Wird der Vorfall "Floyd" Veränderungen herbeiführen?
Der tödliche Vorfall am 25.05.2020 bezüglich George Floyd war ein dokumentiertes Verbrechen, bei welchem der 46-jährige Afroamerikaner George Perry Floyd in Minneapolis vom Polizisten Derek Chauvin getötet wurde. Trotz seiner Aussage dass er nicht atmen könne, ließ Chauvin nicht von ihm ab und kniete fast 9 Minuten auf seinem Genick. Er ist vermutlich erstickt.
Der Tod von Floyd führte in Amerika bzw. weltweit zu großen Protesten, teilweise gewaltsamen Ausschreitungen. Auch in Deutschland fanden schon große Demonstrationen statt. Es entfachten weltweite Diskussionen über Rassismus und Polizeigewalt. Denkt ihr dieser weltweit bekannte Fall wird langfristig zu Veränderungen führen was Rassismus und Polizeigewalt betrifft oder ist das nur ein Tropfen auf der heißen Stein der letztendlich ganz wieder schnell wieder in Vergessenheit gerät. In welcher Form könntet ihr euch Veränderungen vorstellen? Lässt sich Rassismus überhaupt erfolgreich bekämpfen?
Würde, man sich wünschen, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sich viel ändern wird. Erinnerst du dich noch an die Proteste gegen die laschen Waffengesetze? Oder Occupy Wallstreet? Oder die ganzen Proteste, die es nach ähnlichen Vorfällen in den letzten Jahren eigentlich immer gegeben hat?
Irgendwann hat man von den Protesten nichts mehr gehört und auch von angestoßenen Änderungen war nie irgendwas in den Medien zu lesen. Wahrscheinlich hatten die Leute irgendwann keine Lust mehr zu demonstrieren oder sie hatten halt besseres zu tun, denn Jobs mit bezahlten Urlaub haben viele ja nicht.
Lässt sich Rassismus überhaupt erfolgreich bekämpfen?
Gute Frage. Gesetzlich verbieten kann man ja höchstens die Symptome, also bestimmte gewalttätige Polizeitechniken oder die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe etc. aber das Grundproblem, dass es Menschen gibt, die ihr zerbrechliches Ego aufwerten indem sie eine Gruppe finden, der sie sich überlegen fühlen können, wird man nicht weg bekommen.
Gegen Vorurteile hilft es am besten wenn diese wiederholt nicht bestätigt werden. Nicht umsonst sitzen bei uns die meisten Rassisten da, wo es die wenigsten Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Aber wem will man denn zumuten sich mit Rassisten abzugeben damit sie ihre Vorurteile abbauen können? Ich hätte darauf keine Lust und ich bin schneeweiß.
Es tut mir sehr leid, aber ich gehe nicht davon aus, dass sich irgendetwas ändern wird. Das hat mehrere Gründe. Als Polizist erwarten einen nur dann Strafen, wenn es richtig publik gemacht wird, es gab viele Fälle, bei denen die Polizisten dann einfach nach einer kurzen Pause weitermachen konnten. Vor allem schafft man Rassismus aber nicht einfach mal so ab. Ungerechtigkeiten, auch dieser Art, sind Amerika leider Alltag.
Schwarze werden öfter Opfer der Gewalt von Polizisten, sitzen häufiger im Gefängnis, auch unschuldig und auch im Todestrakt. Dazu gibt es zahlreiche Studien. Wirklich entscheidend ist hier aber die Vergangenheit. Aus wie vielen solcher Attacken hat man denn nichts gelernt? Aus wie vielen Amokläufen hat man denn nichts gelernt?
Ich kann dir nur so viel sagen, bisher ist nichts passiert und egal wer da nun irgendwelchen Hashtag ausprobiert und wer sich da nun meldet um sich als nicht rassistisch hinstellt, Rassismus ist Alltag, auch bei uns. Da muss man auch aktiv daran arbeiten, dass das besser wird und Maßnahmen gegen Täter ergreifen.
War bei der Polizeiaktion nicht dabei, kenne also die genauen Umstände nicht und muss mich deswegen auf das verlassen können, was in den Medien kolportiert wird. Es könnte auch genauso gewesen sein, dass der - wie es berichtet wurde - bei der Tat mit 20 Dollar Falschgeld bezahlen wollende verfolgte Amerikaner aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit von mehreren Polizisten dahingehend unfähig gemacht werden musste, bei seiner Verhaftung weiter physischen Widerstand leisten zu können. Dabei hat einer der Beamten in putativer Notwehr gehandelt und ist dabei weit übers Ziel hinausgeschossen.
Hätte es kein Handyvideo mit Auszügen aus dem Tathergang gegeben, das zeigt, dass das Maß an angewendetem unmittelbarem Zwang nicht der Situation angemessen war, hätte es nie einen derartige Publikumsreaktion gegeben. Auch hier sind wieder die jedermann zur Verfügung stehenden modernen, mobilen Bildaufzeichnungs- und Verbreitungsmedien, die unzensiert irgendetwas in Minutenschnelle publik machen können, an der weltweiten Reaktion mit beteiligt.
Es kann, mit aller Vorsicht formuliert, auch nicht ganz von der Hand gewiesen werden, dass es zunächst ähnlich wie beim Filmen von Unfallopfern, das mittlerweile mit Strafe bedroht ist, um die Befriedigung der Sensationsgier der Massen gegangen sein mag. Darauf deutete auch hin, dass einfach weitergefilmt wurde, anstelle aktiv dazwischenzugehen. Man hört zwar auf der Tonspur protestierende Zwischenrufe, aber aktiv eingegriffen hatte niemand der Passanten. Man hätte laut schreien können, um den Beamten abzulenken. Wäre ich bei der Szene anwesend gewesen, dann hätte ich ihm in den Allerwertesten getreten, damit er von seinem zu Boden gerungenen Delinquenten ablässt. Aber wer bringt schon so viel an zivilem Ungehorsam auf, wenn es doch viel einfacher ist, die Kamera draufzuhalten, bis Blut spritzt, und damit keine noch so kleine Nuance im Film eventuell verloren gehen könnte? So viel zum Video.
Dieses wird zum passenden Anlass genommen, über Polizeigewalt gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen zu diskutieren. Dass Amerika Probleme damit hatte und immer noch hat, ist fast schon eine Alltäglichkeit. Was sich konkret nun ändern sollte, muss analysiert und ausdiskutiert werden. Sklavenaufstände niederzuschlagen, und damit begründet, der Polizei Sonderrechte einzuräumen, das passt nicht zu einer modernen, egalitären Gesellschaft.
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