Vertrauensübungen in der Partnerschaft überflüssig?
Es gibt verschiedene Vertrauensübungen, die man durchführen kann. Wie zum Beispiel dem Partner zu vertrauen und sich fallen zu lassen. Der Partner soll einen dann auffangen und man muss eben darauf vertrauen, dass dieser das auch macht. Es gibt es sicherlich diverse andere Vertrauensübungen, die man da probieren kann.
Wann meint ihr sind solche Vertrauensübungen in der Partnerschaft nötig oder sinnvoll? Kann man das Vertrauen nicht auch anders wieder aufbauen? Findet ihr da solche Übungen eher albern und überflüssig? Sind nicht viele alltägliche Situationen schon Vertrauensübungen für eine Partnerschaft?
Solche Übungen finde ich grundsätzlich überflüssig, sei es im privaten Rahmen oder als Teambildungsmaßnahme im Beruf. Vielleicht sind sie aus wissenschaftlichem Interesse im Bereich der Psychologie interessant. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie der Partnerschaft mehr nutzen als beispielsweise gemeinsam Sport zu treiben oder tanzen zu gehen oder ein schönes Gespräch in einem Restaurant zu führen.
Ich finde so etwas bei einer funktionierenden Partnerschaft nicht wichtig, aber durchaus wenn man versucht wieder zueinander zu finden, weil man beispielsweise kurz vor einer Trennung steht und versucht wieder zueinander zu finden, man kämpfen möchte. So etwas gehört sicherlich in eine Paartherapie, aber nicht in den Alltag. Wenn ich meinem Mann sagen würde, dass er mich doch jetzt bitte mal auffangen soll, weil ich sehen will ob ich ihm vertrauen kann, dann würde der mich zu recht komisch ansehen.
Im Alltag beweist man sich doch eigentlich auch immer, dass man einander vertrauen kann und man vertraut sich automatisch immer wieder in verschiedenen Situationen. Ich würde das auch gar nicht in Frage stellen, immerhin gehört Vertrauen doch als Grundbaustein zu einer Beziehung dazu.
Ich kenne derlei Vertrauensübungen schon aus dem Schulunterricht und diversen Workshops seitdem und halte sie für ausgemachten Blödsinn. Gerade die mit dem "sich rückwärts fallen lassen" ist in meinen Augen vor allem gefährlich. Es hat doch nichts mit "Vertrauen" zu tun, wenn meine Mitmenschen Gefahr Laufen, dass ihnen die Bandscheibe rausspringt bei dem Versuch, mich als tote Last nicht auf den Boden knallen zu lassen.
Und ich finde auch nicht, dass ich einem Menschen schon allein deswegen vertrauen kann, weil er oder sie nicht kichernd zurücktritt und dabei zusieht, wie ich wie ein gefällter Baum zu Boden gehe und mit dem Hinterkopf aufs PVC knalle. Das sind vielleicht(!) lustige Spielchen für Teenager, aber für mich haben sie weder pädagogische Wirkungen noch irgendeinen Erkenntnisgewinn, davon abgesehen, dass Menschen schwer sind.
Man weiß doch auch so im Alltag, dass man dem Partner vertrauen kann. Wenn man dem Partner nicht vertrauen würde, bräuchte man ja auch keine gemeinsamen Konten, keine gemeinsame Wohnung und keine gemeinsamen Anschaffungen. Dann könnte man gleich alles wegschließen, damit der Partner bloß nicht sieht, wo das Tagebuch liegt, wo das Smartphone herumliegt (und wie der Entsperrcode lautet), was auf dem Laptop gemacht wird, wie viel verdient wird etc. Man bräuchte dem Partner dann ja gar keine Geheimnisse schicken oder irgendwelche Fotos oder sonstwas, weil das Vertrauen, dass die Daten und Informationen nicht missbraucht werden, ja nicht da wäre.
Solche Vertrauensübungen, um herauszufinden, ob man jemandem vertrauen kann, halte ich für überflüssig. Ich vertraue meinem Partner voll und ganz und weiß, dass er niemand gegen meine Interessen handeln würde. Trotzdem bin ich ein Mensch, der sich nicht gerne von anderen tragen lässt oder sich von ihnen auffangen lässt. Das hat aber mit mangelndem Vertrauen nichts zu tun.
