Besser neue Wohnung suchen statt beim Partner einzuziehen?
Ich habe schon öfter gehört, dass es psychologisch gesehen besser sein soll, wenn man sich als Paar eine gemeinsame neue Wohnung sucht, wenn man sich dazu entschließt, zusammenzuziehen. Ansonsten könnte der Partner bei dem man einzieht irgendwann doch das Gefühl bekommen, man hätte ihm seinen Rückzugsort "weggenommen".
Zudem soll es so eher zu Problemen kommen, wenn man nicht mit der Einrichtung des Partners zufrieden ist. Ganz schlimm soll es sein, wenn in der Wohnung schon der Ex-Partners des Partners gewohnt hat, da so besonders schlimme Erinnerungen hochkommen sollen, von beiden Seiten.
Ich kann das Ganze nicht wirklich nachvollziehen und ich finde, dass es viele Vorteile hat, wenn man beim Partner einziehen kann. Das erspart viel Arbeit und wenn man den Partner davor schon oft besucht hat und dann quasi "nach und nach" einzieht, dann ist es keine Umgewöhnung mehr.
Bei mir war es eine Mischung aus beidem. Mein Partner hatte sich eine neue Wohnung gesucht, da er bei sich ausziehen wollte. Da hatten wir eigentlich direkt beschlossen zusammenzuziehen, wobei ich noch drei Monate aufgrund der Kündigungsfrist in meiner Wohnung geblieben bin. Im Endeffekt habe ich aber deutlich mehr Zeit bei meinem Partner als bei mir verbracht. Wie war es bei euch und wie steht ihr dazu?
Bei uns war es was das angeht recht angenehm. Mein Mann hat bis dato noch bei seinen Eltern gewohnt, weil es einfach praktisch für ihn war. Er hatte auf sein Studienplatz gewartet und bis dahin gearbeitet und da war es so natürlich besser. Als er dann seinen Platz bekommen hat ist er mit mir auf die Suche nach einer Wohnung gegangen. Da eigentlich auch sofort klar war, dass wir da zusammen wohnen werden, das stand eigentlich auch nie wirklich zur Debatte.
Die Zeit, wann ich dann zu ihm ziehe, war eigentlich etwas später geplant, aber wir kamen beide nicht gut ohne einander aus und sind dann doch recht früh zusammen gezogen. So konnte ich dann aber durchaus meine Senf dazu geben, was die Wohnung angeht.
Mich würde es nun aber auch nicht stören, wenn ein Partner schon eine Geschichte in einer Wohnung erlebt hat. Das sind 4 Wände und was einen stört kann man sicherlich auch gemeinsam besprechen und dann eventuell ändern, ich sehe das nicht so eng.
Es mag oberflächlich klingen, aber bei mir würde das unter anderem von den Wohnumständen des Partners abhängen. Es gibt Wohnorte und Wohnungen, wo ich lieber hin- bzw. einziehen würde als andere. Generell würde ich nicht gern bei jemandem einziehen wollen, wenn dies gleichzeitig ein Einzug ins Elternhaus bedeuten würde. Da hätte ich zu große Bedenken, dass einen die Eltern gleich mit in Beschlag nehmen könnten. Auch der Wohnort und die Lage der Wohnung bzw. des Hauses spielen eine Rolle. In ein einsames Häuschen irgendwo am Waldrand würde ich beispielsweise nur ungern ziehen, weil ich eher ein Stadtmensch bin.
Bei mir überschreiben finanzielle und praktische Aspekte eindeutig "psychologische" Bedenken. Bei Geschmacksfragen in Sachen Einrichtung und Dekor lassen sich im Normalfall Kompromisse schließen, gerade wenn die Beziehung schon so weit gediehen ist, dass man zusammenziehen will. Wenn ein Partner dann immer noch auf seinen "Rückzugsort" pocht, ist es wohl bestenfalls noch zu früh für die traute Zweisamkeit.
Und dass jemand "Vergangenheit" hat, ist jenseits der 20 auch kaum noch zu vermeiden. In meinem Alter sind viele schon nicht mehr nur geschieden, sondern schon verwitwet. Und wenn der/diejenige welche in einer absoluten Bruchbude wohnt und offensichtlich keinerlei Wert auf ein angenehmes Lebensumfeld legt, wird das Problem auch nicht gelöst.
Sprich, wer alleine lebend seine Pfandflaschen nicht regelmäßig wegbringt, den Hund auf den Teppich pinkeln lässt oder sich die Stiefel an der Gardine putzt, wird davon auch kaum (oder nur unter nicht zu rechtfertigendem Erziehungsaufwand) ablassen, wenn man gemeinsam in eine neue Wohnung zieht. Und wenn Größe, Lage und Ausstattung zumindest akzeptabel für beide sind, sehe ich keinen Grund, Geld, Zeit und Aufwand in die Suche eines gemeinsamen Domizils zu stecken, wenn schon eines zur Verfügung steht.
Ich bin nie in die Wohnung des jeweiligen Partners eingezogen, weil es sich nie ergeben hat. Die Umstände waren immer so, dass wir gemeinsam eine neue Wohnung gesucht haben. Entweder waren meine Wohnung beziehungsweise die des Partners zu klein, damit einer bei dem anderen mit einziehen konnte, oder wir konnten uns aufgrund von beginnender Berufstätigkeit nach dem Studium eine größere Wohnung leisten oder der Freund wohnte noch bei seinen Eltern.
Ich hätte aber grundsätzlich Bedenken, bei einem Freund einzuziehen. Die Wohnung ist doch schon eingerichtet und ich könnte nur einen kleinen Teil meiner Möbel mitnehmen. Außerdem liebe ich es, Wohnungen einzurichten, darauf müsste ich dann verzichten. Die Wohnung hat zudem eine Vergangenheit, zum Beispiel die von vorhergehenden Freundinnen, die vielleicht die Wandfarbe ausgesucht haben. Ich mag auch das Gefühl, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Das hängt auch mit meinen jeweiligen Wohnungen zusammen.
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