Speisekarten für Frauen und Männer getrennt in Deutschland?
Aus Erzählungen anderer ist mir schon ziemlich lange bekannt, dass es diese unterschiedlichen Speisekarten zumindest früher gab. Dass solche Karten aber auch heute noch existieren, finde ich schon etwas merkwürdig. Ich halte solche Karten auch für ziemlich überflüssig, allein aus der Tatsache heraus, dass hier ein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht wird. Dass dann auch noch automatisch unterstellt wird, dass die Frau sich stets von dem Mann einladen lässt, finde ich einfach nicht mehr zeitgemäß und sehr beschämend für die Frauen, denen eine solche Speisekarte in die Hand gedrückt wird.
Es gibt natürlich ab und zu noch Frauen, die sich grundsätzlich nicht in der Lage fühlen, für sich selbst aufzukommen und daher wie ein kleines Kind jemanden brauchen, der sie mit durchfüttert. Solchen Frauen wird es nichts ausmachen, wenn in der Speisekarte keine Preise stehen, da sie sich ohnehin einladen lassen. Normale, selbstbestimmt lebende Personen hingegen werden sicher nicht so angetan sein von einer solchen Karte.
Das Problem ist nicht, dass derjenige, der eingeladen wird, die Preise für die Speisen nicht zu sehen bekommt. Wenn man jemanden einlädt, muss man immer damit rechnen, dass derjenige eben nicht die günstigsten Sachen auswählt. Ich finde es komisch, wenn da peinlich genau darauf geachtet wird, dass der Eingeladene auch bloß nicht zu viele und zu teure Dinge bestellt. Auf der anderen Seite sollte man sich natürlich auch nicht unverschämt viele Sachen aussuchen, wenn man eingeladen wird. Aber ich finde es normal, dass man in einem Restaurant frei von finanziellen Überlegungen die Speise wählt, die man gerne essen möchte.
Das Problem ist einfach nur, dass vorausgesetzt wird, dass die Frau sich einladen lässt und der Mann stets dafür bezahlt. Ich frage mich, was passiert, wenn zum Beispiel ein lesbisches oder schwules Paar in ein solches Restaurant geht. Bekommt dann jeweils derjenige die Karte ohne Preise, der etwas femininer wirkt als der andere? Auch bei Essen mit mehreren Freunden und Freundinnen sind solche Karten unpraktisch. Auch bei Hetero-Paaren kann die ursprüngliche Aufteilung der Karten schnell unpassend sein. Vielleicht wechselt sich das Paar einfach ab, so dass die Frau die Rechnung übernimmt. Andere möchten vielleicht grundsätzlich lieber getrennt bezahlen. Für mich sind solche Karten schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und ich finde es nicht gut, dass durch so einen Firlefanz Leute in unangenehme Situationen gebracht werden.
Ich finde diese Idee ehrlich gesagt überholt und nicht mehr zeitgemäß. In meinen Augen muss mich ein Mann bzw. mein Partner nicht zum Essen einladen. Es ist durchaus auch in meinem Sinne dass ich mal die Restaurantrechnung übernehme. Aus diesem Grund fände ich es nicht gerade passend, wenn ich die Preise der Gerichte nicht zu sehen bekomme.
Ob und inwiefern ich meine Auswahl nach dem Preis richte, möchte ich selbst entscheiden dürfen - ganz unabhängig davon wer die Rechnung letztendlich bezahlt. Ich persönlich habe dabei auch keine Hemmung ein höherpreisiges Gericht zu wählen, wenn das meinen spontanen Gelüsten entspricht. Im Gegenzug erwarte ich aber auch, dass mein Partner sich auch das Gericht aussucht, welches ihm schmeckt und nicht nach Preisen geht, wenn ich die Rechnung übernehme.
Ich höre zum ersten Mal von so einem Konzept und finde es auch sehr klischeehaft und veraltet. Meiner Meinung nach ist es schon lange nicht mehr ungeschriebenes Gesetz, dass der Mann die Frau einladen muss, und mein Partner und ich handhaben es beispielsweise so, dass wir uns mit der Zahlung der Rechnung beim Essengehen stets abwechseln. Ich würde mich davon auch nicht dadurch abbringen lassen, dass meine Version der Karte keine Preise enthält, denn ich entscheide ja selber darüber, was ich mit meinem Geld anfange.
Zumindest geht es hier um die Förderung einer „noblen Geste“ und nicht, wie ich anfangs beim Anblick des Titels dachte, um irgendwelche Suggestionen „geeigneter“ Speisen für die jeweiligen Geschlechter. Ich hatte nämlich mal ein Grill-Rezeptheft, in dem es eine „Männerabteilung“ mit allerlei Steaks und Burgern und eine „Frauenkategorie“ mit vegetarischen Alternativen, Gemüse und kalorienreduzierten Soßen gab. Das fand ich schon wieder ziemlich daneben und diskriminierend, denn ich möchte einen Grillabend genauso mit saftigem Fleisch und fettigen Beilagen genießen dürfen wie ein männlicher Teilnehmer, ohne mir dafür ein schlechtes Gewissen wegen einem angeblichen Figurideal einreden zu müssen.
Ich war noch nie in einem so noblen Restaurant, wo es zweierlei Karten gibt. Ich finde das Vorgehen auch ein bisschen unlogisch, denn wenn der Einladende soviel Geld hat, dass der Eingeladene sich aussuchen kann, was er möchte, also auch das teuerste Gericht, dann nützen ihm die Preise auf seiner Karte ja auch nichts. Oder macht er seine Bestellung von der Bestellung des Gastes anhängig? Wenn der Eingeladene also etwas Billiges bestellt, dann kann er voll zuschlagen und sich etwas Teures gönnen und umgekehrt?
Ich verstehe das Konzept und den Sinn dahinter nicht so ganz. Sagt der Einladende dem Kellner, wer denn nun die Karte mit Preisen bekommen soll? Gibt es eine Sitte, dass der Einladende das Restaurant zuerst betritt und daher die Verteilung der Karten klar ist? Außerdem weiß man doch im Normalfall, welches Gericht eher teuer und welches billig ist, ohne dass die Preise dabeistehen. Wenn ich den Geldbeutel des Einladenden schonen möchte, dann bestelle ich nicht das Lachs-Carpaccio, die Austern und das Rinderfilet an Morchelrahmsoße, sondern die Gemüsebrühe und ein vegetarisches Gericht.
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