Würdet ihr jemandem den Partner ausspannen?
Eine Freundin von mir hat einen Sandkastenfreund seit sie 2 ist und er 4. Die Eltern wohnten in einer Nachbarschaft. Zwar sind beide Familien in verschiedene Gegenden gezogen, aber sie sind gut miteinander befreundet und der Kontakt besteht seit über 20 Jahren bis heute. Die Mutter meiner Freundin sieht in dem Sandkastenfreund den idealen Schwiegersohn und drängt meine Freundin schon seit Jahren, etwas mit ihm anzufangen. Das fing an, als meine Freundin 15 wurde.
Die Mutter hat meine Freundin die ganze Zeit bearbeitet und wollte sie davon überzeugen, dass der Sandkastenfreund doch eine so gute Partie wäre. Meine Freundin wollte aber nichts davon wissen, sie sieht in ihm nur einen Sandkastenfreund und hat keinerlei Gefühle für ihn. Er ist wie ein platonischer Kumpel für sie, aber das will ihre Mutter nicht wahr haben. Das hörte auch nicht auf, als der Sandkastenfreund eine Partnerin hatte und nach einigen Jahren mit dieser zusammenzog. Selbst da hat die Mutter Druck auf meine Freundin ausgeübt, sie solle doch was mit dem jungen Mann anfangen. Als meine Freundin argumentierte, er hätte bereits eine Freundin und sei mit ihr zusammengezogen, wollte ihre Mutter nichts davon wissen und erwiderte: "Eine Frau ist keine Wand, man kann sie wegschieben."
Ich war ehrlich gesagt ganz schön geschockt, als meine Freundin mir das erzählt hat. Sie erzählte mir auch, dass ihre Mutter nicht locker ließ mit den Verkupplungsplänen bis der Sandkastenfreund letztes Jahr im Sommer seine Partnerin geheiratet hat. Ich muss schon sagen, ich finde das ganz schön dreist und es passt überhaupt nicht mit meinen Moralvorstellungen zusammen. Personen, die vergeben sind, sind für mich absolut Tabu. Ich will ja auch nicht, dass jemand versucht mir meinen Freund auszuspannen, also mache ich das bei anderen auch nicht.
Wie seht ihr das? Seht ihr das ähnlich wie die Mutter meiner Freundin und würdet euch jemanden einfach "krallen", egal ob vergeben oder nicht? Findet ihr sowas moralisch in Ordnung oder eher verwerflich?
Grundsätzlich ist es natürlich nicht in Ordnung, wenn man sich an Männer ranschmeißt, die schon vergeben sind. Ich wäre auch mächtig sauer, wenn sich solche Frauen an meinen Mann ranschmeißen würden, obwohl sie von mir wissen. Aber natürlich kann es jederzeit passieren, dass man sich in einen Mann verliebt und dann erfährt, dass er vergeben ist. Oder der Mann ist total unglücklich in seiner bestehenden Beziehung. Das ändert die Sache natürlich ein wenig. Grundsätzlich ist der Mann vor allem auch kein machtloses Opfer. Wenn die Frau es schafft, ihn auszuspannen, dann hat er das ja auch zugelassen. Also ich verstehe es immer nicht, wie man dann nur auf die Neue sauer sein kann, aber nicht auf den Mann.
In der Situation deiner Freundin ist das Verhalten der Mutter aber wirklich der absolute Knaller. Ich verstehe schon, dass es die Mutter auch betrifft, welchen Mann sich die Tochter aussucht. Aber nach ein, zwei erfolglosen Versuchen, sollte man dann schon einsehen, dass gerade dieser Mann nicht der Schwiegersohn werden wird. Da die Tochter keinerlei romantische Gefühlen für den Freund hat, ist es echt unsinnig weiter darauf zu bestehen. Anders wäre es, wenn man weiß, dass sie ihn liebt und er sie auch, aber dass sie aus irgendwelchen Gründen nie zueinander gefunden haben. Aber auch dann ist der Mann nicht machtlos. Wenn er eine andere Frau heiratet, ist das die Entscheidung eines erwachsenen Menschen. Man kann ja mal darüber reden, aber zwingen kann man niemanden.
