Rechtsanspruch auf Homeoffice wünschenswert?
Ginge es nach dem derzeitigen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, so möchte dieser einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Homeoffice durchsetzen. Ein dementsprechender Gesetzentwurf ist schon in Arbeit und während manche diesen als längst überfällig begrüßen, wird dieser von anderen Fraktionen heftig kritisiert. Was haltet ihr denn von Heil´s Vorstoß? Findet ihr einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Homeoffice durchaus realisierbar und wünschenswert oder wird sich diese Idee nicht durchsetzen können?
An sich finde ich das sehr erstrebenswert, allerdings ist das doch nicht in allen Bereichen möglich. Man muss beispielsweise mal überlegen in welchen Branchen das umsetzbar ist. So denke ich da an die Automobilbranche, wie will man denn im Home Office ein Auto bauen? Das ist einfach nicht möglich und nicht umsetzbar, deswegen wäre ein genereller Anspruch auf Home Office Quatsch.
Einen Rechtsanspruch finde ich prinzipiell wünschenswert, aber natürlich gibt es jede Menge Berufe, die für Home Office nicht geeignet sind (von Supermarktangestellten über Zahnärzte bis Bauarbeiter und LKW-Fahrer). Außerdem fände ich es wichtig, dass einem die Wahl weiterhin freigestellt bleibt, und dass einen der Arbeitgeber nicht irgendwann nach Hause abschiebt, um Büroräume zu sparen, obwohl man das gar nicht will.
Für mich wäre Home Office bis auf weiteres nicht interessant, es sei denn, es wäre eine so vollständige Umsetzung möglich, dass ich mit meiner Wohnung gar nicht mehr an den Ort des Arbeitsplatzes gebunden wäre. Dann würde ich vielleicht einen Umzug in eine andere Stadt in Erwägung ziehen, wo die Mieten günstiger sind.
Das Recht auf Homeoffice soll ja für Tätigkeiten gelten in denen es auch praktisch umsetzbar wäre. Ein LKW-Fahrer, ein Bauarbeiter, eine Supermarktmitarbeiterin oder eine Krankenschwester können natürlich heute und auch morgen nichts mit Homeoffice anfangen.
Sinnvoll ist das bei Berufen die auch tatsächlich viel am PC arbeiten bzw. am Schreibtisch sitzen. Schwierig stelle ich es mir nur bei Tätigkeiten vor bei denen noch viel mit Daten auf Papier gearbeitet wird und bei denen Informationen noch nicht digitalisierbar sind. Teambesprechungen kann man sicherlich auch per Videokonferenz etc. abhalten, ich persönlich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob solche räumlich getrennten Besprechungen auch immer genauso effektiv und produktiv sind wie Besprechungen in einem Raum.
Wenn ich das Recht auf Homeoffice auf meinen Tätigkeitsbereich übertrage dann würde ich das durchaus begrüßen. Wir sind derzeit noch angehalten in die Arbeit zu kommen und haben leider gerade in der Corona-Zeit sehr viele Leerlaufphasen die ich zu Hause sicher anders nutzen könnte.. So untätig im Büro zu sitzen ist schon sehr anstrengend und deprimierend.
Für alle Arbeitstage fände ich Home-Office allerdings auch nicht verlockend, da ich ein kommunikativer Mensch bin und es durchaus auch mag raus zu kommen und in den sozialen Kontakt mit meinen Kolleginnen zu treten. Wir haben allerdings zum Beispiel auch abwechselnd am Wochenende eine Rufbereitschaft und gerade da wäre es sehr genial, wenn wir eventuell dringende Diktate von zu Hause aus erledigen könnten. Da könnte ich dann auch samstags um 6:00 Uhr in der Früh im Schlafanzug eine Zeugenvernehmung tippen und den Tag somit trotzdem relativ entspannt angehen.
Ich persönlich habe das Glück, dass ich bereits vor Corona im Home Office arbeiten durfte, allerdings nur etwa 20% der Zeit, also in etwa einmal pro Woche. Wenn man bei uns mehr von zuhause aus arbeiten möchte, braucht man hierfür einen extra Telearbeitsvertrag.
Ich würde das Gesetz mit dem Rechtsanspruch auf Home Office allerdings nicht begrüßen, unabhängig davon, ob ich davon betroffen bin oder icht. Denn ich bin der Meinung, dass es nichts ins positive ändern wird. Die Unternehmen, die Home Office jetzt schon anbieten, sind davon unberührt, es geht ja in erster Linie um die Unternehmen, die Home Office bislang noch nicht ermöglichen.
Ich würde ungern für ein Unternehmen im Home Office arbeiten, welches das gar nicht erlauben will, sondern es nur aufgrund eines Gesetzes bewilligt. Denn ich befürchte, dass solche Unternehmen dann schon sehr genau darauf schauen, was man alles im Home Office gemacht hat, weil den Mitarbeitern nicht vertraut wird. Und ich würde mich nicht ständig dafür rechtfertigen wollen.
Es ist sicher schwierig, einen Rechtsanspruch für Homeoffice zu formulieren, da es genaue Kriterien bräuchte, für welche Berufe und Tätigkeiten Homeoffice überhaupt sinnvoll sein kann. Einen generellen Rechtsanspruch wird es sicher nicht geben können, weil weder ein Bäcker noch ein Lokführer noch ein Polizist Homeoffice machen könnte (höchstens an einzelnen Tagen, wenn beispielsweise ausschließlich Abrechnungstätigkeiten zu tun sind).
Aber auch in meinem Fall gehe ich ehrlich gesagt lieber ins Büro, weil ich hier im Zusammenhang mit meinen Kollegen manche Aufgaben letztlich schneller und effektiver gelöst bekomme, als wenn ich zuhause isoliert am Küchentisch ohne direkten Austausch arbeiten müsste.
Im übrigen scheinen inzwischen sogar schon einige meiner Kollegen allmählich die Lust am Homeoffice zu verlieren, denn auf die Dauer ist es eben oft doch nicht so angenehm, wenn man den ganzen Tag allein in einem kleinen Arbeitszimmer oder gar am Küchentisch oder im Keller verbringen muss. Mein Bürokollege (eigentlich derzeit an allen fünf Tagen der Woche im Homeoffice) taucht inzwischen immer häufiger trotzdem wieder im Büro auf.
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