Wann und warum vor Verantwortung Angst haben?
Jeder Mensch muss früher oder später Verantwortung übernehmen. Manche Menschen haben Angst davor und fühlen sich nicht gewachsen, andere wiederum sehen das ganze gelassener. Hattet ihr schon einmal Angst davor, Verantwortung zu übernehmen? Wie seid ihr damit umgegangen und worum ging es da konkret? Gebt ihr die Verantwortung dann lieber ab oder übernehmt ihr sie trotzdem?
Prinzipiell gehöre ich zur eher gelassenen Fraktion, aber nach dem Studium ist mir dann doch der Hintern auf Grundeis gegangen, als ich nach zwei Wochen die ersten Nachtdienste hatte. Die Kombination aus mangelnder praktischer Erfahrung, keinem Kollegen, den man fragen könnte, keiner Helferin und absolut keiner Ahnung, was da kommen könnte, fand ich schon ziemlich einschüchternd. Aber nach der ersten komplett allein gemanagten Notoperation hat sich das schnell erledigt.
Ich gehöre nicht zu der Sorte Mensch, die sich darum reißt, Verantwortung zu übernehmen. Das ist meistens stressig, und man muss eben auch den Kopf hinhalten, wenn etwas schiefgeht, während man im Idealfall kaum wahrgenommen wird, solange der Laden läuft. Aber Angst davor habe ich eigentlich auch nicht, zumal da es in meinem Leben selten um Leben und Tod geht. Dass es im Job rundläuft, oder dass der geplante Urlaub mit Freunden zustandekommt, dafür kann ich schon die Verantwortung übernehmen, und weitreichende Konsequenzen sind in beiden Fällen kaum zu erwarten.
Aber nicht jeder hat so ein bequemes und relaxtes Leben, weswegen ich schon verstehen kann, dass jemandem der Allerwerteste auf Grundeis geht, wenn es darauf ankommt und man selber noch unerfahren ist, aber trotzdem mit drinhängt. Ich denke jedoch, dass sich die Angst, wie von cooper beschrieben, mit zunehmender Erfahrung legt. Mit Leuten, die dauerhaft Angst vor Verantwortung haben und deshalb jede Entscheidung an andere delegieren, komme ich eher schwer zurecht, weil ich finde, dass es sich diese Zeitgenossen oft ein bisschen zu einfach machen und anderen die Last aufbürden, zu bestimmen, wo es langgeht und auch dafür grade zu stehen. Ein bisschen Rückgrat sollte man schon haben, gerade weil die allermeisten Alltagsentscheidungen sowieso banal genug sind, dass man sie auch verantworten kann.
Ich hatte schon so einen Moment, in dem mir ganz bewusst wurde was ich nun für eine Verantwortung habe. Damals war es so, dass mein Sohn geboren war und das mit dem Stillen nicht klappen wollte, er abnahm und da habe ich schon Angst bekommen. Ich habe mich dann aber stark für eine Lösung gemacht, mich beraten lassen, probiert und dann abgepumpt, damit er Milch hat. Ich habe aus diesem verzweifelten Angstmoment gelernt, dass ich zum einen alles für dieses Kind machen werde und zum anderen dass man zu seiner Verantwortung stehen muss und stehen kann, keine Angst haben muss.
Ich denke man muss Dinge angehen, sich verantwortlich zeigen. Letztendlich kann es doch gar nicht wirklich schiefgehen, denn man hat immer die Wahl was man macht und es gibt auch nicht nur eine Option im Leben.
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