Ich bin der Meinung, dass man einem nicht einfach so den Partner ausspannen sollte. Ich finde es auch moralisch verwerflich, wenn ich da so an deine Geschichte denke. Ich finde es auch wirklich krass, dass die Mutter versucht die Tochter zu bearbeiten nur, weil sie sich die Sandkastenliebe als guten Schwiegersohn vorstellen kann. Wenn die Tochter aber keine Gefühle für die Sandkastenliebe entwickelt hat und ihn nur als guten Kumpel sieht, dann würde ich mir da auch von einer Mutter nicht reinreden lassen.
Ich finde es gut, dass die Tochter ihren eigenen Weg gegangen ist und nicht auf die Mutter gehört hat. Wenn sie sich in die Beziehung eingemischt hätte und mit ihrer Sandkastenliebe letztendlich zusammengekommen wäre, hätte es nun auch anders kommen können. Wenn die Beziehung nicht lange gehalten hätte, weshalb auch immer, hätte es der Mutter nun auch nichts genützt, ihre Tochter zu bearbeiten. Letztendlich hätte man dann drei Singles, obwohl die Sandkastenliebe anfangs glücklich vergeben war. Also ich finde eh, dass man sich da in die Beziehung nicht einmischen sollte. Wenn der Mann vergeben ist, dann ist er halt vergeben. Entweder wartet man auf seine Chance oder man lässt es bleiben.
Ich denke, die wenigsten finden es in Ordnung, wenn sich jemand an jemand bereits vergebenen ran schmeißt. Mich eingeschlossen. Ich kann solch ein Verhalten absolut nicht nachvollziehen, da ich mir eigentlich denke, dass niemand wollte, dass man sich an den eigenen Partner ran schmeißt. Und da handle ich ganz nach dem Prinzip "Was du nicht willst, was man dir tu, das füg' auch keinem andren zu."
Das Verhalten der Mutter finde ich sehr seltsam. Es geht hier ja nur nach ihrem Kopf und ihr scheint es ganz egal zu sein, was die Tochter für Interessen hat und ob ihr Sandkastenfreund überhaupt ihrem Geschmack entspräche. Hier kann man glücklicherweise sagen, dass dem ja nicht so war, sonst wäre die Sache vielleicht ein wenig hässlich ausgegangen. Ich finde es sehr gut, dass die Tochter ihre Mutter in dem Fall sozusagen ignoriert hat und ihren eigenen Weg gegangen ist. Wäre das meine Mutter gewesen hätte ich ihr wohl gründlich den Kopf gewaschen - natürlich mit Respekt, aber so, dass sie auch versteht, dass so etwas nicht geht.
Wenn man sich in jemanden verliebt, der schon vergeben ist, sollte man sich in meinen Augen keine Chancen ausrechnen. Auch nicht, wenn diese Person meint, dass die Beziehung ohnehin schlecht läuft. Für mich ist jede Person, die in einer Beziehung ist tabu. Es sollten erst einmal klare Grenzen gezogen sein (Trennung oder eben nicht) und dann kann man weiter schauen, aber so halbe Sachen würde ich persönlich nicht mitmachen.
Ich finde das Wort "ausspannen" völlig falsch gewählt im Bezug auf Beziehungen und ich finde auch gewisse "Moralvorstellungen" reichlich überholt. Ich meine, wenn ich mich in einer glücklichen Beziehung befinde kann da doch kommen wer will, seine Versuche mich "auszuspannen" werden keinen Erfolg haben. Und wenn meine Beziehung nicht gut läuft ist ein "Ausspannender" nicht der Grund dafür, wenn die Beziehung in die Brüche geht, er beschleunigt die unvermeidliche Entwicklung dann höchstens ein bisschen. Irgendwie scheint es manch einem zu entgehen, dass zu einer Beziehung und auch zum Scheitern einer Beziehung immer zwei Personen gehören.
