Depressionen als Ausrede für Faulheit betrachten?
Eine Bekannte von mir hat Depressionen und ist deswegen auch in Therapie. Mit Bekannten an der Uni hat sie über ihre Depressionen geredet, da sie häufiger nicht erschienen ist und man natürlich die Gründe wissen wollte. Ich musste allerdings immer wieder erleben, dass Depressionen häufig eher als Ausrede betrachtet werden und viele Menschen das nicht ernst zu nehmen scheinen. Ihr wurde schon Faulheit unterstellt und sie verwende die Depression sicherlich eher als Ausrede. Ein Kommilitone meinte sogar, dass man als depressive Person mit Medikamenten doch gar keine Einschränkung im Leben hätte.
Hattet ihr selbst Depressionen oder kennt Menschen die welche hatten und wie habt ihr das erlebt? Habt ihr offen darüber geredet oder es eher für euch behalten? Nehmen eure Mitmenschen die Depression ernst oder glauben auch viele, dass es eine Ausrede ist und gar nicht so schlimm ist, weil man sich im Alltag möglicherweise normal verhält?
Das Thema Depressionen wird von vielen Menschen leider als Faulheit vorgeschoben, weil sie einfach keinerlei Ahnung haben. Die Menschen sind einfach viel zu arrogant mit der Aussage, es als Faulheit hinzustellen, weil es ihnen offenbar sehr gut geht. Ich wünsche niemanden Depressionen, weil sie auch lebensbedrohlich werden können und das finde ich bei Weitem kein Thema, welches man einfach mal als Faulheit absondern kann.
Burnout wird auch gerne als einfache Überlastung gesehen, aber es ist eine Überlastungsdepression, die ebenfalls schwere Folgen mit sich bringen kann. Ich frage mich, wieso es viele Menschen gibt, die glauben, die Erkrankungen anderer Menschen kleiner zu reden, als es Experten tun? Was bilden sich diese Menschen eigentlich ein, Depressionspatienten als faule Menschen zu bezeichnen?
Andere Aussagen sind auch gerne, ach stell dich bitte nicht so an oder es kann doch gar nicht alles so schlimm sein. Einige lästern über Betroffene nach dem Motto, die ist so depressiv und verstehen nicht, dass dies eine Krankheit ist, die auf die Dauer auch den Gedankengang der Betroffenen komplett vereinnahmt und die Leute sich einfach nicht selber mehr daraus retten können.
Depressionen sind eine wirklich ernst zu nehmende Krankheit und auf keinen Fall auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Betroffenen liegen in einem dauerhaften Tiefstand, der sich teilweise durch den Alltag noch verschlechtert. Betroffene können sich daraus einfach nicht selber retten oder jedenfalls die meisten nicht mehr.
Die Krankheit kann bis zu einem Schrittmacher im Hirn führen, der die Nerven so anschlagen soll, dass die Depressionen vermieden werden. Wenn selbst das nicht mehr klappt, gilt man sogar als unheilbar und nicht mehr therapierbar. Das bedeutet, dass die Leute ihr Leben lang auf Depressionen zurückgreifen müssen, weil das Hirn einfach nicht mehr entsprechend positive Gedanken fassen kann, was bei sehr vielen zu Suizid führt.
Ich finde es persönlich sehr anmaßend, wenn man Depressionen sich gerne einfach als Faulheit einredet. Ich hoffe wirklich, dass Betroffene Personen niemals an der Krankheit leiden oder jemanden kennen, der daran erkrankt. Dann werden sie spätestens dann anders denken und sich bestimmt für vorherige Lästereien & Co entschuldigen. Jedenfalls dann, wenn man normal im Kopf ist.
Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich traurig, dass Depressionen in den Köpfen vieler Menschen immer noch nicht als ernstzunehmende Erkrankung angesehen wird. Aber seien wir ehrlich: manche Sachen kann man erst wirklich verstehen, wenn man entsprechende Erfahrungen gesammelt hat, bis dahin bleibt diese Erkrankung dann eben ein konfuses Konstrukt, egal wie empathisch man selbst auch ist. Das ist traurig, aber leider nicht zu ändern.
Es gibt doch eigentlich genug prominente Beispiele, die einem aufzeigen sollten, dass das eben nicht so ohne ist und auch nicht so einfach in den Griff zu bekommen ist. Faulheit ist hier nicht das passende Wort, sondern krank. Die Menschen suchen sich sicherlich nicht aus, dass sie einfach nicht mehr können, nicht mehr aufstehen können oder ihr Leben nicht mehr im Griff haben.
Medikamente sind da auch nur bedingt eine Lösung. Mein Onkel beispielsweise war sehr gut mit einem Medikament eingestellt. Dieses durfte aber nicht weiter gegeben werden, er sollte von heute auf morgen eine weitaus weniger dosiertes Medikament nehmen, wobei er aber schon abhängig vom ersten Medikament war. Das Ganze hat ihn so aus der Bahn geworfen und er konnte seine Depressionen nicht mehr aushalten, nicht mehr dagegen ankämpfen, dass er sich vor einen Zug warf.
Ich habe schon als kleines Kind mitbekommen, wie schwer er es hatte. Er lag viel auf dem Sofa, wenn es drauf ankam, dann kämpfte er mit sich und strengte sich extrem an, dann auch etwas leisten zu können. Ich kann mich beispielsweise gut daran erinnern, dass mein Cousin Geburtstag hatte. Ihm ging es an dem Tag nicht gut und dennoch hat er alles gegeben, damit sein Sohn einen schönen Tag hat, das hat ihn aber so fertig gemacht, dass er dann nach dem Besuch der Gäste sofort ins Bett musste. Depressionen sind ein Kampf, nicht nur von der betreffenden Person, sondern auch von deren Umfeld. Es verlangt viel Kraft ab. Ich bin ehrlich, ich habe meinen höchsten Respekt vor Leuten, die damit leben müssen und es irgendwie schaffen.
Das Gleichsetzen von Depressionen und Faulheit bzw. Unlust scheint tief in den Kopfen vieler Menschen verankert zu sein. Sogar von Allgemeinmedizinern habe ich schon solche Sätze gehört (ich bin mal ziemlich stark betroffen gewesen und wurde damals von einer relativ jungen Hausärztin als Simulant bezeichnet, der sich angeblich doch nur vor der Arbeit drücken wollte). Auch im Alltag hört man es immer wieder, dass sich Menschen darüber lustig machen oder aufregen, weil jemand mit Depressionen sich doch einfach nicht so anstellen solle oder in Wirklichkeit eben nur faul sei.
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