Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für eine Trennung?
Nicht jede Beziehung klappt auf Anhieb, andere müssen sich zusammenraufen, andere passen nicht zusammen usw. Doch immer wieder höre ich im Bekannten- und Verwandtenkreis etwas von „warte den richtigen Zeitpunkt der Trennung“ ab und stelle mir dabei immer die Frage, was hat das mit richtigen Zeitpunkt zu tun und was bringt es mir?
Ich meine, wenn mir jemand fremdgeht, wäre doch wohl der beste Zeitpunkt, jetzt auf Wiedersehen zu sagen. Wenn die Beziehung seit Jahren vor sich hin dümpelt, wieso soll ich noch weitere Monate verschenken, um einen richtigen Zeitpunkt abzuwarten, was mir wirklich nicht in den Kopf gehen will. Wenn mich Mann oder Frau schlägt, gehe ich auch sofort und warte doch nicht erst ab.
Der richtige Zeitpunkt wird immer gerne für eine Trennung genannt und einige haben da in meiner Familie eine ganz eigene Vorstellung. Heißt nicht wenn ein Umzug ansteht, wenn Kinder da sind, wenn ein Familienmitglied im Krankenhaus ist, derjenige seinen Job verloren hat usw. Das sind angeblich in deren Augen alles Gründe, sich nicht sofort zu trennen, sondern den Schein einer Beziehung zu wahren.
Jetzt wollte ich Euch einfach mal fragen, ob es bei Euch einen richtigen Zeitpunkt für eine Trennung gab oder gibt? Oder trennt Ihr euch, wenn es eben so sein muss und ihr der Meinung seid, dass es nicht anders geht? Wartet Ihr soziale Gegebenheiten, Arbeit etc ab oder trennt Ihr euch, wenn es eben sein muss?
Bei so drastischen Dingen wie Gewalt in der Beziehung oder Fremdgehen geb ich dir Recht. Da hat ja dann der andere den Zeitpunkt bestimmt, indem er es einfach jetzt verbockt hat. Da würde ich nur aus rein egoistischen Gründen bleiben, beispielsweise weil ich erst eine neue Wohnung finden will.
Einen richtigen Zeitpunkt gibt es tatsächlich nicht. Zu deinem Zeitpunkt sagt der andere, dass es gerade super passt. Aber es gibt schlechte und noch schlechtere oder richtig miese Zeitpunkte. Wenn man sich einfach nur auseinandergelebt hat, aber nicht wirklich was Schlimmes vorgefallen ist, würde ich beispielsweise noch eine Weile bleiben, wenn seine Mutter gerade gestorben ist.
Die Frage ist auch, ob man sich zwar trennt, aber als Freunde zusammen wohnen bleibt oder dem anderen dann erst mal gar nichts vom Trennungswunsch sagt. Darüber nachgedacht hatte ich schon ein wenig. Das hätte ich im Ernstfall auch noch ein wenig verzögern können. Aber nachdem ich es ihm gesagt hatte, bin ich noch ein paar Tage geblieben, um ihn aufzufangen und seine tausend Fragen zu beantworten. Dann müsste ich aber unbedingt weg, weil ich eben schon abgeschlossen hatte. Mir hat das gar nicht gut getan und da musste ich dann auch an mich denken.
Generell würde ich es auf keine allzu lange Bank schieben. Ein paar Tage, maximal ein paar Wochen. Um Monate oder gar Jahre würde ich eine Trennung nicht aufschieben, weil es grad so schlecht passt. Wegen Kindern sowieso nicht. Klar ist eine Trennung für die schlimm, aber totunglücklich verheiratete Eltern find ich auf lange Sicht viel schlimmer.
Wann ein guter Zeitpunkt für eine Trennung ist, das hängt doch komplett vom Einzelfall ab. Ich würde mir ohne Not schwer überlegen, ausgerechnet dann eine Trennung anzustreben, wenn mein Mann zufällig gerade arbeitslos wäre. Das wäre mir schlichtweg zu teuer, da wäre ein wenig warten sinnvoll aus meiner Sicht.
Bei meinem stalkenden Ex musste ich taktieren. Ich brauchte Abstand, um den Stress auszuhalten. Damals gab es keine Hilfe. Also wurde die Trennung langfristig vorbereitet. Denn es ist gar nicht so leicht, mit Pferden und Hund von jetzt auf gleich unauffindbar von der Bildfläche zu verschwinden. Aber die monatelange Vorbereitung hat mir immerhin das Jahr Ruhe beschert, das ich brauchte. Seitdem kann ich mit ihm gut umgehen, obwohl er sogar mit ins Ausland gekommen ist.
Hängt das nicht vom Einzelfall ab? Ich finde, das kann man nicht so pauschal sagen. Ich finde es aber immer merkwürdig, wenn der "richtige Zeitpunkt" für eine Trennung so rüberkommt, als ob es den nie gäbe. Das klingt dann für mich so, als wäre das nur eine Ausrede, weil man sich eigentlich gar nicht trennen möchte oder aber Angst davor hat, nach der Trennung alleine klarzukommen.
Gibt ja so Menschen, die schieben einen Grund vor, dass man sich nicht trennen könnte und sobald das abgehakt ist (beispielsweise Prüfungsphase oder so) dann taucht plötzlich ein neuer Grund auf, der die Trennung nicht praktikabel macht und immer so weiter. So etwas könnte ich auf die Dauer dann auch nicht ernst nehmen.
Wenn man sich trennen will, dann sollte man das meiner Meinung nach möglichst sofort tun, nachdem man eben den Entschluss gefasst hat. Ich halte nichts davon, dann noch aus irgendwelchen Gründen damit zu warten. Eine Trennung ist doch in der Regel nie schön für den anderen, wenn dieser eben an der Beziehung festhalten will und so gesehen gibt es eben auch nicht den einen richtigen Zeitpunkt. Es wird ja unter Umständen immer schwer und schmerzhaft für den anderen sein.
Es ist doch auch nicht fair, den anderen im Glauben zu lassen, die Beziehung würde gut laufen und eine heile Welt vorzuspielen, auch wenn man im Kopf schon längst den Entschluss gefasst hat, sich zu trennen. So etwas ist doch auch nicht in Ordnung und bevor man solche Spielchen mit dem anderen spielt und ihn dann auch noch anlügt und sagt, dass nichts wäre und dass man natürlich mit ihm in ein paar Monaten in den Urlaub fährt, sollte man sich doch besser gleich trennen.
Ich kann mir schon vorstellen, dass es besonders mies für den anderen ist, wenn irgendein Elternteil gestorben ist oder er in der schwierigen Prüfungsphase steckt und man ausgerechnet dann die Beziehung beendet. Wenn die Beziehung ohnehin schon seit Monaten vor sich hindümpelt, kann man unter Umständen auch noch etwas mit der Trennung warten, wenn man damit zurechtkommt und das kann.
Wenn nicht, würde ich die Beziehung aber auch dann beenden, auch wenn es sehr unschön ist und der andere dann sicher am Boden zerstört ist. Ich will mich ja aber auch nicht quälen und jemandem einige Wochen oder Monate etwas vorspielen und selbst unter der ganzen Situation leiden, nur damit ich jemandem eine Trennung möglichst schonend beibringen kann. Wehtun wird es dem anderen ja ohnehin und das gehört leider auch zu einer Trennung dazu.
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