Die "Verwerflichkeit" sehe ich in der Tatsache, dass hier jemand in eine Beziehung gedrängt werden soll, die sie absolut nicht möchte, weil sie den Mann nicht liebt. Und dabei spielt es absolut keine Rolle, ob der Mann nun eine Partnerin hat oder nicht, das würde auch nicht funktionieren wenn er Single wäre und sich für sie interessieren würde. Liebe kann man nicht erzwingen und man wird in einer Beziehung nicht glücklich werden, wenn man diese nur eingeht um die Wünsche von anderen zu erfüllen oder um jemanden nicht zu verletzen.
Ich finde es ehrlich gesagt immer reichlich absurd, wenn man davon spricht, dass jemand dem anderen den Partner ausspannt. Das wirkt so, als wäre dieser Partner nicht in der Lage, für sich selbst zu entscheiden und es entsteht der falsche Eindruck, dass da jemand von außen kommt und demjenigen, der verlassen wird, etwas wegnimmt, worauf nur dieser einen Anspruch hat. Das ist doch eine ziemlich verdrehte Sicht auf die Beziehung und ich mag auch dieses Revierverhalten in Beziehungen überhaupt nicht.
Man kann einer anderen Person überhaupt nicht den Partner ausspannen, wenn dieser das nicht auch möchte. Wie soll das auch gehen? Wenn sich jemand in einer Beziehung befindet und dann irgendwann eine neue Person kennenlernt und die alte Beziehung dafür beendet, kann man nicht davon sprechen, dass da jemand ausgespannt wird. Selbst wenn klar ist, dass die neue Bekanntschaft ein großes Interesse an einem der Beziehungspartner hat, finde ich das nicht schlimm. Man muss in einer Beziehung immer damit rechnen, dass es eben noch andere Personen gibt, denen der Partner gefallen könnte. Manchmal passen zwei Leute einfach nicht mehr so gut zusammen oder es ergeben sich neue Liebschaften. Das ist doch einfach so.
Mir wäre es egal, ob jemand vergeben wäre oder nicht. Wenn ich jemanden interessant finde und diese Person mir signalisiert, dass sie auch an mir interessiert ist, wäre die bestehende Beziehung kein Argument, das gegen diesen Kontakt spricht. Wenn man eine Beziehung anstrebt, muss sich der andere irgendwann entscheiden, bei einer Affäre wäre es mir egal, mit wem die Person sonst noch zusammen ist. Fakt ist aber: wenn jemand seinen Partner für mich verlässt, dann ist das eine Sache zwischen den beiden. Als Außenstehender hat man so gut wie nichts damit zu tun.
Ich finde es auch recht lustig anzunehmen, man würde sich an einen moralischen Kodex halten, weil man sich nicht "an jemanden ran macht, der vergeben ist". Das unterstellt ja tatsächlich, dass man ja wie im Selbstbedienungsladen die Möglichkeit hat, jeden Mann oder jede Frau für sich zu gewinnen. Nette Vorstellung und es mag Leute geben, die eine entsprechende Anziehungskraft haben. Aber ich denke, dass das die Ausnahme ist.
Wer hier sagt, es wäre "tabu" sich an einen verheirateten Mann oder eine verheiratete Frau "ran zu machen" (gerne auch jeweils nur "vergeben" - muss nicht verheiratet sein) muss sich selbst auch fragen lassen, wie man selbst reagieren würde, wenn andere einen "ansprechen", obwohl man in einer Beziehung steckt. Das "Tabu" muss doch von der Seite kommen, die vergeben ist - nicht von demjenigen, der jemanden sucht!
In dem gegebenen Beispiel ist es doch einfach: macht sich die Sandkastenfreundin an ihren Sandkastenfreund ran, dann wird der - weil in einer Beziehung - doch ihre Avancen abweisen! Wenn nicht, dann bricht er (!) seine Beziehung, welche er offenbar weniger wichtig einschätzt. Aber das ist nicht das Problem der Sandkastenfreundin. Eigentlich macht sie ja allen einen Gefallen und zeigt nur auf, dass die bestehende Beziehung leicht auseinander fallen kann (und demnach eben früher oder später auseinander fallen würde).
Cologneboy2009 hat geschrieben:Fakt ist aber: wenn jemand seinen Partner für mich verlässt, dann ist das eine Sache zwischen den beiden. Als Außenstehender hat man so gut wie nichts damit zu tun.
