Wann fängt für euch eine soziale Phobie an?
Ich habe schon von Menschen gehört und bin sogar schon welchen begegnet, die angaben, an einer sozialen Phobie zu leiden. Wo genau fängt aber eine soziale Phobie an? Wie ist diese abgegrenzt und was sind konkrete Symptome? Kann man das als Außenstehender immer so zweifelsfrei sagen oder kann dies nur ein Experte bzw. der Betroffene selbst? Was sind eurer Meinung nach die Merkmale einer sozialen Phobie?
Eine etwas sehr weit entfernte Bekannte leidet unter eine nachweislichen Sozialphobie und eine Person in meiner Verwandtschaft. Bei beiden sind die Auswirkungen sehr unterschiedlich. Die Person, die ich um mehrere Ecken kenne, mal nett unterhalte, mal zusammen einen zischen gehen etc hat unterschiedliche Probleme. Sie kann zwar raus gehen, aber nur an Orte, wo sie sowieso wie in ihrer Stammkneipe seit Jahren alle kennt.
Sie kann auch einkaufen gehen, spazieren usw. Aber bei fremden Menschen äußert sich ihre Phobie mit Schweißausbrüchen, bei Terminen wie Ärzten & Co hat sie schon ein bis zwei Tage vorher Stimmungsschwankungen und kurz bevor wird ihr schlecht. Manchmal übergibt sich die Person auch. Sie hat immer kurz vor Terminen nervöse Schwankungen, ist total geistesabwesend, Angst, Schweiß und mehr. Sie zu beruhigen ist fast unmöglich. Ist der Termin erledigt? Geht es ihr wieder hervorragend.
Sie hat eher das Problem mit fremden Menschen. Sie ist von Natura auch sehr schüchtern und daraus hat sich zudem eine Phobie entwickelt, weil sie Menschen durch viele schlimme Erfahrungen nicht traut. Das dauert sehr lange. Sie lernt daher schwer neue Menschen kennen, ist nervös, geht nur bei bekannten Shops einkaufen örtlich, wo sie die Kassierer schon lange kennt.
Während meine Verwandte sogar schon so weit ist, dass sie kaum aus dem Haus geht. Sie bestellt sich auch bereits Lebensmittel über das Internet und das geht auch ins Geld, aber ihr kann man kaum helfen. Sie befindet sich allerdings schon in Therapie, sodass hier versucht wird zu helfen. Was aber sich laut Therapeut schwierig gestaltet, weil man Auslöser finden muss, viel üben muss und auch die Auswirkungen abschätzen muss. Zumal auch gewisse schüchterne Akzente eine Begründung sein können und das gilt es, auszusortieren.
Eine soziale Phobie äußerst sich sehr variabel und wahrscheinlich nicht immer gleich. Ich kenne zwei Personen, die eine mit schlimmeren Symptomen und die andere versteckt sich lieber ganz. Doch Schweißausbrüche, Nervosität und Erbrechen beziehungsweise Übelkeit sowie Kopfschmerzen kommt bei einer der Personen immer auf, wenn sie neue Situationen entgegen geht, Termine wahrnehmen muss, in fremden Läden einkaufen muss usw.
Was wirklich eine Sozial Phobie ist, kann ich aber auch behaupten oder beantworten. Ich denke, dass es wie bei vielen Krankheitsbildern so unterschiedliche Problematiken gibt, dass ich da wirklich nur auf das zurückgreifen kann, was ich erlebt habe oder mit bekomme. Mehr weiß ich darüber wirklich nicht.
Ich glaube soziale Phobie fängt da an, wo Vermeidung sozialer Kontakte anfängt. Wenn man sich beispielsweise überlegt nicht einkaufen zu gehen, obwohl man es eigentlich müsste, weil man sich das mit den Menschen, der Kasse und den Fragen nicht zutraut. Man könnte ja angesprochen werden, es können einem Menschen zu sehr zu nahe kommen. Nun gibt es aber weitaus weniger belastende Situationen, die man einfach aushalten muss.
Arbeiten gehen ist so ein Beispiel. Wenn man da nicht mehr hingehen kann, weil man mit den Menschen nicht klarkommt, mit dem Arbeitsweg an sich und so weiter geht das auf Dauer nicht gut. So etwas gibt es aber. Es ist aber denke ich ein schleichender Prozess, der gar nicht so einfach auf einen Zeitpunkt festlegbar ist. Vermeidungen von Sozialkontakten sind sicherlich eine wichtige Sache, die man sich gezielt vor Augen führen muss mit der Frage, warum das so ist.
Die Kriterien für die Diagnosestellung einer sozialen Phobie laut ICD-10 sind ja recht klar und unmissverständlich formuliert und umfassen die Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen beziehungsweise die Vermeidung solcher Situationen sowie entsprechende physiologische und psychische Angstsymptome. Zudem muss ein Leidensdruck beziehungsweise eine Einschränkung der Alltagsfunktionalität gegeben sein.
Ich glaube, für mich sind eben vor allem diese beiden letzten Punkte ausschlaggebend, um wirklich von einer „Erkrankung“ zu sprechen. Gewisse sozialängstliche Züge im Sinne einer Anspannung bei Referaten, einer Scheu vor der Ansprache Fremder oder einem Unbehagen in Gruppensituationen verspüren ja viele Menschen, die aber dennoch dazu in der Lage sind, normal am Schulunterricht teilzunehmen, ihren Job zu machen und soziale Kontakte zu pflegen. Wenn irgendetwas davon aber nicht mehr funktioniert oder so viel Überwindung kostet, dass der Mensch erheblich darunter leidet und an Lebensqualität einbüßt, dann sollte die Behandlungsindikation geprüft werden.
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