Fehlende Kommunikation in der Partnerschaft
Ich bin seit etwa einem Jahr mit meinem Partner zusammen und wir verstehen uns eigentlich sehr gut. Er ist sehr aufmerksam, liebevoll und zärtlich. Außerdem zuverlässig und loyal und ich merke durch viele kleine Gesten seinerseits, dass er mich wirklich sehr gern hat.
Aber was mich immer wieder kränkt und auch an unserer Partnerschaft zweifeln lässt: Ich kann nicht wirklich gut mit ihm reden... Er ist intensive Gespräch einfach nicht gewohnt, weder von seiner Familie her, noch mit seinen Freunden.
Ganz am Anfang hat er noch nicht mal nachgefragt, wenn ich etwas erzählt habe. Inzwischen tut er das, aber er findet einfach nichts daran, sich über die Motive, Interessen und Beweggründe der Menschen, die uns umgeben zu unterhalten. Wenn wir z.B. gemeinsam einen Film gesehen haben könnte ich mich noch eine halbe Stunde lang über die Handlung, die darin angesprochenen Themen und woran mich diese erinnern, unterhalten: ein Stück weit erlebe ich so auch noch einmal meine Freude und möchte diese mit ihm teilen - er aber hakt das Ganze als "netten Film" (wahlweise: "super Film" oder "ging so"...) ab und hat keinerlei Bedürfnis, das Erlebte mit Worten 'nachwirken' zu lassen.
Grundsätzlich ist mein Freund sehr einfühlsam und hat auch ein sehr gutes Gespür für die Gefühle anderer (inklusive mir) - nur über Gefühle zu reden findet er irgendwie überflüssig. Da das Reden über Erlebtes für mich aber ein Zeichen von Zuneigung und Vertrauen ist fühle ich mich zurückgestoßen, wenn er das nicht will (oder meine ausführlichen Schilderungen sogar belächelt) und er fühlt sich unter Druck gesetzt, weil ihm, wie er sagt, schlicht nichts einfällt, was er dazu sagen könnte.
Tja, klingt im Grund ja schon klischeehaft nach diesen Ratgebern à la 'Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können'... Habt ihr eine Idee, wie ich die Situation entspannen kann? Habt ihr eventuell selbst so einen 'maulfaulen Schatz' bei euch zuhause sitzen und einen Tipp, wie ich ihn aus der Reserve locken könnte?
Zu Hause habe ich eine wahre Plaudertasche sitzen, also kann ich nicht direkt aus meinem Leben heraus Ratschläge geben. Dennoch würde ich dir dazu raten deine Erwartungen anzupassen. Würde mich jemand nach einem Film darauf ansprechen würde ich wahrscheinlich auch nur sagen, ob er gut war oder eben nicht. Warum muss man das Ganze dann auch noch auseinander nehmen? Daran die Liebe zu bemessen finde ich schade. Hauptsache ist doch, dass du dich an seine Schulter lehnen kannst, wenn es dir nicht gut geht.
Du solltest dir vielleicht auch überlegen, welche Themen dir besonders am Herzen liegen. Diese solltest du dann auch bei ihm erwähnen und sagen, dass du gerne darüber mal reden magst. Anfangs kann er ja erst mal nur zuhören und wenn er dann mal etwas dazu sagt ist es gut. So etwas muss man ja auch lernen und von jetzt auf gleich geht das nicht. Zudem sind manche Menschen auch einfach schweigsam und wollen nicht immer über alles reden, obwohl sie sich dafür interessieren und einen lieben.
Manche Männer sind einfach maulfaul. Ich hatte auch solch ein Exemplar und da hilft es wirklich nur, ihm konkrete Fragen zu stellen, die Konversation mit ihm zu beginnen. Ansonsten wird er weiter schweigen oder kaum ein Gespräch beginnen. Sprich ihn direkt an, ohne ihm Vorwürfe zu machen. Er macht das bestimmt nicht absichtlich und er liebt dich bestimmt ebenfalls, aber die Liebe würde ich nicht daran festmachen, dass einer der Partner den Mund nicht aufbekommt.
Hast du denn deinem Partner mal gesagt, dass es dich enttäuscht, dass er so wenig mit dir über Gott und die Welt spricht? Vielleicht hat dein Partner auch keine Lust auf bestimmte Themen. Bei uns ist es oft so, dass mein Partner abends seine Ruhe möchte, wenn er nach Hause kommt und ich aber einen hohen Mitteilungsbedarf habe. Oftmals ist er dann genervt und ich bin dann still.
Mich macht es aber auch oft traurig, dass ich nicht mal die wichtigsten Dinge mit ihm besprechen kann. Ich habe ihm das auch schon gesagt. Aber es ist eben nicht immer leicht auch Verständnis für den anderen aufzubringen.
