Ohne To-Do-Liste nicht produktiv fühlen?

vom 03.11.2019, 17:26 Uhr

Eine Bekannte von mir schreibt praktisch täglich To-Do-Listen und kann gar nicht mehr ohne so eine Liste klarkommen. Sie meinte zu mir, dass sie es schon mal versucht hat, sich aber einfach nicht nicht so produktiv fühlte, wenn sie zwar an dem Tag alles geschafft hat, aber keine Liste zur Verfügung hat, bei der sie die erfolgreich erledigten Punkte abhaken kann.

Ich muss sagen, dass ich das von mir so gar nicht kenne. Ich schreibe in der Regel keine Listen, was ich an dem Tag alles erledigen möchte, sondern habe das im Kopf. Wenn ich dann die Punkte alle geschafft habe, dann ist es schon so, dass ich mich auch produktiv fühle und eben das Gefühl habe, alles geschafft zu haben.

Wie ist das bei euch? Schreibt ihr To-Do-Listen, um alles zu schaffen, was ihr euch für den Tag vorgenommen habt und nichts zu vergessen? Oder braucht ihr so etwas nicht, weil ihr vielleicht auch nicht so viel zu erledigen habt? Wenn ihr To-Do-Listen schreibt und es vielleicht auch mal ohne Liste versucht habt, fühlt ihr euch dann auch nicht so produktiv oder macht das keinen Unterschied, ob ihr die Liste verwendet oder eben nicht?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Auf der Arbeit schreibe ich mir oft To-Do-Listen, da es an chaotischen Tagen einfach häufig drunter und drüber geht, immer wieder Zwischenfälle passieren und ich dennoch gewährleisten will, dass ich meine Aufgaben vollständig und gewissenhaft erledige und nichts vergessen wird. Das ist jedoch Fluch und Segen zugleich, denn zum einen hilft es natürlich bei der Organisation und Strukturierung, zum anderen baut es aber auch einen ganz schönen Druck auf, alles schaffen zu müssen. Oftmals vergisst man darüber, dass manche Aufgaben auch am Folgetag noch erledigt werden könnten, und neigt zur Überarbeitung, zu Überstunden oder zur Streichung notwendiger Pausen.

Zuhause verzichte ich daher meistens völlig auf solche Listen, denn da kann ich meinen eigenen Tagesablauf bestimmen und weiß, dass ich diszipliniert genug bin, meine Pflichten entweder vor dem Vergnügen noch abzuarbeiten oder aber zumindest nicht aus den Augen zu verlieren, wenn ich mich mal ein Stündchen einer angenehmen Ablenkung widme. Aufschreiben tue ich nur benötigte Einkäufe, wichtige Daten und ähnliches, bei dem man schnell mal etwas verwechseln oder unterschlagen kann.

Für mein Ego und mein Gewissen brauche ich auch keine Pseudo-Leistungsnachweise in Form vollständig abgehakter Listen, denn ich kann das Ergebnis meiner Arbeit ja teilweise in plastischer Form vor mir sehen und teilweise auch einfach als kleinen Erfolg im Hinterkopf abspeichern. Jemand anderem muss ich meine Produktivität auch nicht beweisen, und demnach finde ich private To-Do-Listen für mich persönlich überflüssig. Wer aber als Gedächtnisstütze oder Zeitvertreib so etwas nutzen will, dem steht das offen.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ja, ich schreibe mir auch To-Do-Listen im privaten Bereich. Einfach weil ich die "Familienmanagerin" bin und einfach den Überblick über meine eigenen Aufgaben, aber auch die meiner Familienmitglieder im Blick behalten muss. Es ist für mich also eine Gedächtnisstütze.

Ich mache das aber nicht nicht um eine optische Bestätigung für meine eigene Produktivität zu haben. Punkte die von der Priorität ganz oben stehen mache ich auch als erstes und bei allen anderen Punkten mache ich mir keinen Stress. Ich mache das was ich schaffe und wenn ich z.B. am Nachmittag mal eine "Erschöpfungsphase" habe dann lege ich mich auch mal einfach eine Stunde auf die Couch. Da ist mir dann auch ziemlich egal ob da noch "Fenster putzen" auf meiner To-Do-Liste gestanden hätte. ;-)

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe auch angefangen, To DO Listen zu schreiben. Erstens hilft mir das, mich besser zu organisieren und irgendwie auch einen Überblick zu haben, was alles getan werden muss. Zweitens ist so die Chance geringer, dass ich Dinge vergesse oder nicht rechtzeitige erledige.

