Sollte man in Krisenzeiten Aprilscherz machen?
Morgen ist ja der 1. April. Der Tag an dem man normalerweise ganz ungeniert sein Umfeld veräppeln und in den April schicken kann. Mein Partner ist eigentlich jemand der sich da jedes Jahr, für jeden einzelnen in seinem Umfeld , einen kleinen Scherz überlegt und sich einen Spaß daraus macht.
Gerade seine Eltern und Tante sind momentan in einer ziemlich angespannten Grundstimmung. Er überlegt deswegen jetzt ernsthaft ob es dieses Jahr angebracht ist sie reinzulegen. Das Thema Gesundheit bzw. speziell Corona wäre natürlich für ihn ein absolutes Tabuthema in dieser Hinsicht.
Ich bin ja der Meinung, dass man auch in einer solchen schwierigen Krisensituation den Humor nicht verlieren sollte und versuchen sollte sein Leben so "normal" wie möglich weiterzuleben. Ich habe ihm also ein "Go" für seine Aprilscherze gegeben. Wie seht ihr das, sind in euren Augen Aprilscherze derzeit angebracht? Was wäre für euch derzeit ein absolutes Tabuthema in dieser Hinsicht?
Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal einen Aprilscherz lustig fand. Wahrscheinlich irgendwann in Kindertagen, die Nummer mit der Zahnpasta unter der Türklinke oder die Färbetablette für Ostereier im Sieb des Wasserhahns oder vielleicht auch das gute alte Furzkissen. Die erwachsenen Varianten haben oft einen gemeinen Beigeschmack, da geht es oft darum über das Opfer und nicht mit dem Opfer zu lachen, auch wenn das Opfer am Ende aus Erleichterung oder Verlegenheit mitlacht.
Aber davon mal abgesehen, würde ich einfach die Finger von allem lassen, was irgendwie mit der Pandemie zu tun hat. "Schatz, ich habe einen positiven Corona Test" ist nicht lustig und der Überfall des vermummten "Seuchenschutzkommandos" auch nicht. Und wenn man sich keine Anzeige einhandeln will, sollte man auch alle scherzhaft gemeinten Aktionen in der Öffentlichkeit vermeiden.
Und diese scherzhaften Falschmeldungen, mit denen Zeitungen und Nachrichtensendungen gerne ihr Programm aufpeppen sind vielleicht auch keine gute Idee, wo wir gerade eh genug Probleme mit Falschmeldungen und Verschwörungstheorien haben. Auch wenn diese Falschmeldungen in der Regel einfach nur harmlos und dämlich sind, das braucht gerade niemand.
Ich kann Aprilstreiche und -scherze aller Art auf den Tod nicht ausstehen und sehe auch den Humor nicht darin, andere Leute zu veräppeln. Aber andererseits finde ich auch nicht, dass ein Humorverbot dazu beitragen kann, den ganzen Ärger besser zu ertragen. Es kommt natürlich wie immer auf die Zielgruppe und die Grenzen des guten Geschmacks an.
Manche Leute scheinen es ja beispielsweise lustig zu finden, andere anzuhusten und zu behaupten, sie hätten die gerade grassierende ansteckende Lungenkrankheit. Danach "April, April" zu schreien halte ich, zurückhaltend formuliert, für nicht besonders humorig. Und wenn jemand bedrückt ist, weil er seinen Opa im Altersheim seit Wochen nicht mehr besuchen konnte, fände ich es auch unpassend, die Person mit einem lustigen Aprilscherzchen "aufzuheitern".
Aber wenn jemand tatsächlich darauf besteht, auch dieses Jahr irgendwelchen albernen, aber harmlosen Kram zu veranstalten, sehe ich keinen Grund darin, ausgerechnet jetzt die Leichenbittermiene aufzusetzen. Die Zielgruppe wird es demjenigen schon mitteilen, ob die Scherze gut angekommen sind oder nicht.
Ich finde Aprilscherze ebenso wie andere Streiche absolut unlustig. Bei kleinen Kindern ist es noch in Ordnung, wenn sie harmlose Streiche spielen, aber ansonsten sehe ich den Sinn dahinter nicht. Meist wird das Opfer ausgelacht und es fühlt sich danach nicht gut, und diese Situation absichtlich hervorzurufen, finde ich nicht gut. In der Krisensituation finde ich es noch unangebrachter, Aprilscherze zu machen.
Vielen Leuten geht es durch Krankheit, Angst, Kurzarbeit etc. sowieso schon nicht gut, da könnte dann ein unangebrachter Aprilscherz das Fass zum Überlaufen bringen. Noch schlimmer finde ich es, mit den Sorgen der Opfer zu spielen. Angenommen, der Ehepartner ist in Kurzarbeit oder noch schlimmer, selbstständig ohne Aufträge, und hat dadurch finanzielle Sorgen und ist darauf angewiesen, dass der andere Partner weiterhin ein Einkommen nach Hause bringt. Da dann Witze a la "Ich wurde gekündigt" zu machen, wäre absolut daneben, da würde ich keinen Spaß verstehen.
Natürlich kommt es etwas auf den Charakter des Opfers an. Wenn das Opfer selbst leidenschaftlich gern Streiche spielt und den Humor während der Krise nicht verloren hat, wäre es in meinen Augen noch halbwegs in Ordnung, da einen Aprilscherz zu machen, jedoch sollte man hierfür das Opfer extrem gut kennen, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten.
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