Natürlich hat man nicht "nichts damit zu tun". Man ist dann der Katalysator der nur zu Tage bringt, was vorher da war aber verdeckt wurde. Man ist das klärende Gewitter - aber sicher nicht derjenige, der die Beziehung zerstört. Denn so eine Beziehung war ja vorher schon krank. Sonst hätte ein Dritter sich nicht dazwischen schieben können.
derpunkt hat geschrieben:Natürlich hat man nicht "nichts damit zu tun". Man ist dann der Katalysator der nur zu Tage bringt, was vorher da war aber verdeckt wurde. Man ist das klärende Gewitter - aber sicher nicht derjenige, der die Beziehung zerstört. Denn so eine Beziehung war ja vorher schon krank. Sonst hätte ein Dritter sich nicht dazwischen schieben können.
Mag ja sein, aber das hat doch trotzdem einen negativen Beigeschmack. Ich persönlich würde niemals einen Partner haben wollen, der - noch - liiert ist, egal wie gut oder schlecht die aktuelle Beziehung läuft. Wenn was falsch läuft, kann man doch vorher das Gespräch suchen und sich dann sauber trennen, aber nicht feige die Situation aussitzen. Ich finde, dass es schon eine deutliche Charakterschwäche ist, wenn man sich "ausspannen" lässt.
Es ist ja die Frage, was man unter "ausspannen" versteht. Manche trennen sich ja auch vom Partner, wenn sie jemand anderen kennengelernt haben, ohne das da schon gleich etwas gelaufen ist. Ich käme nicht auf die Idee mich in eine Beziehung drängen zu wollen und diese zu zerstören. Ich denke aber auch, dass immer Zwei dazu gehören. Eben jemand der ausspannt und einer der sich ausspannen lässt. Ich hatte so eine Situation zum Glück selbst auch noch nicht.
Lustig, in einem anderen Beitrag hast du mehr oder weniger den gleichen Text auf dich selbst bezogen und davon geschrieben, dass deine Mutter diesen Spruch dir gegenüber gebracht hat. Wie dem auch sei, ich finde es auch schwierig, vom "Ausspannen" zu reden. Das bedeutet ja, dass man immer selbst entscheiden kann, ob man jemandem den Partner ausspannt oder nicht und das immer frei entscheiden kann. Das wirkt so, als würde der Partner nicht selbst entscheiden können, mit wem er denn zusammen sein will.
Ich hatte mich jedenfalls noch nie an vergebene Männer rangemacht und grundsätzlich kommt das für mich nicht in Frage, egal wie die Erfolgschancen da aussehen. Mich interessieren vergebene Männer einfach nicht und ich habe keine Lust, mich in die Beziehungen anderer einzumischen und da so einzugreifen, egal ob die Beziehungen gut laufen oder nicht. Und wenn jemand vergeben ist, dann akzeptiere ich das auch, ohne mir weiter Hoffnungen zu machen.
Was wäre aber, wenn mich ein vergebener Mann interessieren würde und was heißt in diesem Kontext dann "ausspannen"? Ich frage mich, was wäre, wenn ich mich dann einfach so freundschaftlich mit dem Mann treffen und er sich dann in mich verlieben würde. Wäre das dann schon "ausspannen"? In so einer Situation war ich noch nie, aber so etwas kann durchaus passieren, wobei eine funktionierende Beziehung da ja aber eigentlich nicht in Mitleidenschaft gezogen werden sollte.
Was deine Mutter angeht, finde ich den Spruch und die ganze Einstellung daneben. Mal ganz davon abgesehen, dass es mit dem Ausspannen vielleicht nicht ganz so reibungslos funktioniert wie sie es sich vorstellt und es moralisch fraglich ist, so zu handeln, finde ich es schlimm, wenn Eltern die eigene Meinung nicht respektieren und akzeptieren wollen und diese sogar mit allen Mitteln zu boykottieren versuchen. Manche Eltern lernen es wohl aber nie, dass sie irgendwann kein kleines Kind mehr an der Hand haben, über das sie bestimmen können.
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