Manche Menschen reden einfach nicht gern. Das wird oft als typisch "männliche" Eigenschaft dargestellt, aber ich habe auch schon Frauen getroffen, die den sozialen Sinn von Small Talk und Plaudern einfach nicht begriffen haben. "Wie war dein Wochenende?" - "Schön." Nach zähem Bohren habe ich dann meistens herausgefunden, dass die Dame einen interessanten Film im Kino gesehen hat und dann noch in geselliger Runde mongolisch essen war. Es ist ja oft nicht einmal so, dass diese Kandidaten nichts zu erzählen hätten. Anscheinend kommt es ihnen einfach nicht in den Sinn, dass sich andere Leute dafür interessieren.
Ich bin auch der Typ, dessen Sozialkontakte vor allem auf Gesprächen über Gott und die Welt basieren und dadurch gestärkt werden. Wenn man nicht mit mir spricht, verunsichert mich das und sorgt dafür, dass ich mich weniger gewertschätzt fühle. Deswegen hätte ich wohl auch Probleme mit einem maulfaulen Schatz. Glücklicherweise sieht mein tatsächlicher Partner das genauso, sodass wir uns in dieser Hinsicht ganz ordentlich ergänzen.
Vielleicht hilft es ja, wenn du deinem Partner versuchst, ohne Vorwurf zu erklären, dass es dir weniger um den Inhalt mancher Gespräche geht, sondern vor allem um den Austausch und das gemeinsame Erleben. Es kann ja sein, dass dein Partner aus allen Wolken fällt, wenn er erfährt, wie wichtig es dir ist, mit jemandem zu reden und dass es hier um viel mehr geht als die bloße Übermittlung von Informationen.
Vielen Dank für die Antworten bisher! Ich denke, meinem Freund ist inzwischen klar, dass 'Reden' für mich - anders als für ihn - nicht in erster Linie Informationsaustausch ist und ich merke auch an seinen Versuchen, auf mich einzugehen und mir zumindest aufmerksam zuzuhören, dass ihm wirklich viel an mir liegt. Umgekehrt versuche ich nicht beleidigt zu sein, wenn er z.B. spät abends müde ist und ich dann von ihm wirklich nur noch Reaktion à la 'Ja' oder 'Nein' bekomme.
Ehrlich gesagt weichen wir gerade oft auf andere Arten der Kommunikation aus, sind also z.B. sehr zärtlich zueinander, er bringt mir kleine Geschenke mit, ich koche für ihn und wir essen gemütlich zusammen, was für mich auch Möglichkeiten sind, Nähe mit ihm zu teilen.
Allerdings merke ich aber auch, dass ein ähnliches Kommunikationsbedürfnis für eine Partnerschaft wohl (zumindest mir) wichtiger ist als ich zunächst angenommen habe. Vor allem Gespräche, die in die Tiefe gehen fehlen mir einfach und ich merke, dass ich mich schlicht dabei langweile, wenn ich selbst immer wieder Themen anschneide (kann Tagespolitik sein oder ein Buch, das ich gerade lese) und darauf kaum eine Reaktion kommt.
Ich werde wohl in den nächsten Monaten sehen, ob aus unserem 'Anfang' mehr wird - und bin auf jeden Fall jetzt schon ein ganzes Stück klüger in Bezug darauf, was ich brauche, um mich in einer Partnerschaft wirklich wohl zu fühlen...
Das gemeinsame Gespräch, auch über emotional schwierige Dinge, eigene Gefühle und Ängste ist für mich ein wesentlicher Punkt in meiner Beziehung. Ich gehe bei der Partnerwahl daher auch so weit, dass ich mir nur Partner suche, die über ihre Gefühle auch reden können, sie mir zeigen und mich verstehen.
Ich finde eine Beziehung lebt von Emotionen und dass man sich diese untereinander auch mitteilt. Seien sie positiv oder negativ, gegen den Partner oder andere gerichtet. Ich halte es für fast unmöglich, einen Mann, der Gefühle nicht offen zeigt, dazu zu animieren. Es ist für manche Menschen einfach unangenehm oder sie können nicht mit der Reaktion anderer umgehen.
Vielleicht kannst du deinen Partner mal vorsichtig darauf ansprechen, dass es dir Sorgen bereitet, wie wenig emotional er manchmal ist. Ich würde ganz ruhig mal besprechen, dass dich das traurig macht, du aber auch nachvollziehen kannst, dass er nicht raus aus seiner Haut kann. Manchmal finden Männer dann Mittel und Wege, auf andere Arten und Weisen Gefühle auszudrücken und sich langsam mehr zu trauen.
Ich meine jetzt nicht so Sachen wie kochen oder Geschenke mitbringen, sondern dass dein Freund sich vielleicht wirklich mal Gedanken darüber macht was schief läuft in der Welt, was ihn persönlich betroffen macht oder wovor er Angst hat. Oftmals ist es ja nur ein beiseite schieben von unangenehmen Themen. Ich würde ihm mal gezielt Fragen stellen. So nach dem Motto: "Ich hab neulich ein Bericht über die Armut in Deutschland gelesen. Was denkst du dazu?"
Vielleicht kommt ihr so in eine Diskussion. Ich bin der Meinung, dass Mannes zumindest lernen kann, ein Gespräch über ein allgemeines Thema zuführen.
