Glücklich zusammen wenn die Grammatik sich ähnelt?
Laut neuer Studien sollen Paare angeblich glücklicher und länger zusammen leben, wenn sie grammatikalisch ähnliche Satzkonstruktionen verwenden. Redet ein Partner sehr korrekt und der andere eher in einer Jugendsprache, dann hat das Paar angeblich keine gute Chance für die Zukunft. Auch Paare wo beide Partner sehr gebildet sind, bleiben länger zusammen, wenn die Grammatik der beiden ähnlich ist.
Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, wie ich das feststelle. Irgendwie klingen die Sätze die mein Partner sagt natürlich schon ähnlich zu dem, was ich sage. Ich denke nicht, dass da große grammatikalische Unterschiede sind. Und was würde das für Paare bedeuten, wo einer eingewandert ist und noch gar nicht so gut Deutsch kann? Besteht für dieses Paar dann also keine gute Zukunft?
Könnt ihr euch vorstellen, dass sich der Erfolg eines Paares tatsächlich daran messen lässt, wie ähnlich die verwendeten grammatikalischen Ausdrücke sind? Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Ähnelt eure Grammatik der eures Partners?
Ich kann es mir schon vorstellen, dass da etwas dran ist. Wenn es sich nur in Feinheiten unterscheidet, dann wird man es sicher nicht merken und dann denke ich auch, dass es eher nicht so eine Rolle spielt. Aber wenn einer der Partner eine korrekte Grammatik verwendet und darauf auch wert legt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass derjenige auf lange Sicht mit einem Partner glücklich ist, der nur in der Jugendsprache kommuniziert.
Aber sicher ist das nicht der einzige Punkt und ich kann mir auch vorstellen, dass es Beziehungen gibt, die trotz unterschiedlicher Grammatik halten, weil darauf einfach nicht so geachtet wird. Wenn die korrekte Grammatik beiden Partnern nicht so wichtig ist, dann wird es auch nicht entscheidend für die Beziehung sein.
Und von welcher Grammatik ist die Rede? Ich finde, dass man das nicht so pauschalisieren kann. Sprechen wir hier von Einheimischen, die mit derselben Muttersprache aufgewachsen sind? Oder sprechen wir von Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen, wo die Muttersprache auch eine komplett andere ist?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr viel von der Muttersprache abhängt, welche Fehler gemacht werden und welche nicht. Ich habe ja mal einem jungen Türken, der in Deutschland studieren wollte, Deutsch beigebracht und da ich selbst auch Türkisch kann, habe ich schnell gemerkt, warum er welche Fehler macht. Man leitet eben viel aus der Muttersprache ab und übernimmt das dann in die Lernsprache.
In anderen Sprachen ist mir das auch schon aufgefallen. Warum sollte das also ein böses Omen für eine Beziehung sein, wenn man unterschiedliche Ausgangssprachen hat und Deutsch deswegen total "kumm und schief" Deutsch spricht, weil man die Grammatik nicht so verinnerlicht hat?
Ich denke, dass zwei Menschen mit einem komplett verschiedenen Jargon gar nicht zusammen finden würden, außer es ist Geld oder etwas anderes im Spiel, was nicht Liebe ist. Man muss sich nur vorstellen, dass so ein Prolet mit einer hochstudierten Frau zusammen ist oder so, das würde nicht gut gehen.
Deshalb suchen sich die Menschen meistens Partner, die ebenbürtig sind. Also in etwa auch das gleiche Bildungsniveau haben. Sollte das nicht zusammen stimmen, wird die Beziehung nicht lange halten. Und die Anwendung der Grammatik hat ja auch oft etwas mit der Bildung der Menschen zu tun.
Ein Mensch, der nicht so gebildet ist, verwendet oft ganz andere, einfachere Ausdrücke, als ein Mensch, der in Deutsch maturiert oder gar studiert hat. Ein Arzt wird sich keine Hausfrau als Frau suchen, außer sie hat vielleicht gewisse andere Vorteile. Weil sie wird ihn einfach nicht verstehen in seinem Bildungsniveau und in seiner Grammatik.
Die Ausdrucksweise und die Grammatik werden doch in erster Linie durch das Elternhaus bestimmt. Und Menschen, die aus einem "ähnlichen Stall" kommen, teilen in der Regel mehr als nur diese Eigenschaften. Sie werden ähnliche Werte, Ansichten und Lebensvorstellungen teilen. Das macht das Zusammenleben deutlich leichter.
Ein Arzt aus einer Akademikerfamilie kommt rein statistisch eher mit einer Hausfrau aus einer ähnlichen Familie zurecht als mit einer Akademikerin aus einer Arbeiterfamilie. Wobei das eben nur Statistik ist, der Einzelfall kann natürlich ganz anders aussehen.
Mein Mann und ich stammen beide aus dem Ruhrgebiet. Unsere Elternhäuser waren die typische Mittelschicht. Allerdings gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Mein Mann spricht ausschließlich Hochdeutsch. Er hat nur mit Kindern der gleichen Schicht gespielt. Ich kann auch "Pott". Denn wann immer ich entwischen konnte, war ich mit den Bergarbeiterkindern unterwegs.