» Herzdame » Beiträge: 82 » Talkpoints: 13,66 »



Für mich haben diese Listen eher einen Placebo-Effekt. Angeblich ist es dem Belohnungszentrum im Gehirn relativ egal, ob man wirklich etwas erledigt hat oder sich nur geistig damit auseinandergesetzt. Ich habe auch immer wieder Phasen, in denen ich Listen schreibe und Pläne aushecke, und dabei völlig aus den Augen verliere, dass ich in der Zwischenzeit die meisten liebevoll aufgelisteten Posten schon längst hätte erledigen können. Aber es hinterlässt einfach ein gutes Gefühl, wenn man zumindest aufschreibt, dass man die Fenster mal wieder putzen müsste. Den Feudel kann man ja später schwingen.

Ich kann von mir auch nicht behaupten, dass mein Leben so abenteuerlich ist, dass ich Merkzettel brauche. Mein Alltag besteht wie der vieler anderer vor allem aus Routine und festen Abläufen, und mal einen Arzttermin quetsche ich schon irgendwie dazwischen. Und ich empfinde mich auch als durchaus "produktiv". Schließlich bin ich berufstätig, führe meinen eigenen Haushalt, pflege eine Beziehung, Freundschaften, Hobbys und familiäre Verpflichtungen. Da brauche ich keine To-do-Liste, damit ich mir nicht unterfordert vorkomme.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn Leute so obsessiv an ihren "to do" Listen kleben muss ich immer an die Montagsmotivation denken, die mir mein Partner mal auf dem Schreibtisch hinterlassen hat und die ungefähr so geht:

1. To do Liste schreiben
2. Ersten Punkt abhaken
3. Darüber freuen, dass du schon zwei Sachen erledigt hast
4. Als Belohnung dafür, dass du schon drei Sachen erledigt hast erst mal eine Pause machen

Ich finde solche Listen aber nicht gänzlich unsinnig, nämlich dann, wenn ich etwas planen muss, das ich nicht regelmäßig plane. Wenn ich zum Beispiel vor dem Urlaub noch einiges erledigen muss oder mehr Gäste als üblich für eine Party eingeladen habe. Aber so etwas wie "Müll raus bringen" brauche ich mir echt nicht aufschreiben. Sieht man doch wenn das nötig ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich schreibe solche Listen nicht unbedingt, weil ich mir die Dinge merken möchte und auch nicht zu viel vornehmen möchte. Ich meine das Problem mit solchen Listen ist doch auch, dass man da furchtbar viele Dinge darauf schreibt und dann am Ende nur wenig davon schafft und das frustriert dann. Das würde ich gar nicht wollen. So schaue ich, was gemacht werden muss und sehe dann was ich machen kann. Für Leute, die solche Listen führen ist ein Leben ohne aber sicherlich nicht vorstellbar.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



In gewisser Weise finde ich diese Listen nicht komplett unsinnig, aber nahezu täglich dann doch wieder übertrieben. Denn eigentlich sollte es als Motivation doch ausreichen, seine Dinge erledigt zu wissen und umso schneller, umso mehr Zeit für sich. Das ist natürlich die andere Geschichte.

Bei Dingen, die man nicht regelmäßig macht, verstehe ich, wenn eine To-Do-Liste abgearbeitet werden soll. Man vergisst eben im Stress auch mal hier und dort was. Deswegen empfiehlt sich, hier mal genauer zu schauen, dass man da drauf achtet, dies abzuhaken. Doch für fast jeden Tag? Das würde mich mehr stressen, als wenn die Automatismen greifen.

Zumal doch eigentlich auch jeder Mensch einen gewissen Rhythmus und Automatismus mit sich bringt. Mir wäre das daher echt zu stressig, wenn ich wirklich täglich eine To-Do-Liste abarbeiten müsste. Vor allem, was passiert, wenn ich da mal etwas nicht schaffe? Kommt das dann auf den nächsten Tag noch mit drauf?

Denn manchmal ist es doch so, dass sich der Tagesablauf verändert, man spontan irgendwo hin muss oder etwas erledigen musst, was die To-Do-Liste stören würde. Ne, mir wäre das auf Dauer zu komplex. Mal für Dinge, die nicht alltäglich sind, um sie nicht zu vergessen, okay, aber nicht dauerhaft.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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