Zum Thema Emotion: Oft fehlt ja auch nur der Anstoß der Partnerin, dass Emotion gewünscht wird und geschätzt wird. Dann ist es sicher für viele Männer leichter, Gefühle mehr zuzulassen. Vielleicht gibt es einzelne Themen, die deinen Freund emotional werden lassen. Dinge, die ihn persönlich betreffen und unzufrieden machen. Das ist oft ein guter Einstiegspunkt für eine Diskussion.
Es ist zumindest schon einmal schön, dass Du durch viele Gesten feststellst, dass die Liebe da ist und Du deinem Partner wichtig bist. Das ist natürlich sehr wichtig für dich, um überhaupt einen Sinn in allem sehen zu können, denn sonst könnte die mangelnde Kommunikation noch Nachteile mit sich ziehen, wenn Du das Gefühl bekommen würdest, dass das allgemeine Interesse an Deiner Person nicht vorhanden ist.
In meinen Ex-Beziehungen waren die Herren sehr ruhig, besonnen und selten interessiert an irgendwelchen Handlungen der Filme usw. Ich hatte häufig das Gefühl, dass das Interesse einfach nur so eine Art "Richtlinie" für die Beziehung ist, um nicht auf Konfrontationskurs zu gehen. Wobei ich selber eigentlich auch nie die gesprächigste Person im Leben war.
Mein Ex-Freund der bei der Polizei arbeitet war jedoch extrem gesprächig. Meines Erachtens sogar zu intensiv, weil er die Arbeit mit nach Hause gebracht hat. Ich habe im Grunde das ganze Leid der Menschen am eigenen Leibe erfahren müssen, aber damit er die Seele freireden konnte, habe ich es mit gemacht.
In meiner derzeitigen Beziehung ist die Kommunikation eigentlich sehr ansprechend und viel. Eigentlich gibt es keine wirklich ruhige Minute, außer im Schlaf und beim TV schauen, wo wir ruhig sind. Wir unterhalten uns, wie Du es Dir scheinbar auch wünscht, über Ereignisse im TV etc.
Wenn Dein Freund jedoch keinerlei Kommunikation zu bieten hat, liegen die Gründe wohl wirklich darin, dass er es von Kindheit an, wie Du ja bereits anmerkst, nicht kannte. Er muss es erst lernen, was es bedeutet zu kommunizieren. Doch es gibt natürlich auch Menschen, die keinerlei Freude am Palaver haben, sodass man hier unterscheiden muss.
Hast Du vielleicht Mal beobachtet, wo irgendwie mehr Gesprächsstoff vorhanden ist als üblich? Vielleicht über politische Themen, Autos, Beziehungen, Zukunftspläne etc? Womöglich könnt ihr da erst einmal ansetzen. Oder du bist so genial und stellst ihm im Grunde immer fragen, damit er antworten muss. Unter Umständen kannst Du in solchen Situationen ihn dazubewegen, auch selber zu fragen.
Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, als dich entweder damit zu arrangieren, dass dein Freund eben nicht besonders viel spricht oder du trennst dich von ihm, wenn es dich zu sehr stört und du nicht damit klarkommst. Ich glaube nicht, dass du deinen Freund ändern kannst und dass er sich irgendwann von selbst ändert. Wenn er einfach nicht besonders viel spricht, dann ist es so. Ich glaube nicht, dass er bald zur Plaudertasche wird, nur weil du dir das von ihm wünschst. Manche Leute reden einfach nicht mehr als notwendig und das ist dann eben ihr Charakter.
Du kannst die Tatsache an sich akzeptieren und lernen damit zu leben und dich einfach an Freunde wenden, wenn du jemanden zum Plaudern willst. Oder du siehst ein, dass ihr einfach nicht zusammenpasst und du es nicht akzeptieren kannst, dass ihr in dieser Hinsicht so unterschiedlich seid. Für mich persönlich würde es beispielsweise nicht gehen, wenn mein Freund so wenig sprechen würde. Für mich ist es ganz wichtig, dass mein Partner auch gleichzeitig mein bester Freund ist und ich über alles mit ihm sprechen kann und wir auch stundenlange Diskussionen über Gott und die Welt führen können. Das liebe und brauche ich, gerade in einer Partnerschaft.
Ich bin auch so jemand, der gerne intensive Gespräche führt und stundenlang über alles mögliche diskutieren kann. Ich verstehe, dass es nicht jeder mag, über Klatsch und Tratsch zu sprechen und erwarte das auch nicht von meinem Freund. Aber ich erwarte schon, dass wir uns richtig austauschen können und wir auch wissen, wie wir uns allein mit Gesprächen beschäftigen können. Wenn das nicht möglich wäre, dann wäre die ganze Beziehung einfach nichts für mich.
Ich mag es einfach, beim Abendessen oder auch am Wochenende auf dem Balkon stundenlang bei einem Glas Wein zu reden und uns auszutauschen. Wenn mein Freund dann kaum etwas von sich aus sagen oder mir nur knappe Antworten geben würde, dann würde mir das einfach nicht reichen.
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