bis drei Urlaubswochen ausreichen. Dann würde ich vermutlich meinen stressigen Alltag doch wieder vermissen und auch wieder zurück wollen in den täglichen "Wahnsinn". Es gibt aber tatsächlich auch Menschen die sich dafür entscheiden längerfristig in ein Kloster zu gehen um sich wieder selbst zu finden wenn nicht sogar neu zu "erfinden".

Könntet ihr euch eine Auszeit im Kloster vorstellen? Was wären eure Beweggründe? Würde euch eine kurze Urlaubs-Auszeit ausreichen oder würdet ihr sogar gerne mehrere Monate / Jahre in ein Kloster gehen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich würde sehr gerne einmal eine solche Auszeit nehmen, habe mich letztes Jahr auch schon einmal informiert. Mehrere Kloster bieten so etwas an. Es gibt die verschiedensten Varianten. Manches erinnert eher an einen normalen Urlaub oder einen Wellness-Urlaub, in anderen Klöstern muss man mitarbeiten und mitbeten und wiederum andere bieten auch Krisenbewältigung an.

Ich suche ein Kloster, in dem man sich einfach zurückziehen und schweigen kann. Ich würde mehrere Wochen dort bleiben. Ich hätte Zeit zum Nachdenken, neue Eingebungen zuzulassen und vor allen Dingen, um vom Internet loszukommen. Psychologische Unterstützung bräuchte ich nicht, würde sie sogar ablehnen. Und als Atheist würde ich auch nicht am religiösen Leben teilnehmen wollen.

Vielleicht gehe ich die Sache noch mal an. Letztes Jahr habe ich nichts Geeignetes für mich gefunden. Ich könnte mir auch gut vorstellen, mitzuarbeiten, etwa in Werkstätten, in der Küche oder im Garten, aber wenn möglich schweigend.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Durchaus. Ich habe schon an verlängerten Besinnungs-Wochenenden teilgenommen, komplett mit Schweigen, Vollpension und geistlichen Gesprächen. Ich bin ein introvertierter Mensch und finde es super, mal nicht gesellig sein zu müssen. Und viele Klöster haben sich ja die Gastfreundschaft allem und jeden gegenüber groß auf die Fahnen geschrieben, sodass man nicht mal mit Beichtzettel nachweisen muss, katholisch zu sein. :wink:

Auch in Zukunft habe ich mir vorgenommen, mal wieder eine Woche auf diese Art zuzubringen. Möglichkeiten gibt es genug, wenn man ein bisschen recherchiert, und ich werfe auch mein Geld lieber irgendwelchen Nonnen zu als immer nur der TUI. Wochen- oder monatelang wäre es allerdings nichts für mich, zu schweigen und zu jäten oder ähnliches.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man mich semi-gläubigen Menschen auch gegen Bezahlung monatelang durchschleppen würde. Klöster sind immer noch Glaubensgemeinschaften und keine Wellness-Retreats. Wenn ich mit dem christlichen Drumherum also so gar nichts anfangen könnte, würde ich lieber weltlich schweigen.

Auch für Nicht-Christen gibt es schließlich genügend Angebote, und zumindest ich käme mir irgendwann verlogen vor, wenn ich quasi einen auf "Kloster light" machen könnte und mir nur das rauspicken, was mir an dieser Lebensweise zusagt. Langfristig empfinde ich das als respektlos gegenüber den Leuten, die es tatsächlich durchziehen, mit Christus und allem.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir würde das glaube ich schnell zu langweilig werden mit der "Besinnung". Nicht weil ich auf mein Smartphone nicht verzichten könnte sondern weil ich mit Religion so gar nichts anfangen kann. Finde ich höchstens als kulturelles und psychologisches Phänomen interessant. Ich wüsste nicht, was ich da den ganzen Tag machen sollte wenn es kein Programm gibt und kochen und Gartenarbeit kann ich eben auch zu Hause haben.

Wenn das Kloster hier in der Gegend aber ein längeres Seminar anbieten würde, das mich interessieren würde, würde ich mir die Teilnahme schon überlegen. Ich habe da in Wochenendseminaren schon einiges über Gartenbau gelernt, die Dozenten waren immer sehr gut und die Atmosphäre war angenehm. Und der einzige Missionierungsversuch fand beim Thema Brenneselspinat statt, erfolgreich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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