Wann fühlt ihr euch von anderen zu sehr vereinnahmt?
Soweit ich mich erinnern kann, konnte ich mich noch nie darüber beklagen, mich von anderen zu sehr vereinnahmt gefühlt zu haben. Von daher kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen, wie ich damit umgehen würde, wobei es natürlich auch immer auf die entsprechende Person ankäme.
Wann fühlt ihr euch zu sehr von anderen vereinnahmt und wie äußert sich das? Ich kann mir gut vorstellen, dass es vielleicht noch einmal etwas anderes ist, wenn man Kinder hat. Eine Arbeitskollegin von mir meinte nun nämlich, dass sie sich freuen würde, wenn es nun endlich wieder ins Büro geht, da sie nun auch wegen Corona seit längerer Zeit im Homeoffice ist. Ihre Kinder, die nun die ganze Zeit zu Hause waren, würden sie so sehr vereinnahmen, dass sie Probleme hätte, sich richtig auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
Ich kenne die Situation durch einen Nachbarn. Als wir selbst noch kein Kind hatten, war seine Tochter ca 7 Jahre alt. Er lebte von seiner Frau getrennt und die Tochter war mehrheitlich bei ihm. Durch unseren Hund kam sie gerne rüber. Zu Beginn hat sie nur mal mit ihm gespielt also den Ball geworfen etc., dann legte sie immer mal, wenn wir nicht da waren kleine Botschaften etc. hin oder malte mit Kreide für uns auf unsere Terrasse.
Bis zu dem Punkt war alles in Ordnung, aber dann begann das Fragen, ob wir sie zum Spazieren gehen mitnehmen würden und da wir oft mit dem Auto fahren und dann weitere Strecken laufen, lehnten wir eher ab. Darauf hin meldete sich der Vater und sagte uns das wir sie gerne mitnehmen können, auch wenn es mal mehrere Stunden sind. Da es ein liebes und auch gut erzogenes Mädchen war haben wir sie dann auch mal mitgenommen, haben uns einen Kindersitz abgeholt, Kind eingeladen, kleinen Ausflug gemacht. Zwischendurch bekamen wir eine Nachricht, dass sie aber bitte um 18 Uhr zurück sein soll. Wir hatten vorher aber gesagt das wir ein Stück fahren (so 30 Min pro Strecke) und ein paar Kilometer laufen und wir nicht abschätzen können mit Ihr zusammen, wie lange wir genau brauchen). Abends hieß es, dass wir den Kindersitz ruhig erst mal im Auto behalten können, da es ihr ja Spaß gemacht hat und sie das bestimmt bald wiederholen möchte.
Es ging dann so weiter, dass sie rüber in den Garten kam und ich sagte, dass ich gerade loswolle und nun gar keine Zeit habe und sie mir antwortete "ich kann aber nicht nach Hause, mein Vater ist gerade auch los".
Wir haben dann mit dem Vater darüber gesprochen, dass wir das so in der Form nicht möchten, dass Verhältnis wurde zwar danach ein wenig anders, aber vorher das war eben auch nicht das was wir wollten. Zumal sie eben auch kam, wenn wir Besuch hatten oder HomeOffice im Garten gemacht haben.
Einige Wochen später kam sie dann allerdings zweimal mit Ihrer Mutter vorbei, die Mutter meinte nur, dass sie den Hund so vermisst und das sie Ihre Tochter auch mal bringen würde, auch wenn sie eben woanders wohnt. Aber auch mit Ihr haben wir dann gesprochen.
Das war auf jeden Fall eine Situation in der wir uns zu sehr vereinnahmt gefühlt haben.
Mein Sohn ist 4, meine Tochter 2 da kommt es natürlich schon sehr oft vor, dass man von den Kindern vereinnahmt wird, weil gerade meine Tochter ja auch noch ständig mit Mama spielen will, was ja auch okay ist. Meine Arbeitszeiten habe ich dem angepasst und kann auch dann arbeiten, wenn ich will und auch im Umfang. Das kann ich natürlich nur, weil auch mein Mann sicheres Einkommen hat. Sonst würde das auch nicht so locker aussehen, nimmt aber auch viel Druck aus der Situation an sich, da mein Einkommen Bonus ist und wir es definitiv nicht brauchen.