Wenn ich aus Spaß so rede oder es nutze, um etwas drastischer auszudrücken, dann ist mein Mann sehr schnell genervt. Das klingt für sein Ohr wie eine Vergewaltigung der Sprache. Würde ich mich immer so ausdrücken, wären wir wahrscheinlich kein Paar geworden oder er wäre längst über alle Berge. Bei anderen hört er das dagegen sogar gern und findet es spannend.
Ich weiß gar nicht, ob die Grammatik meines Partners und die meine sich da ähneln. Ich habe schon gemerkt, dass unsere Familien sich komplett anders ausdrücken und zu anderen Neologismen und Ausdrucksweisen neigen. Das kommt aber daher, dass man in seiner Familie Tacheles redet und in meiner Familie sagt man fast alles durch die Blume. Aber Probleme haben wir deswegen nicht. Man kann sich ja darauf einstellen und entsprechend anpassen.
Dass so etwas durch das Elternhaus bestimmt wird, kann ich gar nicht bestätigen. Meine Eltern haben beide "nur" einen Realschulabschluss, den sie im Ausland gemacht haben. Seit 30 Jahren leben meine Eltern nun in Deutschland, können die Sprache aber trotzdem nicht wirklich beherrschen. Sie können sich zwar verständigen, allerdings strotzen ihre Sätze beim Sprechen nur so vor Fehlern. Mit dem Schreiben geht es noch viel schlechter und generell kennen meine Eltern nicht sonderlich viele Fachwörter und sind nicht dazu in der Lage, komplizierte Sätze zu bilden.
Mir hingegen fiel es nie schwer, die deutsche Sprache zu lernen und ich habe auch einen Masterabschluss in Germanistik gemacht. Dafür würde ich aber schon sagen, dass es mir schwer fällt, mich richtig mit meinen Eltern zu unterhalten. Ich muss aufpassen was ich sage und wie ich meine Sätze bilde, da meine Eltern den Satz entweder gar nicht erst verstehen oder das ungefragt so übernehmen, wenn ich beispielsweise eine andere Zeitform benutze, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob der Satz dann noch Sinn ergibt oder nicht.
Jedenfalls finde ich es also schon sehr wichtig, in dieser Hinsicht auf einem Niveau zu sein, um sich eben auf einem Niveau miteinander unterhalten zu können. Man will sich ja in der Regel mit dem Partner über Gott und die Welt unterhalten und nicht nur einen Partner fürs Bett haben. Und wenn es da nicht passt und einer nie versteht, was der andere sagt und der andere unglücklich ist, weil tiefgründige Gespräche nicht möglich sind, dann passt es womöglich nicht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Grammatik eine Rolle spielt. Wie jemand redet, hängt ja auch von seiner Bildung ab und eine gemeinsame Gesprächsbasis und ein Verstehen des anderen kommt eher zustande, wenn die Bildung ähnlich ist.
Du müsstest aber vielleicht anhand von Beispielen erklären, was du unter Grammatik verstehst. Sonst kann man da eigentlich gar nichts dazu sagen. Wenn jemand nicht Deutsch als Muttersprache hat und die Reihenfolge von Subjekt, Prädikat und Objekt in Haupt- und Nebensätzen nie stimmt, kann das meiner Meinung nach keine Rolle spielen, wenn man ihn versteht und interessante Gesprächsthemen vorhanden sind.
Ich bin mir nicht sicher, ob hier nicht wie so oft Kausalität und Korrelation verwechselt werden. Sprich, zwei Leute verstehen sich im wahrsten Sinn des Wortes nicht deswegen besonders gut, weil sie die gleichen Satzkonstruktionen verwenden, sondern sie haben genügend Gemeinsamkeiten für eine gute Beziehung, wozu logischerweise auch eine vergleichbare Art der Kommunikation gehört.
Und man darf auch nicht vergessen, dass die Art der Sprache unmittelbar mit der geografischen Herkunft, der sozialen Schicht, dem Bildungsstand, also eigentlich einem Großteil der Persönlichkeit zusammenhängt. Und für eine stabile Beziehung ist im Regelfall eine gemeinsame Basis wichtig und hilfreich.
Sprich, die Leute reden nicht ähnlich, weil sie sich so gut verstehen, sondern sie verstehen sich so gut, weil sie ähnlich reden. Und das tun sie deshalb, weil sie beispielsweise beide aus gutbürgerlichem Elternhaus kommen und daher auch ähnliche Werte vermittelt bekommen haben.
Also ich kann mit Sicherheit sagen, dass die Grammatik meines Partners definitiv ein andere ist als meine. Mein Partner kommt aus Rheinland-Pfalz und ich weiß nicht ob es nur eine familiäre Angewohnheit ist, aber die Familie spricht z.B. bei einem Teller in der Mehrzahl nicht von Tellern sondern Tellers. Außerdem heißt es auch oft "das ist mir" statt "das ist meines" - nur um zwei von vielen Beispielen zu nennen.
Ich orientiere mich am Bayerischen und habe deswegen mit Sicherheit auch so meine Eigenheiten, welche nicht der Grammatik meines Partners entsprechen. Trotz dieser Abweichungen in der Sprache / Grammatik sind wir nun schon über 15 Jahre zusammen. Ich habe keinen Vergleich zu anderen Beziehungen und kann somit auch nicht sagen, ob ich anders glücklicher wäre, unglücklich bin ich aber definitiv nicht.
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