Auch ich fand solche Übungen schon in der Schule ätzend. Und nur weil mich der fieseste Bengel der Klasse einige Male brav aufgefangen hat, wurde der für mich nicht sympathischer oder vertrauenswürdiger. Wenn sich im Laufe der ersten Wochen und Monate mit einem Mann kein tiefes Vertrauen aufbaut, dann wird das keine Beziehung. Wenn beim Kennenlernen kein positives Grundgefühl vorhanden ist, das sich bestätigt und vergrößert, dann helfen auch keine Übungen. Ich baue doch kein Leben mit jemandem auf, dem ich nicht voll vertraue. Ich meine, ohne Vertrauen gründe ich nicht gemeinsam eine Firma oder eine Besitzergemeinschaft. Warum sollte ich ohne Vertrauen mein Leben mit jemandem teilen?
Manchmal frage ich mich, wer sich diese Sachen eigentlich mal initial ausgedacht hat. Vielleicht waren es die Alt 68er, die haben ja in ihrer Zeit eine Menge nahezu schon esoterischen oder sonstwie nicht haltbaren Kram hervorgebracht. Komisch, dass sich diese Vertrauensübung in den Köpfen von Sportlehrern immer noch so tief verankert hat, dass sie jeder kennt.
An irgendwelche Übungen, die ein total zerstörtes Vertrauen zwischen zwei Menschen wieder herstellen können, glaube ich nicht. Wie soll das denn gehen? Nur weil mich jemand auffängt, bevor ich zu Boden falle, soll ich dann ab jetzt glauben, dass der Kerl sich nicht noch einmal mit unseren Ersparnissen davon macht, nicht mit Frauen im Internet flirtet oder mir bei einem Streit vor Dritten nicht infam in den Rücken fällt? Was sollte das ändern?
Vertrauen ist eine sehr schwierig zu reparierende Sache, wenn sie einmal kaputt ist. Dazu bedarf es langer Zeiträume und eines tadellosen Benehmens, damit man so allmählich wieder anfängt, jemandem zu glauben. Vielleicht kann so eine Übung künstlich für einige Zeit eine Nähe suggerieren, die dann aber sowieso nicht echt ist und spätestens am nächsten Tag im Nirwana des Alltags verpufft.
Ich finde diese Übungen absolut blöd und überflüssig, vor allem die Übung mit dem Fallenlassen. Ich habe den Sinn und Zweck darin noch nie verstanden, wobei ich solche Übungen auch noch aus der Schule kenne. Was soll denn das bringen, sich rückwärts fallen zu lassen? Natürlich werden einen die anderen nicht einfach fallen lassen, sondern nach Möglichkeit auffallen. Würden die anderen nichts tun, hätten sie ein ganz ordentliches Problem, wenn man am Ende wegen ihnen querschnittsgelähmt wäre. Da bleibt einem ja nichts anderes übrig, die andere Person zu fangen oder es zumindest zu versuchen.
Was ist denn aber, wenn das nicht gelingt? Wenn der fallende zur Seite kippt oder man als Fänger nicht die Kraft hat, die andere Person zu halten, dann hat man einfach Pech gehabt und das hat nichts damit zu tun, dass es mangelndes Vertrauen oder mangelnde Hilfsbereitschaft gibt. Ich verstehe also nicht, was die Übungen bringen sollen.
Und dass ich meinem Partner vertrauen kann, weiß ich in der Regel auch so, ohne dass ich mich fallen lassen muss. Ich weiß ja, dass er eingreifen würde, wenn ich mal in Ohnmacht fallen sollte, aber eben auch nur so, wie es in seiner Macht steht. Er ist ja auch nicht Superman. Ansonsten wüsste ich nicht, was beispielsweise das Vertrauen, dass der Partner nicht fremdgeht mit solchen Übungen zu tun hat. Das sind für mich zwei verschiedene Paar Schuhe und das ist für mich nicht miteinander zu vergleichen.
Ich halte solche Vertrauensübungen auch für überflüssig, denn sowas - vor allem, wenn es "angeordnet" wird, sagt meiner Meinung nach absolut nichts über das tatsächliche Vertrauen aus. Ich vertraue meinem Partner wegen sowas nicht mehr und nicht weniger, sondern ich vertraue ihm, weil wir miteinander reden, von der Art, wie wir miteinander umgehen. Er gibt mir keinen Grund, ihm nicht zu vertrauen, aber dennoch würde ich mich nicht unbedingt fallen lassen. Nicht, weil ich glaube, dass er mich fallen lassen würde, sondern eher, weil ich Angst hätte, dass er sich vielleicht verletzt oder so beim Versuch mich aufzufangen.
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