Da ist man dann viel mit den Kindern beschäftigt und muss natürlich auch nebenbei auch noch den Haushalt hinbekommen, viel Wäsche waschen. Gerade jetzt, wenn im Kindergarten nur Notbetreuung ist, ist das schon ein bisschen stressiger als sonst, weil mein Sohn ja auch da ist und beide Kinder gerade eine Phase haben in der teilen nicht so angesagt ist, aber als Mutter ist das ja normal. Letztendlich ist es ja auch irgendwie schön, dass die Kinder gerne zu mir kommen.
In meinem Fall ging es nicht um Kinder, aber eine Nachbarin. Sie selbst war gesundheitlich so beeinträchtigt, dass sie zu Fuß kaum bis zu den Mülltonnen laufen konnte. Sie pflegte dann noch ihren schwer körperlich und geistig behinderten Sohn, der außer im Rollstuhl sitzen nichts konnte. Wir haben ihr anfangs angeboten, dass wir ihr helfen können, indem wir ihr etwas vom Einkaufen mitbringen können.
Das artete dann ihrerseits so aus, dass sie oft nachmittags eine Nachricht schickte, dass sie unbedingt noch ein Brot oder dergleichen bräuchte. Sie hätte keines mehr und ihr Sohn würde sich ja ach so sehr darüber freuen, wenn er gleich von der Dialyse käme und frisches Brot essen könnte. Es war also dann schon längst kein Mitbringen mehr, sondern ein Extra-Loslaufen.
Und die Nachrichten kamen wie gesagt auch immer erst nachmittags und nicht morgens, sodass man den Einkauf auch nicht in den Tagesablauf integrieren konnte, weil wir zu dem Zeitpunkt meistens schon einkaufen und auch mit dem Hund draußen waren. Wäre es allein für die Nachbarin gewesen, hätte ich schon viel früher dazu nein gesagt, doch sie wusste ganz genau, dass ich ihr kaum etwas abschlagen konnte, wenn es um ihren Sohn ging.
Ich habe ihr dann auch immer mal wieder im Haushalt geholfen. Sie konnte ihren schweren Müllsäcke nicht raus bringen, weil sie einerseits nicht laufen konnte und sie auch immer diese 120-Liter-Beutel holte und diese absolut voll machte, sodass sie ungeheuer schwer waren. Absaugen, fegen, wischen oder dergleichen schaffte sie auch nicht, sodass ich es hin und wieder für sie tat. Es war aus meiner Sicht aber mehr eine Notwendigkeit und Hilfe für den Sohn, weniger für die Nachbarin.
Als sie sich dann aber auch noch einen Hund (ehemaliger rumänischer Straßenhund) anschaffte, war bei mir endlich Schluss. Wir hatten es ihr vorher schon versucht auszureden. Sie schaffte kaum 50 m am Stück zu gehen, das auch nur im Schneckentempo. Was wollte sie mit einem Hund? Sie hat es aber doch getan. Und der Hund machte natürlich auch jede Menge Dreck, machte sein Geschäft auch öfter in der Wohnung. Dass der schon zu dicke Hund anfangs erst mal zehn Kilo zunahm, war dann auch kein Wunder.
Da der Hund aber auch relativ unberechenbar war und seltsame Verhaltensweisen hatte, habe ich seine Aggressivität als Vorwand genommen, um meine Hilfe auf ein Minimum zu kürzen. Ich bin mir sicher, mit meiner Hundeerfahrung hätte ich den Hund in den Griff bekommen, aber da reichte es mir einfach. Ich wollte meinen eigenen Tagesablauf zurück haben und nicht ständig von ihr Mitteilungen bekommen, was sie jetzt wieder bräuchte und wo ich losdüsen sollte.
Ich habe mich in dem Fall von ihr vereinnahmt gefühlt, weil es nicht das angebotene Mitbringen vom Einkaufen war. Wir haben ihr rechtzeitig, manchmal Tage vorher Bescheid gesagt, wann wir wo einkaufen fahren. Darauf hat sie nie reagiert. Wenn wir dann aber zurück waren, dann kamen Nachrichten, was sie jetzt sofort unbedingt bräuchte, meistens für ihren Sohn. Es war also kein kleines Mitbringen, sondern ich musste extra losgehen oder -fahren und extra einkaufen. Und das passte einfach nicht in meinen Zeitplan für den Tag. Ich muss meine Arbeiten ja auch irgendwie erledigen.
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